In den Ländern der EU und den potentiellen Beitrittsländern des ehemaligen Jugoslawien leben ca. 10-12 Mio. Roma – die größte ethnische Minderheit Europas. Die Roma sind seit 1000 Jahren genuiner Teil der europäischen Kultur, doch ihre Geschichte ist häufig von sozialer und politischer Ausgrenzung geprägt.
Mit den politischen und wirtschaftlichen Umbrüchen im Osten Europas haben sich in vielen Ländern die Konflikte zwischen Mehrheitsgesellschaft und Minderheit verschärft. Roma sind in der Regel die ersten, die die negativen Begleiterscheinungen der ökonomischen Transformationsprozesse am eigenen Leibe spüren – Arbeitslosigkeit, mangelnde Gesundheitsfürsorge, Wohnungsnot. In vielen Regionen Südost- und Ostmitteleuropas sind slumartige Gettos entstanden. Soziale Stigmatisierung, Bildungsmangel und Armut bilden einen circulus vitiosus, der einen immer größeren Teil der Roma an die Peripherie der Gesellschaft treibt.
Spätestens mit der Öffnung der Grenzen sind dies Probleme, die ganz Europa betreffen. Zum andern aber wirft dieser Konflikt ein Licht auf die unwürdigen Lebensverhältnisse in den Herkunftsländern.
Das in der EU geltende Diskriminierungsverbot garantiert Roma und Sinti Gleichbehandlung in allen zivilen und gesellschaftlichen Bereichen. Anlässlich der Roma-Konferenz im April 2010 hat die EU-Kommission in einer Mitteilung mit dem Titel „Soziale und wirtschaftliche Integration der Roma in Europa“ eine Agenda zur Integration der Roma vorgelegt. Darüber hinaus gibt es nationale Maßnahmepläne und Förderprogramme von Nichtregierungsorganisationen, die den Roma helfen sollen, Anschluss an die moderne Lebenswelt zu finden.
Nach einer Vergegenwärtigung der Geschichte und einem Überblick über den Rechtsstatus der Roma werden wir bei unserer Tagung exemplarisch die Situation in einigen Ländern Südost- und Ostmitteleuropas in den Blick nehmen. Wir wollen nach den Gründen fragen, warum viele gute Ansätze zur Integration der Roma nicht selten scheitern, aber auch best praxis-Projekte benennen, die zur Hoffnung Anlass geben.
Dazu laden wir herzlich ein.
Ludwig Mehlhorn
Evangelische Akademie zu Berlin
Freitag, 22. Oktober 2010
16.00 Uhr Anmeldung und Begrüßungskaffee
17.00 Uhr Willkommen auf Schwanenwerder
Ludwig Mehlhorn, Evangelische Akademie zu Berlin
17.15 Uhr Nicht gelitten, kaum geduldet
Zur Geschichte der Roma in Europa
William Totok, Publizist, Berlin
18.45 Uhr Abendessen
19.30 Uhr Belgrad Backspin
Zur Situation von aus Deutschland abgeschobenen Roma in Serbien
Dokumentarfilm von Film Margarete Misselwitz (2007)
anschl.
Gespräch mit der Autorin und Adaletta Ajeti, Köln
Ende gegen 22.00 Uhr
Samstag, den 23. Oktober 2010
9.30 Uhr Zum Rechtsstatus der Roma und Sinti in der Europäischen Union
Dr. Jessica Heun, Juristin, Berlin
11.00 Uhr Kaffeepause
11.30 Uhr Situationsberichte aus einzelnen Ländern und unterschiedlichen Blickwinkeln
Jasna Causevic, Gesellschaft für bedrohte Völker, Referentin für Südosteuropa, Göttingen
William Totok, Publizist, Berlin
Thomas Handrich, Politikwissenschaftler, derzeit Berater beim Aufbau von lokaldemokratischen Netzwerken zur Inklusion von Roma bei Kosice (Slowakei), Vogelsdorf
13.00 Uhr Mittagessen
14.30 Uhr Gut oder gut gemeint?
Woran Förderprogramme häufig scheitern
Einführende Überlegungen: Thomas Handrich
Diskussion mit den Referenten sowie
Markus Meckel, MdB a.D.
Joachim Zeller, MdEP
Ende gegen 16.00 Uhr
Diese Tagung wird gefördert durch die
Bundeszentrale für politische Bildung