Vorbedingungen, Verlauf und Ergebnisse der 89er Revolution sind von Menschen gestaltet und geprägt worden, die sich ihren eigenen Ideen von Freiheit und gerechtem Zusammenleben verpflichtet fühlten. Sie haben sich in der konkreten historischen Situation einer politischen Herausforderung gestellt.
In dieser Abendreihe werden wir einige dieser Persönlichkeiten vorstellen und sie nach ihren Motivationen und Erfahrungen befragen. Manche von ihnen sind heute noch in der Öffentlichkeit bekannt, andere sind in Vergessenheit geraten.
Wir bieten mit diesen Veranstaltungen eine Möglichkeit, Handlungsoptionen in der Umbruchzeit zu vergegenwärtigen und zu diskutieren. Vor allem aber wollen wir die ganz persönlichen, lebensgeschichtlichen Hintergründe beleuchten, auf denen die Entscheidung, politisch einzugreifen und mitzugestalten, herangereift war. Wir werden danach fragen, von welchen Vorstellungen von gesellschaftlicher Veränderung die jeweiligen Akteure damals ausgingen, was sie erhofft und angestrebt haben, und wie sie ihre derzeitigen Erwartungen an Demokratie und Deutsche Einheit heute beurteilen.
Zu diesen Gesprächsabenden lade ich Sie herzlich ein.
Ihre Ulrike Poppe
Studienleiterin, Evangelische Akademie zu Berlin
„Die deutsche Einheit war nicht nur eine Herausforderung, sie war auch eine Verfüh-rung. Sie hat nämlich den Westen Deutschlands verführt, längst fällige Reformen zu verschieben und auch in der Wirtschaftsstruktur Probleme nicht anzupacken, die vie-le unserer europäischen Nachbarn schon Ende der achtziger Jahre angepackt hatten oder zu Beginn der neunziger anpacken mussten. Wir Deutschen waren beschäftigt mit der Gestaltung der Einheit und hatten sehr schnell die Möglichkeit, auftauchende Probleme auf diesen Einigungsprozess zu schieben, selbst dann, wenn sie völlig an-dere Ursachen hatten.“
(Reinhard Höppner, Bremen, Februar 2000)
Reinhard Höppner
Mathematiker, Vizepräsident der Volkskammer, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt
im Gespräch mit Ulrike Poppe
über gewonnene und verlorene Hoffnungen
am Montag, 9. Februar 2009, 19 bis 21 Uhr
Dr. Reinhard Höppner arbeitete zu DDR-Zeiten als Lektor für mathematische Fachliteratur im Berliner Akademieverlag. Seine Erfahrungen mit demokratischen Prozessen als Präses der Synode der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen prädestinierten ihn, nach den ersten freien Wahlen das Amt des Vizepräsidenten der Volkskammer zu übernehmen. Im Dezember 1989 trat er der neu gegründeten Sozialdemokratischen Partei der DDR bei. Acht Jahre war er Ministerpräsident der rot-grünen Minderheitsregierung von Sachsen-Anhalt, die als "Magdeburger Modell" bekannt wurde. 2007 war er Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages in Düsseldorf.
Vorschau auf die nächsten Abendveranstaltungen dieser Reihe:
02. April 2009, 19 – 21 Uhr
Dr. h. c. Helga Schubert
09. Juni 2009, 19 – 21 Uhr
Konrad Weiß