Entspannungspolitik

Tagung

Entspannungspolitik

Stabilitäts- oder Erosionsfaktor für das kommunistische System?

Tagungsnr.
46/2009
Von: 20.11.2009 17:00
Bis: 22.11.2009 13:30
Ev. Bildungsstätte auf Schwanenwerder

Inhalt

War der Fall der Mauer vor 20 Jahren unter anderem auch eine Folge des langen Prozesses des „Wandels durch Annäherung“? So hieß der Vortrag, den Egon Bahr 1963 in der Evangelischen Akademie Tutzing hielt. Mit seinen Thesen zur neuen Ostpolitik legte er den Grundstein für eine Entspannungspolitik, die ab 1969 unter Willy Brandt das deutsch-deutsche Verhältnis erneuerte. In beiden deutschen Staaten ermöglichte diese Politik menschliche Erleichterungen (Viermächte-Abkommen, Transitabkommen, Grundlagenvertrag 1972). Im internationalen Rahmen galt die Entspannungspolitik als unverzichtbare Voraussetzung zur Erhaltung des Friedens zwischen den beiden Blöcken. Allerdings nahm die Rüstung auf beiden Seiten weiter zu, bis Gorbatschow an die Macht kam.

Die demokratischen Dissidenten in Ostmitteleuropa kritisierten die menschenrechtliche Enthaltsamkeit der Entspannungspolitik. Milliardenkredite, Wirtschaftsbeziehungen und Häftlingsfreikäufe stabilisierten das kommunistische System, während die zaghafte „Öffnung“ durch den Ausbau von Kontakten, Reiseerleichterungen und den Austausch von Journalisten die Erosion beschleunigten.

Auf der Tagung wird der Frage nachgegangen, welchen Einfluss die zwischenstaatlichen Vereinbarungen im Rahmen der Entspannung auf die Machtverhältnisse im Ostblock hatten und in wieweit die Entspannungspolitik den Massenprotest und den Systemzusammenbruch begünstigte oder verzögerte.

Dazu laden wir herzlich ein.


Ulrike Poppe

Studienleiterin

Evangelische Akademie zu Berlin


Programm

Freitag, 20.11.2009


17.00 Uhr Anmeldung


18.00 Uhr Abendessen


19.15 Uhr Begrüßung und Einführung in die Tagung

Ulrike Poppe


19.30 Uhr "Ständige Vertretung. Meine Jahre in Ost-Berlin"

Lesung und Gespräch

Dr. Hans Otto Bräutigam, Leiter der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in Ost-Berlin von 1982 – Januar 1989


anschließend Diskussion


22.00 Uhr Offener Abend



Samstag, 21.11.2009


9.30 Uhr Verhandeln, Versöhnen, Annähern

Europa im Zeichen der Entspannung

Prof. Dr. Christoph Kleßmann, Historiker, Potsdam


10.30 Uhr Kaffeepause


11.00 Uhr Die neue Ostpolitik

Erfolge und Rückschläge in den Verhandlungen mit Moskau

Gespräch mit Dr.h.c. Klaus Schütz, Botschafter a.D.,

Regierender Bürgermeister von Berlin a.D., Berlin

Gesprächsleitung: PD Dr. Siegfried Heimann,

Historiker, Politikwissenschaftler, Berlin


12.30 Uhr Mittagessen


14.30 Uhr Gefährden Dissidenten den Entspannungsprozess?

Die SPD und die Solidarnosc

Dr. Helga Hirsch, freie Publizistin und langjährige Polen- Korrespondentin

u.a. für Die Zeit und Die Welt, Berlin


15.30 Uhr Kaffeepause


16.00 Uhr Wandel durch Annäherung – „Wandel durch Anbiederung“?

Die Beurteilung der Entspannungspolitik im politischen SAMISDAT Ostmitteleuropas

Dr. Wolfgang Eichwede, Historiker, Bremen


17.00 Uhr Wie ernst meint ihr es mit den Menschenrechten?

Was die Charta 77 vom Westen erwartet hat

Jan Šicha, Historiker, Ministerium für auswärtige Angelegenheiten der Tschechischen Republik, Prag


18.00 Uhr Abendessen


19.30 Uhr Korb III als „entspannungsfeindliche Menschenrechtsdemagogie“

Der Kampf um die Auslegung der KSZE

PD Dr. Douglas Selvage, Historiker, BStU, Berlin


Ende gegen 22.00 Uhr



Sonntag, 22.11.2009


9.15 Uhr Andacht zum Sonntag


10.00 Uhr Die Entspannungspolitik – Geburtshelfer der Revolution?

Thesen

Stephan Hilsberg, MdB, Gründer der SDP in der DDR, Berlin


10.30 Uhr PODIUMSGESPRÄCH

PD Dr. Siegfried Heimann

Stephan Hilsberg, MdB

Dr. Hans Otto Bräutigam

Freimut Duve, ehemaliger Beauftragter für die Freiheit der Medien der OSZE, Hamburg

Moderation: Alfred Eichhorn, Journalist, Berlin


12.30 Uhr Mittagessen und Ende der Tagung

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Leitung

Ulrike Poppe

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