Trotz unübersehbarer wirtschaftlicher, ökologischer und politischer Mängel wurde das politisch - gesellschaftliche System in der DDR von vielen ihrer Bürger als das „bessere“ gegenüber der Bundesrepublik angesehen. Ein Teil der Bevölkerung hat dieses System unterstützt, ein noch größerer Teil hat es billigend in Kauf genommen. Überzeugungen, geformt aus linker Tradition, Propaganda und einseitiger Informationspolitik, utopischen Weltbildern, preußischem Untertanengeist, aber auch aus den Erfahrungen sich verbessernder Lebensbedingungen und sozialer Sicherheit haben viele, durchaus auch staatskritische Menschen an den „Sieg des Sozialismus“ glauben lassen. Die kommunistische Ideologie verhieß umfassende Gerechtigkeit. Die Hoffnung darauf ließ die Freiheit zur Idee einer kleinen Minderheit werden.
Auf der Tagung soll untersucht werden, wie die realsozialistische Lebenswirklichkeit im Hinblick auf ihren ideologischen Anspruch, der Kommunismus könne die soziale Frage grundsätzlich lösen, wahrgenommen und bewertet wurde. Was waren also die entscheidenden Bindekräfte im realsozialistischen System, weshalb Menschen die fehlende Freiheit in Kauf nahmen? Wie werden die „sozialistischen Errungenschaften“ heute bewertet?
Ein Blick auf die sozialpolitische Realität hinter den Fassaden aus Demagogie und Sehnsucht soll dazu beitragen, die „Errungenschaften“ des Sozialismus differenziert und unideologisch zu beurteilen. Dies wird uns zu der Frage führen, warum der Systemwiderstand nach 1953 relativ schwach war und wodurch sich 1989 eine Bevölkerungsmehrheit veranlasst sah, dem DDR-System jede Legitimation abzusprechen und damit das Ende des real existierenden Sozialismus einzuläuten.
Dazu laden wir Sie herzlich ein.
Dr. Ronald Hirschfeld, Bundeszentrale für politische Bildung
Ulrike Poppe, Evangelische Akademie zu Berlin
Freitag, den 25. April 2008
17.00 Uhr Anmeldung
18.00 Uhr Abendessen
19.00 Uhr Begrüßung und Einführung in die Tagung
Ulrike Poppe, Evangelische Akademie zu Berlin
Dr. Ronald Hirschfeld, Bundeszentrale für politische Bildung
19.30 Uhr Ideologie und die Kraft des Glaubens
Integration und politische Religion
Dr. Ehrhart Neubert, Theologe, Erfurt
Ende gegen 22.00 Uhr
Sonnabend, den 26. April 2008
09.00 Uhr „Mit uns zieht die neue Zeit…“
Hoffnungen in Ostdeutschland auf eine bessere Gesellschaft
Prof. Dr. Christoph Kleßmann, Historiker, Potsdam
10.00 Uhr "Das bessere Deutschland..."
Antifaschismus als Legitimationsressource
Dr. Christoph Classen, Historiker, Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam
10.45 Uhr Kaffeepause
11.15 Uhr Außenseiter und Integrierte
Identifikatorische Sinnbildungen in der DDR
Dr. Thomas Ahbe, Sozialwissenschaftler und Publizist, Leipzig
12.15 Uhr Mittagessen
14.00 Uhr Kaffeepause
14.30 Uhr Im Wettlauf mit dem Westen: Arbeit, Bildung, Familie und Gesundheit
Mythos und Wirklichkeit der „Errungenschaften des real existierenden Sozialismus“
Dr. Stefan Wolle, Historiker, Berlin/Frankfurt/O.
Tatjana Böhm, Mitautorin der „Sozialcharta“ des Runden Tisches, Potsdam
16.00 Uhr Kaffeepause
16.30 Uhr Trotz alledem das bessere System?
Linke Überzeugungen, Sektierertum und Dissidenz in der DDR
Wolfgang Templin, Philosoph und Publizist, Berlin
17.30 Uhr Einstellungswandel bei der 2. Generation DDR
Analysen des Instituts für Jugendforschung Leipzig
Dr. Hendrik Berth, Dipl. Psychologe, Dresden
18.30 Uhr Abendessen
20.00 Uhr Wort und Bild als Waffe der Partei
Propaganda in der DDR-Wochenschau "Der Augenzeuge"
Christian Boos, Historiker, Bundesarchiv – Filmarchiv, Berlin
anschl.: Multimediashow zusammengestellt von Dr. Ronald Hirschfeld
Sonntag, den 27. April 2008
09.15 Uhr Andacht
09.45 Uhr Pause
10.00 Uhr Über das Fortleben der DDR im vereinigten Deutschland
Wertvorstellungen und politische Orientierungen
Dr.Thomas Ahbe
Sozialwissenschaftler und Publizist, Leipzig
10.45 Uhr Pause
11.00 Uhr PODIUM Was ist geblieben von der sozialistischen Idee?
Dr. Edelbert Richter, MdB a.D., MEP a.D., Lehrbeauftragter für Philosophie an der Bauhaus-Universität Weimar
Prof. Dr. Richard Schröder, Theologe, Humboldt-Universität Berlin
Dr. Martina Weyrauch, Leiterin der Landeszentrale für politische Bildung, Potsdam
Moderation: Ulrike Poppe
12.00 Uhr Tagungsreflexion
12.30 Uhr Mittagessen und Ende der Tagung