Die große Mehrheit der Menschen möchte auch im Fall der Pflegebedürftigkeit zu Hause wohnen bleiben. Die individuelle Lebens- und Wohnsituation auch und gerade bei Pflegebedürftigkeit selbst zu bestimmen, ist nicht zuletzt vor dem Hintergrund der UN- Behindertenrechtkonvention ein zentrales Menschenrecht. Menschen auch in Zeiten erhöhter Verletzlichkeit und Angewiesenheit Schutz und Geborgenheit zu geben und gleichzeitig ihre Selbstbestimmung zu achten, wird von Seite der Kirche und Diakonie als grundlegender Anspruch in die Diskussion um die Zukunft der Pflege eingebracht (siehe u. a. EKD Denkschrift „Im Alter neu werden können“).
Die zukünftigen Herausforderungen in der Pflege sind bekannt: Angesichts unserer immer älter werdenden Gesellschaft wird die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 um 50 Prozent ansteigen. Die Gruppe der Demenzerkrankten wächst besonders stark – gerade in einem fortgeschrittenen Stadium geht diese Erkrankung mit einem ausgeprägten Pflege- und Versorgungsbedarf einher. Es fehlen die Fachkräfte und wohl auch das Geld, alle diese Menschen stationär zu versorgen. Die Stärkung der häuslichen Pflege sollte im Eigeninteresse von Politik und Gesellschaft liegen.
Während die Ansprüche und Herausforderungen in der Pflege von verschiedenster Seite deutlich formuliert sind, zeigt der Blick in die Praxis, dass große Versorgungslücken bestehen und die Organisation der häuslichen Pflege alle Beteiligten mit vielfältigen Problemen konfrontiert: Die Leistungen ambulanter Pflegedienste sind oft nicht bedarfsgerecht. Eine Versorgung rund um die Uhr ist ohne Angehörige nicht gewährleistet. Obwohl die Angehörigen für die Pflege in Deutschland systemrelevant sind, wird nach wie vor zu wenig getan, um sie zu unterstützen und zu entlasten. Es fehlt an wohnortnahen, flexiblen und bezahlbaren Versorgungs- und Entlastungsangeboten. Vorhandene Angebote werden zum Teil unzureichend genutzt, weil Beratung und Information bei den Betroffenen nicht ankommen. Barrierefreiheit ist eine weitere wichtige Voraussetzung, um eine selbstbestimmte Lebensführung so lange wie möglich zu erhalten.
Wie Versorgungs- und Unterstützungs-Arrangements der Zukunft aussehen können, wie der Rechtsanspruch auf Pflegeberatung umgesetzt und die familiären Pflegepotentiale gestärkt werden können – um diese und weitere Themen soll es bei der Tagung gehen.
Dazu laden wir Sie herzlich ein!
Simone Ehm, Evangelische Akademie zu Berlin
Ulrike Mascher, Präsidentin Sozialverband VdK Deutschland e. V.
Kooperationstagung mit dem Sozialverband VdK Deutschland e. V.
Einige Beiträge zur Tagung finden Sie unter folgendem Link: http://www.eaberlin.de/4DCFB2858ADF495BB5191E4BA7B528F2.php
Montag, den 05.September 2011
9. 45 Uhr Anmeldung
10.45 Uhr Begrüßung und Einführung
Simone Ehm, Evangelische Akademie zu Berlin
Ulrike Mascher, Präsidentin Sozialverband VdK Deutschland e. V.
I. HÄUSLICHE PFLEGE – HERAUSFORDERUNGEN UND ANSPRÜCHE
11.00 Uhr „Wenn’s alleine nicht mehr geht“ - Aus dem Alltag von Pflegebedürftigen und
Pflegenden
Stefan Reuyß, Institut für sozialwissenschaftlichen Transfer (SowiTra), Berlin
11.45 Uhr Gesundheit und Pflege im Alter – Geriatrische, versorgungspolitische und sozialethische Herausforderungen
Kurzstatements und Gespräch zwischen den Referierenden:
Dr. Christoph Fuchs, Städtisches Klinikum München, Klinikum Neuperlach, Zentrum für Akutgeriatrie und Frührehabilitation
Dr. h. c. Jürgen Gohde, Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA), Köln
