Poznan - Posen

Exkursion

Poznan - Posen

Stadtentwicklung im Spannungsfeld polnisch-deutscher Nachbarschaft - Berlin-Brandenburgische Stadtexkursionen

Tagungsnr.
20/2010
Von: 12.06.2010 06:29
Bis: 12.06.2010 22:17
Stadt Poznan - Posen

Poznan ist im frühen Mittelalter aus einem polnischen und einem deutschen Siedlungskern entstanden. Dank des Wiederaufbaus der im II. Weltkrieg schwer zerstörten Innenstadt ist das Stadtbild der Renaissance mit dem Rathaus von 1560 noch heute erlebbar. Im Zentrum unserer Exkursion steht die durch eine konfliktreiche Nachbarschaft geprägte Stadtentwicklung und das Gespräch mit polnischen Partnern.

Inhalt

Poznań, heute mit 560.000 Einwohnern die Hauptstadt der Wojewodschaft Großpolen, entsteht im

10. Jh. aus einem polnischen Bischofssitz an dem rechten und einer 300 Jahre späteren deutschen Siedlung an dem linken Ufer der Warthe. Nach einer Blütezeit in der Renaissance stagniert die Stadtentwicklung.

Ende des 18. Jh. gelangen die beiden Uferstädte im Zuge der Zweiten polnischen Teilung an Preußen und werden zur Stadt Posen vereint. Nach dem Wiener Kongress setzt eine das 19. Jh. anhaltende kulturelle Germanisierung ein. Wilhelm II. lässt ein monumentales Kaiserschloss errichten.

Als Ergebnis des I. Weltkrieges wird die Provinz Posen dem wieder erstandenen polnischen Nationalstaat angegliedert. 1939 ist Poznań eine polnische Großstadt von 275.000 Einwohnern mit einer kleinen deutschen Minderheit. Im II. Weltkrieg wird die polnische Bevölkerung der Stadt systematisch terrorisiert, vertrieben, deportiert und zu einem Teil vernichtet. Die Nazis planen die Auslöschung des polnischen Lebens. Im Untergrund kann jedoch ein Teil der kulturellen Infrastruktur weiterleben (z.B. die ’Universität der Westgebiete’). Deutsche Umsiedler u. a. aus dem Baltikum werden in der Stadt angesiedelt. Bei Kriegsende ist die Bevölkerung der Stadt zu fast 30% deutschstämmig. Die von den Nazis geplante städtebauliche Umgestaltung der Stadt zur Hauptstadt des ’Reichsgaus Wartheland’ bleibt jedoch in den noch heute sichtbaren Anfängen (z.B. Umbau Kaiserschloss) stecken. Ein Jahr vor Kriegsende wird Posen von alliierten Bomben schwer getroffen. Das berühmte Rathaus von 1560 wird bis auf die Grundmauern zerstört. Nach Kriegsende wird praktisch die gesamte deutschsprachige Bevölkerung vertrieben.

Noch aus der Zeit des letzten deutschen Kaisers stammt die riesige Posener Synagoge. Die deutsche Wehrmacht baute das Gebäude zum Militär-Schwimmbad um. Die jüdische Gemeinde mit ihren 2.000 Mitgliedern war gänzlich vernichtet. Erst 1998 gründete sich die Gemeinde mit 40 Mitgliedern neu. Sie will aus dem Synagogengebäude ein Zentrum für Judentum, Toleranz und Dialog machen.


Das 1945 gegründete West-Institut sollte dazu beitragen, die Integration der polnischen Westgebiete wissenschaftlich zu untermauern. Das Institut wandelt sich nach dem Warschauer Vertrag von 1970 zu einem Instrument der Entspannungspolitik und zur führenden Einrichtung der polnischen Deutschlandforschung. Vergleichbar dem 17. Juni 1953 in der DDR wird der Posener Arbeiteraufstand am 28. Juni 1956 durch das Militär des stalinistischen polnischen Staates niedergeschlagen. Die Stadt ertrotzt 1981 von der Regierung ein Denkmal dieses Ereignisses, das die Kontinuität der freiheitlichen nationalen polnischen Bewegung bis heute markiert.



Dr. Rüdiger Sachau

Evangelische Akademie zu Berlin


Hans Tödtmann

Arbeitskreis Stadtpolitik


Annelies Piening

Arbeitskreis Stadtpolitik

Programm

Samstag, 12. Juni 2010


6.29 Uhr Abfahrt Berlin-Hauptbahnhof Gleis 11 mit EC 41 Richtung Warschau

Reservierter Wagen


9.25 Uhr Ankunft Poznań / Posen

Begrüßung Macziej Luszczynski


9.39 Uhr Mit der Straßenbahn Nr. 8 durch die Stadt zur Dominsel


10.00 Uhr Besichtigung des Doms St. Peter und Paul

Weg auf der Königlich-Kaiserlichen Route zur Altstadt

Stadtführerin Barbara Mandelke


12.45 Uhr Mittagspause (wir werden Ihnen Restaurants empfehlen)


13.45 Uhr Treffpunkt: Pranger am Marktplatz


14.00 Uhr Besuch des West-Instituts (Instytut Zachodni)

in der Ulica Mostowa 27

Vortrag und Gespräch mit Prof. Bogdan Koszel


15.00 Uhr Weg zur Jüdischen Gemeinde

in der Ulica Stawna 10


15.15 Uhr Besuch der jüdischen Gemeinde

Gespräch mit Alicja Kobus und Piotr Sztyma

Besichtigung der ehemaligen Synagoge


16.30 Uhr Fortsetzung der Stadtführung auf der Königlich-Kaiserlichen Route

durch das gründerzeitliche Posen

(ehemaliges preußisches Kaiserschloss und Denkmal zum Posener Aufstand 1956)

Begleiter Macziej Luszczynski


17.15 Uhr gemeinsames Abendessen im Restaurant Pod Pretekstem im Centrum Kultury Zamek

Eingang von der Ulica Kosciuszki 79


18.45 Uhr gemeinsamer Weg zum Bahnhof


19.23 Uhr Abfahrt von Posen nach Berlin mit EC 40 Gleis 1


22.17 Uhr Ankunft Berlin-Hauptbahnhof Gleis 14

Teilen

Leitung

Dr. Rüdiger Sachau

Akademiedirektor

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