Trotz vieler Bemühungen um Fehlervermeidung und ein verbessertes Fehlermanagement gehören Kunstfehler leider zum Alltag der Medizin. Die rechtliche Haftung von Behandlungsfehlern erfolgt inzwischen in etablierten, durch die Rechtsprechung geprägten Strukturen, stößt jedoch vielfältig auf Unzufriedenheit. Das derzeitige, teils schwer zu durchschauende, Recht führt im ärztlichen Alltag zu Unsicherheiten und leiste einer Defensivmedizin Vorschub. Patienten soll die klare rechtliche Normierung ärztlichen Handelns zugute kommen. Dominiert jedoch das Recht das Arzt-Patienten-Verhältnis, erleben Patienten dies zumeist negativ.
Im Falle eines Behandlungsfehlers ist es für betroffene Patienten trotz der ausgefeilten Rechtsprechung schwer, zu ihrem Recht zu kommen. Der Ablauf der medizinischen Behandlung ist für Patienten kaum durchschaubar. Gleichwohl hat der Patient den an ihm begangenen Fehler zu beweisen und muss die Ursächlichkeit des dadurch eingetretenen Schadens nachweisen.
Strukturen der Arzthaftung und ihre Folgen für das Medizinsystem, Patienten und Ärzte werden momentan kaum in einer breiteren Öffentlichkeit diskutiert. Die Veranstaltung leistet eine Bestandsaufnahme des aktuellen Umgangs mit Behandlungsfehlern, diskutiert notwendige Veränderungen im derzeitigen System und beleuchtet Alternativen zur Arzthaftung wie Versicherungsmodelle oder Patientenfonds.
Die Veranstaltung wendet sich an Vertreterinnen und Vertreter aus Medizinrecht, Gesundheitspolitik, Public Health, Medizinethik, Medizinsoziologie, Mitarbeitende der Gesundheitsberufe sowie an interessierte Bürgerinnen und Bürger.
Wir laden Sie herzlich ein!
Helga Kühn-Mengel, MdB, Patientenbeauftragte der Bundesregierung
Simone Ehm, Evangelische Akademie zu Berlin
Prof. Dr. Hansjörg Geiger, Alexandra-Lang-Stiftung für Patientenrechte, Kall
Freitag, den 15. Mai 2009
11.00 Uhr Anmeldung
12.00 Uhr Mittags-Büffet
12.45 Uhr Begrüßung und Einführung
Simone Ehm, Evangelische Akademie zu Berlin
Prof. Dr. Hansjörg Geiger, Alexandra-Lang-Stiftung für Patientenrechte, Kall
13.00 Uhr Menschliche Medizin – Fehler in der Arzt-Patientenbeziehung
Prof. Dr. Volker Hess, Institut für Geschichte der Medizin an der Charité, Berlin
I. Zum Umgang mit Behandlungsfehlern – eine Bestandsaufnahme
13.45 Uhr Medizinische Behandlungsfehler – Berichte aus der Praxis
Dr. Ulrike Zunker, Ärztin, Alexandra-Lang-Stiftung für Patientenrechte, Kall
Gisela Bartz, Vorsitzende des Deutschen Patientenschutzbundes, Dormagen
14.45 Uhr Kaffeepause
15.15 Uhr Das System der Arzthaftung in Deutschland – geltendes Recht, aktuelle Entwicklungen und Reformbedarf
Wolfgang Putz, Rechtsanwalt für Medizinrecht, München
16.00 Uhr Therapiewahl und medizinische Aufklärung – Zu den Auswirkungen des Arzthaftungsrechts auf das ärztliche Handeln
Angela Diederichsen, Richterin am Bundesgerichtshof, Karlsruhe
Anschließende Diskussion
17.00 Uhr kleine Pause
II. Alternativen in der Arzthaftung
17.15 Uhr Patientenentschädigungsfonds – das österreichische Modell
Dr. Gerhard W. Huber LL.M., Rechtsanwalt, Linz, Österreich
18.00 Uhr Abendessen
19.00 Uhr Was kann Deutschland vom Umgang mit Behandlungsfehlern in anderen europäischen Ländern lernen?
Oliver Dopheide, Richter am Landgericht München I
Anschließende Diskussion
Ende gegen 20.15 Uhr
Samstag, den 16. Mai 2009
III. Medizinische Behandlungsfehler – was hilft Patienten und Ärzten?
9.00 Uhr Aufarbeitung von Behandlungsfehlern: Verantwortungsethische Gesichtspunkte
Prof. Dr. Hartmut Kreß, Evang.-Theolog. Fakultät, Abt. Sozialethik, Universität Bonn
9.45 Uhr Der Umgang mit Behandlungsfehlern – Eckpunkte für ein Patientenrechtegesetz
Helga Kühn-Mengel, MdB, Patientenbeauftragte der Bundesregierung
10.30 Uhr Kaffeepause
11.00 Uhr Alternativen in der Arzthaftung: mehr Gerechtigkeit für Patienten und Wege aus der Defensivmedizin?
Diskussion mit:
Prof. Dr. Hartmut Kreß, Evang.-Theeolog. Fakultät, Abt. Sozialethik, Universität Bonn
Helga Kühn-Mengel, MdB, Patientenbeauftragte der Bundesregierung
Ministerialdirektor Gerrit Stein, Leiter der Abteilung Zivilrecht, Bundesministerium der Justiz
Dr. Christian Thomeczek, Geschäftsführer des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin, Berlin
12.30 Uhr Mittagessen und Ende der Veranstaltung