Ist heute von Selbstbestimmung die Rede, denken wir an das in der Aufklärung geforderte und seither erstrittene Recht, das eigene Schicksal möglichst selbst zu bestimmen. Selbstbestimmung gilt in unserer Gesellschaft als eine der zentralen Maximen. Dabei gerät leicht in Vergessenheit, dass nicht alles in unserer eigenen Verfügung liegt, dass sich Selbstbestimmung nicht im kontextlosen Raum vollzieht und manchem zur Last wird, der der Fürsorge bedarf.
Es ist jene existentielle Spannung zwischen den Rechten der mündigen Bürger und der Überforderung und Hilflosigkeit, die Kranke bisweilen ereilt, welche den Umgang mit der Selbstbestimmung im Krankenhaus zu einer Herausforderung für alle Beteiligten macht: Mal scheint es vordringlich, den Patienten Fürsorge zuteil werden zu lassen und die Hilfsbedürftigen nicht mit Details oder zahllosen Behandlungsoptionen zu verunsichern. Andere Patienten wiederum verstehen sich als Kunden eines Dienstleistungsunternehmens.
So wird die Frage, wie mit der Selbstbestimmung der Patienten umzugehen ist, im sozialen Gefüge des Krankenhauses zu einer ethisch diffizilen Frage und anhaltenden Herausforderung für die Mitarbeiter(innen). Ihr widmet sich der 29. Workshop Medizinethik.
Simone Ehm, Evangelische Akademie zu Berlin
Dr. Martin Knechtges, Katholische Akademie in Berlin
Professor Dr. Thomas Poralla, St. Joseph Krankenhaus (Tempelhof), Berlin
Die Veranstaltung ist für die ärztliche Fortbildung von der Ärztekammer Berlin mit 5 Punkten zertifiziert.
Veranstaltungsablauf
ab
9.15 Uhr Anmeldung
9.45 Uhr Einführung und szenisches Anspiel
Prof. Dr. Jeanne Nicklas-Faust, Beate Schneider, Andrea Reeck und Renate Adamczyk-Rotmanski; Arbeitskreis Ethische Anspielungen, St. Joseph Krankenhaus, Berlin
10.00 Uhr Selbstbestimmung des kranken Menschen: Fakt oder Fiktion?
Prof. Dr. Dietmar Mieth, Theologe und Medizinethiker, Tübingen/Erfurt
Zum Umgang mit der Selbstbestimmung im Krankenhaus
Perspektiven aus der Praxis
10.40 Uhr Beispiel Kaiserschnitt
Dr. M. Abou-Dakn, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe St. Joseph Krankenhaus, Berlin
11.15 Uhr Beispiel Schlaganfall
Marie-Paule Beerjoollall, Therapeutin für Patienten mit Schluckstörungen, Schweiz im Gespräch mit der Journalistin Dr. Adelheid Müller-Lissner, Berlin
12.00 Uhr Diskussion
12.30 Uhr Imbiss
13.30 Uhr Beispiel. Kniegelenk
Prof. Dr. Jörg Jerosch, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Johanna-Etienne-Krankenhaus, Neuss
14.00 Uhr Schlussdiskussion
Kunde, Patient, Hilfsbedürftiger
Welcher Umgang mit Selbstbestimmung dient dem Patienten?
mit den Referent(inn)en des Tages
gegen
15.00 Uhr Ende der Veranstaltung