Der Strukturwandel im ländlichen Raum des Landes Brandenburg ist in der Uckermark besonders ausgeprägt. Die Landwirtschaft bietet nur noch für wenige Menschen Beschäftigung. Viele Menschen, besonders junge Leute, sind zur Ausbildung oder auf der Suche nach Arbeit weggezogen und werden nicht zurückkommen.
Die Kirchengemeinden und das Aufkommen der Kirchensteuer sind dramatisch geschrumpft. Nur noch 10% der Bewohner sind Mitglieder der evangelischen Kirche. Ein Pfarrer betreut im Schnitt sieben Gemeinden mit je 150 Gemeindegliedern. Fast jedes Dorf hat infolge der märkischen Siedlungsgeschichte seine eigene Kirche - ein Denkmal der Glaubens- und Kulturgeschichte und zentraler Identifikationspunkt für Bewohner und Gäste.
Aber nicht wenige dieser Dorfkirchen werden kaum noch gottesdienstlich genutzt. Ihre Instandsetzung und Erhaltung stellt für die Gemeinden häufig eine Überforderung dar. Die romanischen Feldsteinkirchen in Felchow und Flemsdorf sind solche Problemfälle. In Felchow gibt es immerhin eine Initative, die die historische Orgel retten will.
Es gibt jedoch auch Gemeinden, die es in den letzten beiden Jahrzehnten geschafft haben, ihre Dorfkirche wieder herzustellen und unter Erweiterung der Nutzung zu erhalten. Die vor 1990 nicht mehr nutzbare neogotische Kirche in Berkholz ist mit Unterstützung eines Dorfvereins vorbildlich restauriert worden. Die in den letzten Kriegstagen 1945 ausgebombte barocke Kirche in Vierraden stand während der DDR-Zeit als Ruine mitten im Ort. 1999 wurde ein Förderverein gegründet. Unter starker Beteiligung der Gemeindejugend wurde die Kirche schrittweise hergerichtet und ist jetzt begrenzt wieder nutzbar.
Ein Sonderfall ist die barocke Kirche in Criewen. Der Gutsherr ließ 1816, um einen Park anzulegen, das ehemals um die Kirche gelegene Dorf abreißen und außer Sichtweite wieder aufbauen. Die Kirche steht seitdem isoliert im Park, gehört jedoch unverändert zum Dorf und konnte in den letzten Jahren restauriert werden.
Unsere Exkursion wird begleitet von Pfarrer Martin Ammon, Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland, und Bernd Janowski, Geschäftsführer Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. Dr. Reinhart Müller-Zetzsche, Superintendent des Kirchenkreises Uckermark, wird an der abschließenden Diskussion teilnehmen.
Dr. Rüdiger Sachau
Evangelische Akademie zu Berlin
Hans Tödtmann
Arbeitskreis Stadtpolitik
8.30 Uhr Abfahrt mit Reisebus Berlin Hauptbahnhof
(Nordausgang / Europaplatz)
10.00 Uhr Dorfkirche Felchow
Führung durch ein Mitglied der Kirchengemeinde
und Dr. Dietrich Pavel, Interessengemeinschaft Wagner-Orgel Felchow
10.45 Uhr Dorfkirche Flemsdorf
Führung durch ein Mitglied der Kirchengemeinde
11.30 Uhr Dorfkirche Berkholz
Führung durch Mitglieder der Kirchengemeinde und
des Dorfvereins Berkholz-Meyenburg e.V.
12.30 Uhr Mittagessen in Vierraden
Gaststätte .Zum Oderländer., Kleine Straße 16
13.45 Uhr Dorfkirche Vierraden (Kreuzkirche)
Führung durch Mitglieder der Kirchengemeinde
und des Freundeskreises Kirchruine
15.00 Uhr Kaffee und Kuchen in Criewen
Anitas Eisstube, Am Speicher 2
15.45 Uhr Dorfkirche Criewen im Schlosspark
Führung: Bernd Janowski
16.15 Uhr Diskussion: Wie viele Kirchen braucht das Land?
Dorfkirchen und ihre Zukunft
mit:
Dr. Reinhart Müller-Zetzsche, Superintendent
Martin Ammon, Stiftung KiBa
Bernd Janowski, Förderkreis Alte Kirchen
Dr. Rüdiger Sachau, Evangelische Akademie
17.30 Uhr Abfahrt Criewen
19.00 Uhr Ankunft Berlin Hauptbahnhof