Gerechtigkeit ist ein Menschheitstraum, das Streben nach Gerechtigkeit ein klassisches Ziel politischen Handelns. Parteien, Gewerkschaften, Kirchen fordern eine gerechte Welt mit sozialem Ausgleich, vermissen oder beschwören Gerechtigkeit – doch wie definieren wir den schillernden Begriff?
Welche Erwartungen verbergen sich hinter der offenkundigen Sehnsucht nach sozialer Gerechtigkeit? Haben vermeintliche Gerechtigkeitsapostel in Europa einen politischen Mythos aufgebaut, träumt die Mehrheit der Deutschen von einem unerreichbaren Ideal – oder ist das Streben nach Gerechtigkeit eine plausible Richtschnur für politisches Handeln? Ist Gerechtigkeitsempfinden ein Gegengewicht zu ökonomischer Maßlosigkeit? Inwieweit kann der Staat für Gerechtigkeit sorgen – und welchen Beitrag können Theologen und Kirchen zu Theorie und Praxis einer gerechten Welt leisten?
Wir beleuchten den Begriff aus historischer und soziologischer Sicht, widmen uns den Vorstellungen des Alten und Neuen Testaments und lernen muslimische und jüdische Interpretationen des vielgestaltigen Gerechtigkeitsbegriffs kennen. Zudem wollen wir ergründen, welche Elemente dieser Deutungen im alltäglichen Sprachgebrauch und sozialen Wirklichkeit durchscheinen oder in der säkularen Welt verblasst sind. Wir wollen den Begriff von Menschen mit unterschiedlichem Erfahrungshorizont untersuchen lassen, aus Ost und West, von Einwanderern und Wissenschaftlern, Praktikern und Theoretikern.
Und schließlich diskutieren wir in einer Runde mit Politikern darüber, wohin das politische Ziel Gerechtigkeit in der globalen Welt des 21. Jahrhundert führen kann.
Dazu lade ich Sie herzlich ein.
Dr. Jacqueline Boysen
Evangelische Akademie zu Berlin
Einige Beiträge der Tagung und weitere Informationen finden Sie unter folgendem Link
http://www.eaberlin.de/92758396875C45659F12CD963AA3A83A.php
Montag, den 21. November 2011
ab
17.30 Uhr Ankunft und Einchecken
18.30 Uhr Begrüßung und Vorstellung
Dr. Jacqueline Boysen
18.45 Uhr Kleiner Imbiss
19.15 Uhr Einführung in unser Thema im Streitgespräch
Gerechtigkeit – Abstraktion oder politisches Ziel?
Gespräch über die historische, philosophische und politikwissenschaftliche Dimension des Begriffs Gerechtigkeit
Prof. Dr. Stefan Gosepath, Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main
Prof. Dr. Wolfgang Merkel, Wissenschaftszentrum Berlin
Prof. Dr. Paul Nolte, Freie Universität Berlin, Präsident der Ev. Akademie zu Berlin
Mit anschließender Diskussion
21.45 Uhr Ausklang bei einem Glas Wein.
Dienstag, den 22. November 2011
Ab 7.30 Uhr Frühstück (für Übernachtungsgäste)
08.45 Uhr Morgenandacht
09.00 Uhr Gerechtigkeit – der Begriff im Alten und Neuen Testament
Prof. Dr. Markus Witte,
Prof. Dr. Jens Schröter,
beide Lehrstuhlinhaber an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin
Mit anschließender Diskussion
10.45 Uhr Kaffeepause
11.15 Uhr Gerechtigkeit – Deutungen in Islam und Judentum
Hamideh Mohagheghi, Muslimische Akademie, Berlin
Nils Ederberg, Judaist, Berlin
Mit anschließender Diskussion
13.00 Uhr Mittagessen
15.00 Uhr Quergedacht und mutig gehandelt – Gerechtigkeit in Theorie und Praxis
Susanne Wiest, Verfechterin des Grundeinkommens, Greifswald
Dr. Stefan Empter Senior Director, Bertelsmann-Stiftung, Gütersloh
Klaus Schneider SAC, Pallottinische Gemeinschaft, Sozialarbeiter St. Christophorus, Berlin
Nabil Yacoub, Sprecher des Sächsischen Migrantenbeirates, Dresden
16.45 Uhr Kaffeepause
17.15 Uhr Gerechtigkeit – wie alltagstauglich ist der Begriff für Politiker?
Hans-Peter Bartels MdB, SPD
Wolfgang Neskovic MdB, Die Linke
Pascal Kober MdB, FDP
Stefanie Vogelsang MdB, CDU/CSU
Stefan Gelbhaar, Bündnis90/Die Grünen
Moderiertes Podiumsgespräch
19.00 Uhr Abendessen und Ausklang der Tagung