Die europäische Nachkriegsentwicklung in Ost- und Westeuropa. 65 Jahre Kriegsende zwischen Siegeswahrnehmung, Befreiung, Besetzung und Unterjochung.
Das 8. Internationale Gedenkstättenseminar in Kreisau widmet sich dem Thema „Die europäische Nachkriegsentwicklung in Ost- und Westeuropa. 65 Jahre Kriegsende zwischen Siegeswahrnehmung, Befreiung, Besetzung und Unterjochung.“
In den Ländern Ostmitteleuropas ist die unmittelbare Nachkriegsperiode (bis 1948) eine besonders interessante Zeit, weil trotz sowjetischer Befreiung und Besetzung das stalinistisch-kommunistische System noch nicht voll funktionsfähig war. Überall gab es das Versprechen und die zunächst durchaus realistische Perspektive einer demokratischen Entwicklung (Mehrparteiensysteme, freie Wahlen). Gleichzeitig wurden jedoch von kommunistischer Seite Vorbereitungen zur Etablierung der Parteidiktatur getroffen, Schritt um Schritt demokratische Ansätze ausgehöhlt und zurückgenommen, bis 1948/49 das stalinistische Machtsystem fest im Sattel saß.
Das Gedenkstättenseminar nimmt diese für die Gesamtbewertung der kommunistischen Epoche wichtige, aber häufig unterschätzte Periode und ihre Rolle in Erinnerungskultur und Geschichtspolitik vergleichend in den Blick. Geografisch wird der Fokus auf Polen, Tschechoslowakei, Ungarn, SBZ liegen. Im Blick auf den Westen wird nach den politischen Motiven und Interessen gefragt, die im Ergebnis zur Akzeptanz der Spaltung Europas führten.
Das ost-westeuropäische Gedenkstättenseminar richtet sich an haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter/innen von Gedenkstätten oder Museen und Personen, die sich in Projektarbeit oder Schule und Hochschule mit der Geschichte von Nationalsozialismus, Holocaust, Stalinismus und kommunistischer Diktatur sowie anderen Formen totalitärer Gewaltherrschaft und des Widerstandes dagegen auseinander setzen. Das Seminar versteht sich als Forum für den gesamteuropäischen Erfahrungsaustausch von Vertretern aus der Praxis, die in der historisch-politischen Bildungsarbeit tätig sind und insofern einen pädagogischen Auftrag haben.
Annemarie Franke
Stiftung Kreisau
Dr. Anna Kaminsky
Stiftung Aufarbeitung
Ludwig Mehlhorn
Evangelische Akademie zu Berlin
Eine Kooperation
der Gedenkstätte Stiftung Kreisau, der Evangelischen Akademie zu Berlin und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
in Verbindung mit
dem Europäischen Netzwerk Erinnerung und Solidarität und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand Berlin
Mittwoch, 24. März 2010
ab 17.00 Uhr Anreise – Zimmerbelegung - Kaffee
fakultativ: Rundgang durch die Begegnungs- und Gedenkstätte Krzyżowa (Kreisau)
18.30 Uhr Abendessen
19.30 Uhr Einführung in das Programm durch die Veranstalter, Vorstellungsrunde
anschließend Geselliger Abend zum Kennenlernen und Austauschen
Donnerstag, 25. März 2010
65 Jahre Kriegsende in der europäischen Erinnerungskultur
Einführende Vorträge
9.30 Uhr Prof. Dr. Wolfgang Benz,
Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin
Nachfragen
10.30 Uhr Kaffeepause
11.00 Uhr Dr. Marcin Zaremba, Institut für Politikwissenschaften der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Warschau
Nachfragen und Diskussion beider Vorträge
13.00 Uhr Mittagspause
Kriegsende und Neuordnung Europas in Ausstellungen und Museen
15.00 Uhr N.N., Imperial War Museum London
Die Darstellung in französischen Museen
Prof. Dr. Ulrich Pfeil (Lyon/Paris)
16.30 Uhr Kaffeepause
17.00 Uhr Fortsetzung
Museum des Großen Vaterländischen Krieges, Moskau sowie Museum der Russischen Streitkräfte (angefragt)
Moderation: Dr. Jörg Morreé, Deutsch-Russisches Museum Karlshorst (Berlin)
18.00 Uhr Abendessen
19.30 Uhr Literarischer Abend mit Martin Pollack, Wien (angefragt)
Persönliche und literarische Zugänge zur Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg
Freitag, 26. März 2010
Jalta und die Folgen -
Installierung der stalinistischen Systeme in Mittel- und Osteuropa, zeitlich parallele Entwicklungen in Westeuropa (1945-48)
9. 00 Uhr Länderstudien
Die Tschechoslowakei 1945-48
Lukáš Vlcek, Institut zur Erforschung totalitärer Regime, Prag
Frankreich und das Elsass
Dr. Christiane Kohser-Spohn
Die Rolle Österreichs in der Nachkriegszeit –
der Umgang mit Sonderstatus und Neutralität
Prof. Dr. Stefan Karner, Leiter des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgenforschung der Universität Graz (angefragt)
10.30 Uhr Kaffeepause
11.00 Uhr Sowjetische Besatzungszone und der Mythos des Antifaschismus
Dr. Jörg Moreé, Deutsch-Russisches Museum Karlshorst
DP-Lager in den westlichen Besatzungszonen Deutschlands.
Zur neuen Ausstellung in der Gedenkstätte Bergen- Belsen
Katja Seybold (Bergen-Belsen)
Sojwetische Offiziere in Polen –
„Befreier“ oder „Besatzer“ - im Gedächtnis ihrer Familien
Jurij Kalmykow, Jekaterinburg
12.30 Uhr Mittagspause
Forum historisch-politischer Bildungsarbeit
14.30 Uhr Piotr Jakubowski, Leiter Haus der Begegnung mit der Geschichte, Warschau (Kulturinstitution, gegründet durch Zentrum KARTA und die Stadt Warschau)
Marek Mutor, Leiter Institut „Erinnerung und Zukunft“ in Wrocław (2007 gegründet zur Erforschung und Vermittlung der Geschichte der polnischen Westgebiete seit 1945)
17.00 Uhr Exkursion – Besichtigung des Jüdischen Friedhofs und der Synagoge in Dzierzionow/Rychbach/Reichenbach
19.00 Uhr Gemeinsames Abendessen im Eulengebirge
Samstag, 27. März 2009
Brüssel erzählt Geschichte.
9.00 Uhr Podiumsdiskussion zur Ausstellung „Europa, Europa“,
präsentiert in der Jahrhunderthalle in Wroclaw in 2009
Dr. Hans- Gert Pöttering,
Präsident des Europaparlamentes 2007 – 2009, Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung
Prof. Aleksandr Smolar, Vorsitzender der Batory-Stiftung Warschau, ( angefragt)
10.30 Uhr Kaffeepause
11.00 Uhr Auswertungsrunde und Ideen für ein nächstes Mal
12.00 Uhr Ende des Seminars