Die Gründung des Staates Israel vor 60 Jahren hat die Situation der Juden verändert, auch die der großen Mehrheit des jüdischen Volks, die nicht in Israel lebt, und auch die Rahmenbedingungen eines jüdisch-christlichen Gesprächs. Die zionistische Bewegung, die einen jüdischen Staat zum Ziel hatte, war zwar überwiegend nichtreligiös – und die Rabbiner waren überwiegend antizionistisch. Dennoch steckt auch im Zionismus biblisches Erbe: ein Zusammenhang zwischen diesem Volk, diesem Land und Gott.Der Verlust von Staat, Jerusalem und Tempel war von Christen schon früh als historischer Beleg für ihre theologische These von der Verwerfung Israels gedeutet worden. Die Gründung des Staates Israel spielte in der christlichen Theologie keine vergleichbare Rolle, führte lange nicht zur Revision der Verwerfungsthese. Inzwischen aber gibt es christliche Kreise, die die Existenz Israels als entscheidenden Akt eines endzeitlichen Dramas verstehen, die darum gar nicht an einer Lösung des Nahostkonflikts interessiert sind, sondern an einer Verschärfung. Andere Christen fühlen sich besonders den palästinensischen Christen verbunden, eingezwängt zwischen israelischer Besatzung und immer islamischer werdendem palästinensischen Nationalismus, und übernehmen solidarisch fast alles, was diese sagen. Doch inzwischen sehen viele Kirchen im Überleben des jüdischen Volks und auch in der Gründung des Staates Israel ohne alle Endzeitspekulationen ein Zeichen der Treue Gottes.
Donnerstag, 15. Mai 2008, 18.30 Uhr
„Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist“ (David Ben Gurion)
Die Staatsgründung Israels
Dr. Martin Kloke
Politikwissenschaftler, Publizist, Berlin