Die Zukunft der Primärversorgung

Tagung

Die Zukunft der Primärversorgung

Für eine neue Praxis im Gesundheitswesen

Tagungsnr.
18/2010
Von: 04.06.2010 12:00
Bis: 05.06.2010 13:30
Ev. Bildungsstätte auf Schwanenwerder

Inhalt

Zur Primärversorgung zählen alle Dienste, die im Fall einer Krankheit zuerst aufgesucht werden und die auch im Krankheitsverlauf kontinuierliche Betreuung leisten. Eine wohnortnah organisierte und niedrigschwellige Versorgung, die medizinische, pflegerische und soziale Angebote nutzerorientiert verknüpft, gilt in Deutschland als vergleichsweise schlecht ausgebaut.


Die Erwartungen an die Primärversorgung unterliegen einem Wandel. Sie ergeben sich aus dem veränderten Bedarf der Bevölkerung (wie dem steigenden Anteil älterer Menschen, dem Bevölkerungsschwund in strukturschwachen Regionen und Veränderungen des Krankheitsspektrums), den ökonomischen Rahmenbedingungen sowie neuen Kooperationsmöglichkeiten und gewachsenen Kompetenzen im Gesundheitssystem. Neben der allein in ihrer Praxis tätigen Hausärztin könnte es Primärversorgungszentren geben, in denen ärztliche, pflegerische, psychotherapeutische Mitarbeitende verfügbar sind und sich alle Fachkräfte auf bestimmte Kompetenzen konzentrieren könnten. Darüber hinaus kommen auch Netzwerke in Frage, deren Akteure sich gemeinsam in der Verantwortung für die Gesundheit der Bevölkerung - beispielsweise eines Stadtteils - sehen und sehr viel stärker präventiv arbeiten, z. B. in der Zusammenarbeit mit Kindertageseinrichtungen und Schulen. Hier stellt sich u. a. auch die Frage, inwieweit Kirchengemeinden Bestandteile solcher Netze sein können.


Die Diskussion über die Zukunft der Primärversorgung ist zur Zeit stark bestimmt von berufsständischen Perspektiven und Konfliktlagen: Hausärzte vs. Fachärzte, Medizin vs. Pflege vs. Sozialarbeit etc. Das Gewicht der Krankenkassen, die inzwischen einzeln Hausarztverträge abschließen können und müssen, nimmt zu. Was der Diskussion oft fehlt, ist die Perspektive der Patientinnen und Patienten: Wie kann eine Primärversorgung aussehen, welche den Bedürfnissen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen gerecht wird? Hier geht es beispielsweise um die Bedürfnisse älterer Menschen, die wohnortnah die Arztpraxis und den Pflegedienst benötigen, oder um die Bedürfnisse chronisch erkrankter Menschen, die neben hochspezialisierten Angeboten von einem umfassenden Case Management profitieren. Eine nutzerorientierte Primärversorgung sollte aber auch die .Gesunden. im Blick haben, die schnell und unkompliziert Zugang zu Vorsorgeleistungen suchen oder eine Krankschreibung benötigen.


Die Tagung versteht sich als Beitrag zu einer kritischen öffentlichen Diskussion über den heutigen Behandlungsauftrag und innovative Modelle in der Primärversorgung. Sie wendet sich an Vertreterinnen und Vertreter aus Public Health, Gesundheitspolitik und Medizinethik, an Mitarbeitende im Gesundheitswesen sowie sonstige an der Thematik Interessierte.


Wir laden Sie herzlich ein!


Dr. Peter Bartmann, Diakonisches Werk der EKD

Dr. Anja Dieterich, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsgruppe Public Health

Simone Ehm, Evangelische Akademie zu Berlin

Programm

Freitag, 4. Juni 2010


12.00 Uhr Anreise und Anmeldung


12.45 Uhr Mittagsimbiss


13.30 Uhr Was ist Primary Health Care?

Begrüßung und Einführung


14.00 Uhr Welche Primärversorgung nützt den Bürgerinnen und Bürgern?


Perspektive der Versicherten:

Klaus Zok, Wissenschaftliches Institut der AOK


Perspektive der Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen:

Norbert Schumacher, Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V., Berlin


Perspektive der sozial Benachteiligten:

Dr. Frauke Ishorst-Witte, Ärztin, Diakonisches Werk Hamburg


Perspektive eines Gemeindepfarrers:

Jörg Machel, Pfarrer der Emmaus-Ölberg-Gemeinde, Berlin


16.30 Uhr Kaffeepause


17.00 Uhr Warum muss Deutschland über eine neue Praxis der Primärversorgung nachdenken?

Diskussion mit den Referentinnen und Referenten des Tages


18.00 Uhr Abendessen


19.30 Uhr Offener Abend mit Musik von Joachim Hodeige, Berlin


Samstag, 5. Juni 2010


9.00 Uhr „.. macht Kranke gesund!“

Der christliche Heilungsauftrag heute

Andacht

Dr. Peter Bartmann, Diakonisches Werk der EKD


NEUE KONZEPTE DER PRIMÄRVERSORGUNG


9.30 Uhr Von der hausarztzentrierten Versorgung zu bevölkerungsorientierten Konzepten

Das Bellagio-Modell zur Bewertung und Weiterentwicklung der Primärversorgung

Sophia Schlette, MPH, Kaiser Permanente Institute for Health Policy, Oakland, Kalifornien


10.00 Uhr Neue Primärversorgungsmodelle in Deutschland

Prof. Dr. Jochen Gensichen, Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Jena


10.30 Uhr Pause


11.00 Uhr Innovative Modelle der Primärversorgung - Chancen für einen besseren Hilfemix

Dr. Josefine Heusinger, Institut für gerontologische Forschung, Berlin


11.30 Uhr Primärversorgung 2020 in Deutschland:

Steuerung, lokale Vernetzung, Rolle der Gesundheitsberufe

Reiner Glasmacher, Hauptabteilungsleiter Leistungen, Verträge und Pflege, Barmer GEK

Sophia Schlette

Prof. Dr. Jochen Gensichen

Dr. Josefine Heusinger


13.00 Uhr Mittagessen und Ende der Tagung



Wir möchten Sie darüber informieren, dass diese Veranstaltung inzwischen von der Ärztekammer Berlin für die ärztliche Fortbildung mit 9 Punkten zertifiziert wurde.


Mit freundlicher Unterstützung von unserem Sponsor: BKK Diakonie

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Leitung

Simone Ehm

Studienleiterin für Ethik in den Naturwissenschaften

Telefon (030) 203 55 - 502

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