XXI. Wirtschaftsethisches Forum
Bereits Schumpeter warnte 1950 davor, dass die größte Bedrohung für die Marktwirtschaft nicht von außen, sondern von innen käme. Dem Kapitalismus fehle „die gefühlsmäßige Anhänglichkeit an die Sozialordnung“. Die Soziale Marktwirtschaft ist aber gerade die umfassende Bemühung, den stetigen Anpassungsdruck abzufedern und produktiv umzulenken. Angesichts deutlich sichtbarer Erfolge unserer Wirtschaftsordnung – gerade auch im globalen Wettbewerb – irritieren daher die grundsätzlichen Zweifel vieler Menschen an diesem Ordnungsrahmen. Das muss Gründe haben, die sich nicht in Zahlen ausdrücken lassen. Finanzkrise, Rezessionsgefahren, Wachstumsschwäche und die Angst, im internationalen Wettlauf abgehängt zu werden, fördern die kritische Grundhaltung gegenüber der Leistungsfähigkeit und Verlässlichkeit der Sozialen Marktwirtschaft und damit dem Modell von Ludwig Erhard. Zusätzlich irritiert die Bevölkerung das Fehlverhalten Einzelner: Steuerhinterziehung der Geldelite, Korruption und Bestechung trüben derzeit das Bild der Wirtschaft in Medien und Öffentlichkeit.
Unsere Tagung will der Frage nachgehen, welche Institutionen, Kontrollsysteme und Managementregeln effektiv daran mitwirken können, das Auftreten und die Auswirkungen von Krisen und Fehlverhalten zu verhindern oder zu mindern. Was bedeutet dies für die systemische und unternehmerische Ebene, und wie kann die persönliche Verantwortung und ethische Selbstbindung unterstützt werden? Was muss der Staat tun, um strukturelle Anpassungen und die damit verbundenen Krisenerfahrungen so mitzugestalten, dass die Akzeptanz von Regeln sowohl seitens der Bürger wie auch der Unternehmen gefördert und nicht erschwert wird? Was muss letztlich den Menschen zugemutet werden und was kann jeder Einzelne selber tun?
Wir laden Sie herzlich zum Erfahrungsaustausch und zur Diskussion mit unseren hochrangigen Referenten ein.
Joachim Hake
Direktor der Katholischen Akademie in Berlin
Dr. Rüdiger Sachau
Direktor der Evangelischen Akademie zu Berlin
Prof. Dr. Michael Hüther
Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln
10.30 Uhr Anmeldung
11.00 Uhr Begrüßung und Einführung in das Thema
Fakten und Mythen zum Vorwurf des „Marktversagens“
Prof. Dr. Michael Hüther
Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln
Forum 1
Vertrauenskrise der Marktwirtschaft?
aus Sicht der Banken
Prof. Dr. Manfred Weber
Hauptgeschäftsführer Bundesverband deutscher Banken, Berlin
aus Sicht der Medien
Bernd Ziesemer
Chefredakteur Handelsblatt, Düsseldorf
aus Sicht der Wirtschaft
Prof. Dr. Michael Hüther
Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln
anschließend Podiums- und Plenumsdiskussion
Moderation: Dr. Maria-Luise Schneider
12.30 Uhr Mittagessen
13.30 Uhr Forum 2
Mehr Moral und/oder mehr Kontrolle?
Gründe für und Lösungsansätze gegen Fehlverhalten
aus Unternehmenssicht
René Obermann (angefragt)
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom AG, Bonn
aus Finanzmarktsicht
Prof. Thomas Gehrig, Ph.D.
Institut zur Erforschung der wirtschaftlichen Entwicklung,
Universität Freiburg
aus NGO-Sicht
Michael J. Hershman
CEO, The Fairfax Group, McLean, Virginia
Mitbegründer von Transparency International
aus unternehmensethischer Sicht
Dr. Michael Fürst
Integrity & Compliance-Manager, Novartis International AG, Basel
anschließend Podiums- und Plenumsdiskussion
Moderation: Dr. Dominik H. Enste
15.00 Uhr Kaffeepause
15:30 Uhr Forum 3
Wege zur Überwindung der Vertrauenskrise - Weiterentwicklung oder Ende
der Sozialen Marktwirtschaft?
aus Sicht der Politik
Dr. Barbara Hendricks
Schatzmeisterin der SPD, Staatssekretärin a. D., Berlin
aus Sicht der Verbände
Hanns-Eberhard Schleyer
Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Berlin
aus Sicht der Kirchen
Erzbischof Msgr. Prof. Dr. Roland Minnerath, Dijon
Landesbischof Jochen Bohl
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens, Dresden
anschließend Podiums- und Plenumsdiskussion
Moderation: Dr. Michael Hartmann
17.00 – 17.15 Uhr Zusammenfassung der Ergebnisse
anschließend Empfang