Internationaler Jugendaustausch hat immer auch eine politische Dimension. Eine ganz besondere Situation ergibt sich, wenn man internationalen Jugendaustausch mit Organisationen und Partnern aus undemokratischen oder autoritären Staaten durchführt. Keine noch so unpolitische internationale Jugendbegegnung bleibt von der politischen Situation in einem beteiligten Land unberührt. Sei es, dass die am Jugendaustausch beteiligten Institutionen entweder Teil des Systems oder Kontrollen unterworfen sind und von staatlicher Seite bestimmte Auflagen erfüllen müssen. Sei es, dass die Auswahl der Teilnehmenden nach politischen Kriterien erfolgt, oder es bei der inhaltlichen Gestaltung der Jugendbegegnung enge Grenzen gibt.
Und zugleich versteht sich internationaler Jugendaustausch als niedrigschwellige und zukunftsgerichtete Form, Kontakte zur Bevölkerung in Ländern aufzubauen, die auf Grund der politischen Situation stärker isoliert sind. Hier kann internationaler Jugendaustausch als Zweck oder auch Nebeneffekt politische Prozesse im beteiligten Land anstoßen und den Aufbau einer Zivilgesellschaft unterstützen. Schon im Kalten Krieg galt internationaler Jugendaustausch als bedeutender Weg zur Völkerverständigung und Versöhnung zwischen West- und Osteuropa.
Was heißt es aber für die Akteure und beteiligten Organisationen, die sich im internationalen Jugendaustausch engagieren? Wie geht man sowohl mit den ethischen als auch praktischen Problemen um, die sich hieraus ergeben? Was bedeutet es für die Teilnehmenden aus den politisch restriktiven Ländern, wenn sie z.B. nach einer Deutschland-Erfahrung in ihr Land zurückkehren? Welche Verantwortung tragen hier deutsche Akteure? Wo liegen die Grenzen der Zusammenarbeit mit Partnern aus autoritären oder diktatorischen Regimen? Kann man überhaupt und wenn wie demokratische Prozesse von außen fördern?
Diese Tagung lädt Praktiker, Politiker, Wissenschaftler und junge Erwachsene zum Erfahrungs-austausch ein.
Ulrike Kind
Studienleiterin
Evangelische Akademie zu Berlin
Arne Draeger
Studienleiter
Evangelische Akademie Mecklenburg-Vorpomemrn
am
Donnerstag, den 4.11.2010
10.00 Uhr Anmeldung und Kaffee
11.00 Uhr Begrüßung
Ulrike Kind, Evangelische Akademie zu Berlin
Arne Draeger, Evangelische Akademie Mecklenburg-Vorpommern, Rostock
11.15 Uhr
Auf vermintem Gelände – Internationaler Jugendaustausch mit undemokratischen Staaten
Thomas Handrich, Diplom Politologe / selbständiger Berater im Bereich Politische Bildung, Vogelsdorf
11.45 Uhr
Internationaler Jugendaustausch im politischen Spiel – von der Nachkriegszeit bis heute
Ottokar Schulz, Geschäftsführer, Arbeitsgemeinschaft Evangelische Jugend, Hannover
12.15 Uhr Diskussion
Moderation: Arne Draeger / Ulrike Kind
13.00 Uhr Mittagessen
15.00 Uhr Workshops (Kaffee in den Workshops)
I. Workshop:
Internationaler Jugendaustausch mit Osteuropa, dem Kaukasus und Zentralasien
Arne Draeger, Studienleiter, Evangelische Akademie Mecklenburg-Vorpommern, Rostock
Uwe Fredrich, Referent, Sozialer Friedensdienst Bremen
Benjamin Spatz, Referent Außerschulischer Austausch, Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch, Hamburg
II. Workshop: Internationaler Jugendaustausch mit Asien, Afrika, Lateinamerika
Nicole Andree, Asien-Referentin, ICJA Freiwilligenaustausch weltweit e.V., Berlin
Lourens de Jong, Referent für Freiwilligendienste in Afrika, Südostasien, Lateinamerika, Internationale Jugendgemeinschaftsdienste, Berlin
Niclas Müller, ehemaliger Freiwilliger der Vereinten Evangelischen Mission in China / Physikstudent, Berlin
Dorothea Wünsch, Programmreferentin China, Internationaler Jugendaustausch und Besucherdienst, Bonn
III. Workshop: Da bricht soviel auf. Pädagogischer und methodischer Umgang mit interkulturellen Erfahrungen
Christian Fotso, Teilnehmer des Studienbegleitprogramms für ausländische Studierende / Student der technischen Informatik aus Kamerun, Berlin
Jadwiga Günther, Projektkoordinatorin, Conduco, Dresden
Kaplan Martin Marahrens, Leiter und Jugendseelsorger im Dekanat Untereichsfeld, Duderstadt
Hanna Stehle, Master-Studentin aus Belarus, Passau
IV. Workshop: Internationaler Jugendaustausch als Weg der Demokratieförderung?
Ulrike Kind, Studienleiterin, Evangelische Akademie zu Berlin
Stefan Krawielicki, Leiter des Auslandsschulreferats, Auswärtiges Amt, Berlin, angefragt
Annegret Wulff, Programmreferentin, Theodor-Heuss-Kolleg, Berlin
17.30 Uhr Praxisteil: Förderung und Organisation von internationalem Jugendaustausch
Ottokar Schulz, Geschäftsführer, Arbeitsgemeinschaft Evangelische Jugend, Hannover
Moderation: Arne Draeger
18.30 Uhr Abendessen
20.00 Uhr Die Elster auf dem Galgen
Lesung mit dem belarussischen Schriftsteller
Aleh Bakharevich, Hamburg
Übersetzung und Lesung des deutschen Texts: Thomas Weiler, Übersetzer, Karlsruhe
Moderation: Ulrike Kind
21.30 Uhr Gespräche in den Salons
Freitag, den 5.11.2010
8.00 Uhr Frühstück
8.45 Uhr Andacht am See Ulrike Kind
9.00 Uhr Wie politisch kann und darf internationaler Jugendaustausch sein?
Statements
Stefan Krawielicki, Leiter des Auslandsschulreferats, Auswärtiges Amt, Berlin, angefragt
Kaplan Martin Marahrens, Leiter und Jugendseelsorger im Dekanat Untereichsfeld, Duderstadt
Niels Meggers, Leiter des Geschäftsbereichs „Länderprogramme, Beratung“, Internationaler Jugendaustausch und Besucherdienst, Bonn
Darius Polok, Geschäftsführer Mitost / Programmleiter „Kulturmanager aus Mittel- und Osteuropa“, Berlin
Dr. Christian Staffa, Geschäftsführer, Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, Berlin
Hanna Stähle, Master-Studentin aus Belarus, Passau
Dirk Thesenvitz, Referent für deutsch-französische und internationale ökumenische Jugendarbeit, Arbeitsgemeinschaft Evangelische Jugend, Hannover
10.30 Uhr Diskussion
Moderation: Arne Draeger / Ulrike Kind
11.00 Uhr Kaffeepause
11.30 Uhr
Internationaler Jugendaustausch als Beitrag zur Demokratisierung und Stärkung der Zivilgesellschaft in Europa?
Andrey Kalikh, Centre for Development of Democracy and Human Rights, Moscow
Moderation: Ulrike Kind
13.00 Uhr Evaluation & Abschluss
13.15 Uhr Mittagessen
14.00 Uhr Ende der Tagung