Vorbedingungen, Verlauf und Ergebnisse der 89er Revolution sind von Menschen gestaltet und geprägt worden, die sich ihren eigenen Ideen von Freiheit und gerechtem Zusammenleben verpflichtet fühlten. Sie haben sich in der konkreten historischen Situation einer politischen Herausforderung gestellt. In dieser Abendreihe werden wir einige dieser Persönlichkeiten vorstellen und sie nach ihren Motivationen und Erfahrungen befragen. Manche von ihnen sind heute noch in der Öffentlichkeit bekannt, andere sind in Vergessenheit geraten. Wir bieten mit diesen Veranstaltungen eine Möglichkeit, Handlungsoptionen in der Umbruchzeit zu vergegenwärtigen und zu diskutieren. Vor allem aber wollen wir die ganz persönlichen, lebensgeschichtlichen Hintergründe beleuchten, auf denen die Entscheidung, politisch einzugreifen und mitzugestalten, herangereift war. Wir werden danach fragen, von welchen Vorstellungen von gesellschaftlicher Veränderung die jeweiligen Akteure damals ausgingen, was sie erhofft und angestrebt haben und wie sie ihre derzeitigen Erwartungen an Demokratie und Deutsche Einheit heute beurteilen.
Zu diesen Gesprächsabenden lade ich Sie herzlich ein. Weitere Termine am 24. November 2009 und in 2010.
Ulrike Poppe
Studienleiterin, Evangelische Akademie zu Berlin
Frieden ist für uns kein fernes Endziel, sondern Geschehen, lebbar, hier und jetzt.
(Motto der Friedensgemeinschaft Jena)
Roland Jahn
Journalist, Redakteur für das ARD-Politmagazin "Kontraste", Berlin
im Gespräch mit Ulrike Poppe
am Dienstag, 27. Oktober 2009, 19 – 21 Uhr
1977 wird Roland Jahn (* 1953) wegen seiner Proteste gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns von der Universität Jena exmatrikuliert. Fünf Jahre später wird er verhaftet, weil er eine polnische Flagge mit dem Schriftzug der verbotenen polnischen Gewerkschaft Solidarnosc am Fahrrad hat. Mit Gewalt wird er in die Bundesrepublik abgeschoben, wo er bald zum wichtigsten Unterstützer der DDR-Opposition wird. Er organisiert die illegale Einfuhr von Zeitungen, Büchern und Druckmaschinen in die DDR und sorgt dafür, dass Aktivitäten und Verfolgung von Oppositionellen über die Westmedien
öffentlich werden.