Poznań, heute mit 560.000 Einwohnern die Hauptstadt der Wojewodschaft Großpolen, entsteht im
10. Jh. aus einem polnischen Bischofssitz an dem rechten und einer 300 Jahre späteren deutschen Siedlung an dem linken Ufer der Warthe. Nach einer Blütezeit in der Renaissance stagniert die Stadtentwicklung.
Ende des 18. Jh. gelangen die beiden Uferstädte im Zuge der Zweiten polnischen Teilung an Preußen und werden zur Stadt Posen vereint. Nach dem Wiener Kongress setzt eine das 19. Jh. anhaltende kulturelle Germanisierung ein. Wilhelm II. lässt ein monumentales Kaiserschloss errichten.
Als Ergebnis des I. Weltkrieges wird die Provinz Posen dem wieder erstandenen polnischen Nationalstaat angegliedert. 1939 ist Poznań eine polnische Großstadt von 275.000 Einwohnern mit einer kleinen deutschen Minderheit. Im II. Weltkrieg wird die polnische Bevölkerung der Stadt systematisch terrorisiert, vertrieben, deportiert und zu einem Teil vernichtet. Die Nazis planen die Auslöschung des polnischen Lebens. Im Untergrund kann jedoch ein Teil der kulturellen Infrastruktur weiterleben (z.B. die ’Universität der Westgebiete’). Deutsche Umsiedler u. a. aus dem Baltikum werden in der Stadt angesiedelt. Bei Kriegsende ist die Bevölkerung der Stadt zu fast 30% deutschstämmig. Die von den Nazis geplante städtebauliche Umgestaltung der Stadt zur Hauptstadt des ’Reichsgaus Wartheland’ bleibt jedoch in den noch heute sichtbaren Anfängen (z.B. Umbau Kaiserschloss) stecken. Ein Jahr vor Kriegsende wird Posen von alliierten Bomben schwer getroffen. Das berühmte Rathaus von 1560 wird bis auf die Grundmauern zerstört. Nach Kriegsende wird praktisch die gesamte deutschsprachige Bevölkerung vertrieben.
Noch aus der Zeit des letzten deutschen Kaisers stammt die riesige Posener Synagoge. Die deutsche Wehrmacht baute das Gebäude zum Militär-Schwimmbad um. Die jüdische Gemeinde mit ihren 2.000 Mitgliedern war gänzlich vernichtet. Erst 1998 gründete sich die Gemeinde mit 40 Mitgliedern neu. Sie will aus dem Synagogengebäude ein Zentrum für Judentum, Toleranz und Dialog machen.
Das 1945 gegründete West-Institut sollte dazu beitragen, die Integration der polnischen Westgebiete wissenschaftlich zu untermauern. Das Institut wandelt sich nach dem Warschauer Vertrag von 1970 zu einem Instrument der Entspannungspolitik und zur führenden Einrichtung der polnischen Deutschlandforschung. Vergleichbar dem 17. Juni 1953 in der DDR wird der Posener Arbeiteraufstand am 28. Juni 1956 durch das Militär des stalinistischen polnischen Staates niedergeschlagen. Die Stadt ertrotzt 1981 von der Regierung ein Denkmal dieses Ereignisses, das die Kontinuität der freiheitlichen nationalen polnischen Bewegung bis heute markiert.
Dr. Rüdiger Sachau
Evangelische Akademie zu Berlin
Hans Tödtmann
Arbeitskreis Stadtpolitik
Annelies Piening
Arbeitskreis Stadtpolitik
Samstag, 12. Juni 2010
6.29 Uhr Abfahrt Berlin-Hauptbahnhof Gleis 11 mit EC 41 Richtung Warschau
Reservierter Wagen
9.25 Uhr Ankunft Poznań / Posen
Begrüßung Macziej Luszczynski
9.39 Uhr Mit der Straßenbahn Nr. 8 durch die Stadt zur Dominsel
10.00 Uhr Besichtigung des Doms St. Peter und Paul
Weg auf der Königlich-Kaiserlichen Route zur Altstadt
Stadtführerin Barbara Mandelke
12.45 Uhr Mittagspause (wir werden Ihnen Restaurants empfehlen)
13.45 Uhr Treffpunkt: Pranger am Marktplatz
14.00 Uhr Besuch des West-Instituts (Instytut Zachodni)
in der Ulica Mostowa 27
Vortrag und Gespräch mit Prof. Bogdan Koszel
15.00 Uhr Weg zur Jüdischen Gemeinde
in der Ulica Stawna 10
15.15 Uhr Besuch der jüdischen Gemeinde
Gespräch mit Alicja Kobus und Piotr Sztyma
Besichtigung der ehemaligen Synagoge
16.30 Uhr Fortsetzung der Stadtführung auf der Königlich-Kaiserlichen Route
durch das gründerzeitliche Posen
(ehemaliges preußisches Kaiserschloss und Denkmal zum Posener Aufstand 1956)
Begleiter Macziej Luszczynski
17.15 Uhr gemeinsames Abendessen im Restaurant Pod Pretekstem im Centrum Kultury Zamek
Eingang von der Ulica Kosciuszki 79
18.45 Uhr gemeinsamer Weg zum Bahnhof
19.23 Uhr Abfahrt von Posen nach Berlin mit EC 40 Gleis 1
22.17 Uhr Ankunft Berlin-Hauptbahnhof Gleis 14