Die Volkskrankheit Depression wird in 10-15 Jahren nach den Herz – und Kreislaufkrankheiten weltweit die zweithäufigste Erkrankung sein. Nach Aussagen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) steigt die Zahl der Betroffenen an; sie wird momentan mit weltweit etwa 121 Millionen Kranken angegeben. Die Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu erkranken, beträgt hierzulande im Schnitt mehr als 15 Prozent. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Das "typische Alter" für eine Ersterkrankung liegt zwischen dem 25ten und dem 44ten Lebensjahr.
Immer deutlicher wird, in welchem Maße gesellschaftliche Umstände für die Entstehung und Verbreitung von Depressionen verantwortlich sind. Gefühle des „Disembedding“, Überforderung, berufliche wie persönliche Existenzunsicherheit etc. - Experten halten Lebensbedingungen von Menschen in westlichen Gesellschaften für eine zentrale Ursache im massiven Anstieg der Depressionen.
Die Tagung nimmt zunächst wesentliche Ursachen für die Zunahme von Depressionen in hoch entwickelten Industrieländern in den Blick. Herausforderungen an den Einzelnen, die ihn schließlich zur Erschöpfung bringen können, werden dargestellt (Identitätssuche, Getriebenheit in der Zeit, Mobilitätsanforderungen, Bewährungsanforderungen und Selbstinszenierung, Überforderung). Im zweiten Teil der Tagung werden Überlegungen vorgestellt, wie einer weiteren Zunahme der Depression entgegengewirkt werden kann. Was kann der Einzelne tun, gesund zu bleiben und wo gibt es gesellschaftliche Ansätze für die Prävention von Depressionen?
Wir laden Sie ein, an diesen Gesprächen teilzunehmen
Simone Ehm
Evangelische Akademie zu Berlin
Ulrike Poppe
Evangelische Akademie zu Berlin
Freitag, den 6. Juni 2008
17.00 Uhr Anmeldung
18.00 Uhr Abendessen
19.00 Uhr Begrüßung und Einführung
Simone Ehm, Ulrike Poppe
I. SCHWERMUT, SCHWARZE GALLE, MELANCHOLIE, TRÜBSINN, DEPRESSION – ÜBER DAS LEIDEN AN INNERER LEERE
19.15 Uhr Der erschöpfte Mensch
Volkskrankheit Depression – Ein Befund
PD Dr. Peter Schönknecht, leitender Oberarzt, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Leipzig
ab 21.00 Uhr Offener Abend
Samstag, den 7. Juni 2008
ab 8 Uhr Frühstück (für Übernachtungsgäste)
09.30 Uhr „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin…“
Melancholie als Gemütsmerkmal des produktiven Geistes
Dr. Christof Renfert, Literaturwissenschaftler, Paris / Berlin
10.30 Uhr Kaffeepause
II. DEPRESSION UND SPÄTMODERNE GESELLSCHAFT – EINE ANALYSE
11.00 Uhr Unbehagen oder Depression?
Psychoanalytisch-sozialpsychologische Aspekte der spätmodernenen Gesellschaft
Prof. Dr. Hans-Joachim Busch, Soziologe, J.W. Goethe-Universität, Frankfurt
12.30 Uhr Mittagessen
14.00 Uhr Wurzeln schlagen
Mobilitätsanspruch und Sehnsucht nach Beheimatung
Prof. Dr. Beate Mitzscherlich, Psychologin, Westsächsische Hochschule Zwickau
15.30 Uhr Der Zwang zur Eile
Das Leiden an der knapper gemachten Zeit
Prof. Dr. Marianne Gronemeyer, Erziehungswissenschaftlerin, Fachhochschule Wiesbaden
17.00 Uhr Kaffeepause
17.30 Uhr Überfordert und Unterfordert
Psychische Fehlbelastungen und Stressfaktoren im prekären Arbeitsmarkt
Dr. Gert Beelmann, Institut für Psychologie der Arbeit, Arbeitslosigkeit und Gesundheit, Universität Bremen
19.00 Uhr Abendessen
20.00 Uhr Wege aus einer erschöpften Gesellschaft
Prof. Dr. Heiner Keupp, Sozialpsychologe, Universität München
21.30 Uhr Offener Abend
Sonntag, den 8. Juni 2008
ab 8 Uhr Frühstück (für Übernachtungsgäste)
9.00 Uhr Andacht
Marita von Lersner
III. DAS RICHTIGE MAß FINDEN – PRÄVENTION FÜR DEN EINZELNEN UND DIE GEMEINSCHAFT
9.45 Uhr Resilienz - Was macht den Einzelnen stark?
Prof. Dr. Bruno Hildenbrandt, Sozialwissenschaftler, Friedrich-Schiller-Universität Jena
10. 45 Uhr Kaffeepause
11.15 Uhr Diskussion: Wie kann Gesellschaft beitragen, Depressionen vorzubeugen?
Prof. Dr. Heiner Keupp, Sozialpsychologe, Universität München
Dr. Ernestine Wohlfahrt; Arbeitsgruppe Transkulturelle Psychiatrie / ZIPP- Zentrum für Interkulturelle Psychiatrie, Psychotherapie und Supervision, Charité Berlin
Sonja Müseler, Telefonseelsorge, Berlin
13.00 Uhr Mittagessen und Ende der Tagung