In der öffentlichen Geschichtsdarstellung drückt sich gesellschaftliches Selbstverständnis aus. Deshalb sind Denkmaldebatten auch immer Suchprozesse, gesellschaftliche Selbstfindungsprozesse. Von Denkmälern und Gedenkstätten können wiederum Prägungen normativer Verhaltensgrundlagen ausgehen.
Die Tagung befasst sich mit der Funktion des Gedenkens in geschichtspolitischen Prozessen. Warum sollen wir uns an Situationen, Ereignisse und Personen der Vergangenheit erinnern? Welche Bedeutung hat die respektvolle Aufarbeitung einzelner Schicksale und deren Würdigung in z.T. ganz speziellen, rituellen, symbolischen und vor allem die Sinne ansprechenden Formen? Wo liegen die fließenden Übergänge zwischen Forschung, Vermittlung und Gedenken, wo grenzen sich die drei Bereiche ab? Wo endet die selbstverständliche und gerechtfertigte Würdigung von Opfern oder Helden, und wo setzt möglicherweise eine Instrumentalisierung ein? Wie sind mit zeitlichem Abstand zu den Ereignissen auch die Formen des Gedenkens so zu verändern, dass der Bezug zur Gegenwart erhalten bleibt?
Am Beispiel der Gedenklandschaft für die Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft werden wir uns auf der Tagung mit traditionellen und neuen Formen öffentlichen Erinnerns und Gedenkens auseinandersetzen und der Frage nachgehen, wie Gedenkinhalte und Gestaltungskonzepte gesellschaftlich ausgehandelt werden und welche Interessen hierbei zur Geltung kommen. Nicht zuletzt geht es auch um die Akzeptanz des Gedenkens an die Opfer kommunistischer Repression und Verfolgung innerhalb der bestehenden Gedenkkultur des geeinten Europas.
Dazu laden wir Sie herzlich ein.
Dr. Gabriele Camphausen, Fachbereichsleiterin bei der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, (BStU)
Maria Nooke, Geschäftsführerin der Gedenkstätte Berliner Mauer
Ulrike Poppe, Studienleiterin, Evangelische Akademie zu Berlin
Freitag, den 16. Februar 2007
17.00 Uhr Anmeldung
18.00 Uhr Abendessen
19.00 Uhr Begrüßung und Einführung
Dr. Gabriele Camphausen, Ulrike Poppe
19.15 Uhr Die Funktionen des Gedenkens in modernen Gesellschaften
Dr. h.c. Joachim Gauck, Vorsitzender des Vereins „Gegen Vergessen - Für Demokratie“
anschl. Diskussion
ab 21.00 Uhr Offener Abend
Samstag, den 17. Februar 2007
9.30 Uhr Erinnernde Solidarität mit den Opfern
Gedenken in christlicher Tradition
Dr. Christian Staffa, Geschäftsführer der Aktion Sühnezeichen e.V., Berlin
10.30 Uhr Kaffeepause
11.00 Uhr Nach zwei Diktaturen
Besondere Probleme des Opfergedenkens in Deutschland
Prof. em. Dr. Lutz Niethammer, Historiker, Universität Jena
12.00 Uhr Mittagessen
14.30 Uhr Trauer und Würdigung - Mahnung und Vorbild?
Die Opfer kommunistischer Herrschaft in der gegenwärtigen Gedenkkultur
Petra Morawe, Publizistin, Berlin
15.15 Uhr Kaffeepause
15.45 Uhr Aufklärung und Heilung
Umgang mit Opfern des Kommunismus in Deutschland und der Apartheid in Südafrika
Prof. Dr. Ralf Wüstenberg, Theologe, Freie Universität, Berlin
16.30 Uhr Forschen - Vermitteln – Gedenken
Verschiedene Komponenten in der Gedenkstätten arbeit
Prof. Dr. Volkhard Knigge, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora
17.00 Uhr Kleine Pause
17.30 Uhr Europäisierung des Gedenkens?
Zur Ost-West-Differenz in der Erinnerungskultur
Prof. Dr. Stefan Troebst, Professor für Kulturstudien Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig
Prof. Dr. Etienne Francois, Historiker und Direktor des Frankreich-Zentrums der Freien Universität, Berlin
Prof. Dr. Adam Krzeminski, Publizist und Redakteur der Zeitschrift „Polityka“, Warschau (angefragt)
Moderation: Dr. Gabriele Camphausen
18.45 Uhr Abendessen
19.30 Uhr Sichtbare Andenken
Denkmäler an die Opfer des Kommunismus in Ostmitteleuropa
Dia-Show und Gespräch:
Dr. Anne Kaminsky, Geschäftsführerin der Stiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin
21.00 Uhr Offener Abend
Sonntag, den 18. Februar 2007
09.15 Uhr Andacht
10.00 Uhr Wem gehört unser Andenken?
Über Deutungsmacht und demokratisches Aushandeln von Denkmälern
Podium:
Dr. h.c. Joachim Gauck
Horst Schüler, Opferverband
Günter Nooke, Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe, Berlin
Silke Klewin, Leiterin der Gedenkstätte Bautzen
Moderation: Prof. Dr. Klaus-Dietmar Henke, Historiker, Technische Universität Dresden
12.30 Uhr Mittagessen und Ende der Tagung