Gedenken an den Holocaust in Kommunismus und Postkommunismus

Fachtagung

Gedenken an den Holocaust in Kommunismus und Postkommunismus

6. Kreisauer Gedenkstättenseminar

Tagungsnr.
14/2008
Von: 23.04.2008 17:00
Bis: 26.04.2008 11:00
Internationale Begegnungsstätte Kreisau / Polen

Welchen Stellenwert hatte der Holocaust im Gedenken der kommunistischen Länder? Wie wurden staatsoffizielle Geschichtsdarstellungen nach den Umbrüchen 1989/90 korrigiert? Im Kreisauer Gedenkstättenseminar diskutieren wir inhaltliche und methodische Probleme bei der Vermittlung der Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts.


Inhalt

Zum sechsten Mal findet vom 23.–26. April 2008 das ost-westeuropäische Gedenkstättenseminar in Krzyżowa (Kreisau) statt, ein Forum für Gedenkstättenmitarbeiter, Pädagogen und Wissenschaftler aus Ost- und Westeuropa, das die Möglichkeit bietet, sich vergleichend über die eigene Arbeit auszutauschen.


In diesem Jahr widmet sich das ost-westeuropäische Gedenkstättenseminar der Frage, wie der Völkermord an den Juden während des Kommunismus erinnert und welchen Stellenwert ihm in der Darstellung der nationalsozialistischen Verbrechen eingeräumt wurde. In einem zweiten Schritt gehen wir dem veränderten Umgang nach den Systemumbrüchen in den ost- und ostmitteleuropäischen Staaten, aber auch in Westeuropa nach.

Mit der Stockholmer Konferenz im Jahre 2000 wurde das Thema Holocaust offiziell zu einem europäischen Erinnerungsort erklärt, dem sich scheinbar alle europäischen Länder gleichermaßen und in ähnlicher Weise annehmen sollten. Erste pädagogische Konzepte ließen auf eine Universalisierung des Themas schließen, die spezifische Zugänge zu nivellieren schienen, die sich aus der eigenen Geschichte während der Zeit des Nationalsozialismus sowie in dem eigenen Umgang mit dieser Periode ergeben.


Die Diskussionen der letzten Jahre haben gezeigt, dass die Perioden des Nationalsozialismus und des Kommunismus nicht gänzlich unabhängig voneinander betrachtet werden können. Diesem Befund wollen wir uns stellen, indem wir der Rezeption des Völkermords an den Juden im Kommunismus nachgehen, seiner Darstellung und Wertung in unterschiedlichen Phasen und Ausprägungen kommunistischer Herrschaft. Darauf aufbauend fragen wir auch nach der Rezeption des Kommunismus heute. Welche Aufgaben stellten sich für historische Aufarbeitung sowie die gesellschaftliche Wahrnehmung? Welche Debatten entstanden aus dem Füllen einer Leerstelle bzw. der Neuinterpretation des Völkermords an den Juden in der eigenen Geschichte?


Der übergreifende Blick auf den Umgang mit Kommunismus und Nationalsozialismus in einem gesamteuropäischen Kontext hat unsere Diskussionen in den letzten Jahren bereichert. Der Workshop versteht sich zugleich als Informations- und Kontaktbörse und hat bereits einige Arbeitskontakte ermöglicht. Neben inhaltlichen und konzeptionellen Fragestellungen werden auch Probleme und Möglichkeiten der Vermittlung einbezogen. Die gemeinsame Diskussion von Forschern und Praktikern aus Russland, der Ukraine, Polen, Belarus, Deutschland und anderen Ländern war in den letzten Jahren stets offen und fruchtbar.

Wir laden Sie herzlich ein zu einem inhaltlich anregenden Gedanken- und Erfahrungsaustausch und der gemeinsamen Suche nach Wegen der Vermittlung – sowohl über die eigenen Landesgrenzen hinaus als auch an die nächsten Generationen.


Bernd Florath - Annemarie Franke - Andrea Genest - Anna Kaminsky - Ludwig Mehlhorn



Programm

Mittwoch, 23. April 2008


ab 17.00 Uhr Anreise - Zimmerbelegung

Kaffee

fakultativ: Rundgang durch die Begegnungs- und Gedenkstätte Krzyżowa (Kreisau)


18.30 Uhr Abendessen


19.30 Uhr Einführung in das Programm durch die Veranstalter, Vorstellungsrunde


anschließend geselliger Abend zum Kennenlernen und Austauschen



Donnerstag, 24. April 2008


Erinnerung an den Holocaust – Perspektiven und Standpunkte


9.30 Uhr Die Erinnerung an den Holocaust während und nach der Überwindung des Kommunismus

Bożena Szaynok ( Wroclaw/Breslau)


Diskussion

Moderation: Dr. Anna Kaminsky


11.00 Uhr Kaffeepause


11.30 Uhr Unterbrochene Trauer. Der Streit um Gedenken und Erinnern in den nazistischen Konzentrations- und Vernichtungslager in Polen 1944-1950.

Dr. Zofia Woycicka (Warschau)


Umgang mit den Umformungen der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau

Krystyna Oleksy (Oświęcim)


Moderation: Dr. Andrea Genest


13.30–15.00 Uhr Mittagspause


15.00-16.30 Uhr Der Umgang mit dem Ort Babi Yar

Dr. Boris Zabarko (Kiew)


Die Aufarbeitung des rumänischen Holocaust

William Totok (Berlin)


Moderation: Ludwig Mehlhorn


16.30 Uhr Kaffeepause


17.00 Uhr Die Geschichte der Gedenkstätte Buchenwald seit 1945 und nach 1989

Rikola-Gunnar Lüttgenau, Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dorau

Moderation: Dr. Bernd Florath


18.00 Uhr Abendessen


19.30 Uhr Am Ende kommen Touristen

Filmvorführung und Diskussion


Moderation: Annemarie Franke



Freitag, 25. April 2008


Projektteil Forum historisch-politischer Bildungsarbeit


9. 00 Uhr Polnisch-israelisch-deutsches Jugendprojekt: Gerechte unter den Völkern

Edith Stein Haus, Breslau

Anna Littke, Teilnehmerin und Wiktoria Miller, Koordinatorin


10.00 Uhr Kaffeepause


10.30 Uhr Der Umgang mit dem Holocaust im Baltikum

Beispiel Gedenkstätte Salaspils (Lettland)

Jurij Vrublevskij


12.00 Uhr Diskussion über Projekterfahrungen der Teilnehmer/innen


13.00–14.30 Mittagspause


15.00 Uhr Exkursion - Besichtigung der Gedenkstätte Groß Rosen.

Führung durch Mitarbeiter vor Ort


19.00 Uhr Abendessen



Samstag, 26. April 2008


9.00 Uhr Auswertungsrunde und Ideen für ein nächstes Mal


11.00 Uhr Ende des Seminars


Teilen

Leitung

Ludwig Mehlhorn

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