13.00 Uhr Mittagessen
14.00 Uhr Der lange Weg zur besseren Pflegepraxis – Was hindert uns? Wo liegen die Verantwortlichkeiten?
Prof. Dr. Bernd Schlüter, Rechtsanwalt und Mitglied der Ad-hoc-Kommission der EKD
„Im Alter neu werden können“, Berlin
Anschließend Diskussion mit dem Publikum
15.00 Uhr Kaffeepause
II. PFLEGEARRANGEMENTS DER ZUKUNFT
15.30 Uhr Innovative Pflegearrangements – Beispiele aus Deutschland und Europa
Dr. Grit Braeseke, Leiterin des Institutes für Europäische Gesundheits- und Sozialwirtschaft, Berlin
16.15 Uhr Gemeinwesen und Sozialplanung – Verantwortlichkeiten für quartiersbezogene Pflegeangebote
Heike Hoffer, Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V., Berlin
17.00 Uhr Pause
17.30 Uhr Pflegeberatung, Fallmanagement, Pflegestützpunkte – Rechtsansprüche und ihre Wirklichkeit
Birgit Mickley, Geschäftsführerin, QualiGes – Qualifizierung im Gesundheitswesen GmbH, Berlin
18.15 Uhr Pflegende Angehörige – eine tragende Säule von Pflegearrangements
Was geschieht zu ihrer Entlastung und Unterstützung?
Streitgespräch:
Dieter Hackler, Leiter der Abteilung 3 „Ältere Menschen“, Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend
Roland Wolf, Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Berlin
Ulrike Mascher, Präsidentin, Sozialverband VdK Deutschland e. V.
Christel Riemann-Hanewinckel, Präsidentin, Evangelische Aktionsgemeinschaft für
Familienfragen e. V., Berlin
Moderation:
Dr. Adelheid Müller-Lissner, Wissenschafts-Journalistin, Berlin
Ende der Veranstaltung gegen 19.30 Uhr
Dienstag, den 6. September 2011
III. INNOVATIVE TECHNOLOGIEN FÜR PFLEGE IM WOHNUMFELD
9.00 Uhr Assistenzsysteme im Pflegealltag - Inwieweit steigert Technik die Lebensqualität hilfebedürftiger Menschen?
Diskussion mit:
PD Dr. Alexander Dietz, Wissenschaftlich-Theologisches Seminar, Universität Heidelberg
Birgit Eberhard, Gesundheitsökonomin, VDE Verband der Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik, e. V., Frankfurt/Main
Anne Gebert, Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung e. V., Köln
Moderation:
Simone Ehm, Studienleiterin Ethik in den Naturwissenschaften, Evangelische Akademie zu Berlin
10.30 Uhr Kaffeepause
IV. UNTERSTÜTZUNG FÜR HILFEBEDÜRFTIGE UND HELFER – VOM
MODELLPROJEKT ZUR ALLGEMEINEN PRAXIS
11.00 Uhr Häusliche Pflege: Prioritäres Gestaltungsfeld für eine soziale Gesundheitswirtschaft
Dr. Josef Hilbert, Geschäftsführender Direktor, Institut Arbeit und Technik, Gelsenkirchen
11.30 Uhr Gute Häusliche Pflege 2020 – Wer steuert und gestaltet?
Abschlussdiskussion mit:
Reiner Jakobs, Leiter Fachgebiet “Leben und Wohnen im Alter”, Landkreis Siegen-Wittgenstein
Prof. Dr. h .c. Herbert Rebscher, Vorsitzender des Vorstandes, Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK), Hamburg
Prof. Dr. Wolfgang Schroeder, Staatssekretär, Ministerium für Arbeit, Soziales Frauen und Familie des Landes Brandenburg, Potsdam
Birgit Naase, Leiterin der Unterabteilung „Grundsatzfragen der Gesundheitspolitik, Pflegeversicherung“, Bundesministerium für Gesundheit, Berlin
Moderation:
Armin Lang, Sozialverband VdK Saarland e. V., Saarbrücken
12.30 Uhr Mittagsimbiss und Ende der Veranstaltung