Der so genannte Deutsche Herbst wirft auch nach 30 Jahren noch Fragen auf. So ist wenig bekannt über die Beziehungen zwischen Mitgliedern der Roten Armeefraktion, RAF, und kommunistischen Machthabern. Anfang der 80er Jahre bot die Staatssicherheit ausstiegsbereiten, kampfesmüden Untergrundkämpfern einen sicheren Unterschlupf in der DDR. Wie beurteilten die bundesrepublikanischen Linksextremisten das DDR-System und welche Kontakte hatten sie? Gab es so etwas wie eine Geistesverwandtschaft? Welche Motive hatte die DDR-Führung, die RAF-Aussteiger vor der Strafverfolgung zu schützen? Wer wusste davon? Und wie ist das DDR-Asyl im Kontext der deutsch-deutschen Geschichte zu beurteilen?
Im Zusammenhang mit dieser Geschichte steht auch die Frage nach der Schuld: Sind Gewalttaten aus politischer Überzeugung anders als gewöhnliche kriminelle Straftaten zu beurteilen und gegen eine Staatsmacht gerichtete Verbrechen anders als solche, die mit deren Billigung ausgeübt werden? Wie können Gefahren abgewehrt und den Opfern politisch motivierter Gewalt Genugtuung verschafft werden, ohne dass der Staat des Rechts zum Staat der Rache wird?
Wir laden Sie herzlich ein, zusammen mit Experten diese Fragen zu diskutieren.
Ulrike Poppe, Studienleiterin, Evangelische Akademie zu Berlin
Freitag, den 27. April 2007
10.30 Uhr Begrüßung und Einführung in die Tagung
Ulrike Poppe
10.45 Uhr Freund- und Feindbilder
Der „Deutsche Herbst“ im Windschatten des Kalten Krieges
Dr. Gerd Koenen, Historiker, Publizist, Frankfurt/Main
12.00 Uhr Streitfall RAF
Protestantismus und Linksterrorismus in Berlin
PD Dr. Jörg Herrmann, Theologe, Publizist, Hamburg
13.00 Uhr Mittagessen
14.30 Uhr Täterschutzprogramm für die RAF
Die Staatssicherheit und der Terrorismus
Dr. Tobias Wunschik, Politikwissenschaftler, Behörde der Bundesbeauftragten für die Stasi-
Unterlagen, Berlin
15.30 Uhr Das RAF-Aussteigerprogramm in der DDR
Auszüge aus den Dokumentarfilmen
„Stern II im Plattenbau“, Deutschland 1997, Drehbuch und Regie: Hanna Blößer
„Die vier Leben der Silke Maier-Witt“, Deutschland 1994, Regie: Wolfram Bortfeldt
Kommentar: Dr. Tobias Wunschik
16.00 Uhr Kaffeepause
16.30 Uhr Die DDR als (willkommene?) Sicherheitsverwahrung für Terroristen
Was vermutete und was wusste man in der Bundesrepublik?
Dr. Jochen Bittner, Redakteur der ZEIT, Berlin
im Gespräch mit:
Wolbert K. Smidt, Erster Direktor beim Bundesnachrichtendienst a.D., Berlin
17.15 Uhr Kleine Pause
17.30 Uhr Herausforderungen des Rechtsstaats
Über justizielle Aufarbeitung und Terrorismusprävention
Prof. Dr. Hansjörg Geiger, Staatssekretär im Bundesministerium der Justiz a.D., Berlin
Dr. Butz Peters, Rechtsanwalt, Publizist, Berlin
Dr. Markus Wehner, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Berlin
Moderation: Dr. Gerd Koenen
19.00 Uhr Ende