Das Christentum ist eine Religion der Erinnerung. Bereits unmittelbar nach dem Tode Jesu versammelten sich die ältesten Gemeinden und brachen das Brot zu seinem Gedächtnis. Bis heute vergegenwärtigen Gottesdienst und Abendmahl Leben, Leiden und Auferstehung Christi. Ein Zyklus von Memorialfesten hat die christliche Botschaft dem kollektiven Langzeitgedächtnis eingeprägt. Zahllose Orte erinnern mit Kirchen, Gräbern und Reliquien an Personen und Ereignisse der Heilsgeschichte. Aber auch die Erinnerung an Unheil ist fest mit dem Christentum verbunden, man denke nur an Kreuzzüge und Inquisition.
Erinnerungsorte (lieu de mémoire) sind nicht auf eine räumliche Kategorie reduzierbar. Sie stehen vielmehr auch, wie der französische Historiker Pierre Nora formuliert hat, für das kollektive Gedächtnis einer sozialen Gruppe. Ihr Kristallisationspunkt kann der geographische Ort ebenso wie die mythische Gestalt, ein Ereignis, eine Institution oder ein Begriff sein. Solche „Orte“ besitzen eine besonders aufgeladene, symbolische Bedeutung und haben identitätsstiftende Funktion.
Einen Erinnerungsort des Christentums werden wir am 11. November, dem St. Martinstag, in den Blick nehmen. An seinem Vorabend findet in den norddeutschen lutherischen Gebieten das Martinisingen zur Erinnerung an den Geburtstag des Reformators am 10. November statt; in katholischen Gegenden ziehen um den 11. November die Martinszüge durch die Straßen – ein Inbegriff der Kindheit.
Die Herausgeber der „Erinnerungsorte des Christentums“, Hubert Wolf und Christoph Markschies, werden katholische und evangelische Blicke auf „Sankt Martin“ werfen. Christoph Markschies, geboren 1962, ist Professor für Kirchengeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin und war von 2006 bis 2010 Präsident dieser Universität. Hubert Wolf, geboren 1959, ist Professor für Kirchengeschichte an der Universität Münster.
Weil Erinnerung die sinnliche Wiederholung braucht, werden wir am 11. November nicht nur hören, sondern laden Sie auch zum Singen der unterschiedlichsten Martinslieder ein.
Auf einen heiteren und nachdenklichen Abend freut sich
Dr. Rüdiger Sachau
Evangelische Akademie zu Berlin
Der Verlag C.H. Beck, München, bei dem das Buch „Erinnerungsorte des Christentums“ erschienen ist, unterstützt diesen Abend freundlicherweise.
19.00 Uhr Lied „Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind“
(1. Strophe Chor, dann alle)
19.05 Uhr Begrüßung
Dr. Rüdiger Sachau, Direktor der Evangelischen Akademie zu Berlin
Dr. h.c. Wolfgang Beck, Verlag C. H. Beck oHG, München
Lied „Weil nun St. Martin bricht herein“ (Chor)
19.20 Uhr Katholische und evangelische Blicke auf den christlichen Glauben
Lied „Ich geh mit meiner Laterne“ (alle mit Orgel)
Sankt Martin I
Prof. Dr. Hubert Wolf, Universität Münster
Lied „Martinus Luther war ein Christ“ (alle mit Orgel)
Sankt Martin II
Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph Markschies, Humboldt-Universität Berlin
Lied „Martin war ein frommer Mann“ (Chor)
Lied „Verschneit liegt rings die ganze Welt“ (Solo)
Lied „O wie ist es kalt geworden“ (alle mit Orgel)
20.15 Uhr Fragen an Sankt Martin und seine Freunde
Christoph Markschies und Hubert Wolf
im Gespräch mit Rüdiger Sachau
20.45 Uhr Martinssingen mit Chor und allen
Lied „Durch die Straßen auf und nieder“ (Chor)
Lieder (alle mit Orgel): „Laterne, Laterne“
„Horch, durch des Winters Sturmgebrause“
„Wir zünden unsre Lichter an“
„Sei gegrüßt St. Martin“
Der Abend wird musikalisch begleitet von Mitgliedern der Kleinen Oper Zehlendorf unter der musikalischen Leitung von Ingeborg Kramer.
An der Orgel spielt Lothar Knappe, Organist und Leiter der Musik, St.-Matthäus-Kirche im Kulturforum.
Der Büchertisch wird von der Schleicher'schen Buchhandlung gestaltet.