Markgraf Albrecht der Bär verleiht um 1165 dem um die Jacobikirche gescharten Ort Stendal in der Altmark das Marktrecht und löst damit eine lebhafte Entwicklung der Stadt aus. Der Bau des Doms St. Nikolaus beginnt. Klöster und eine Lateinschule werden gegründet. Der Marktplatz mit dem Rathaus, Roland und der Marienkirche wird zum Zentrum der Stadt. Die Stendaler Seefahrergilde treibt Überseehandel mit eigenen Schiffen. Um 1300 wird der aus mehreren Siedlungskernen entstandene Ort durch Stadtmauern eingefasst. Stendal wird brandenburgische Münzstadt und gehört für 160 Jahre (1358 – 1518) dem mächtigen Städtebund der Hanse an.
Der mittelalterliche Stadtgrundriss, Kirchen, Klosteranlagen, das Rathaus und Stadttore im Baustil der Backsteingotik prägen noch heute die Altstadt. 1539 schließt sich die Altmark der Reformation Luthers an. Altar und Kanzel der Jacobikirche erhalten ein reformatorisches Bildprogramm.
1631 wird Stendal Garnisonsstadt und 1871 Bahnknotenpunkt. Vorstädte entstehen, die Stadtmauern werden beseitigt, ein großer Teil der Fachwerkhäuser der Altstadt wird durch Gebäude in Massivbauweise im Stil des Historismus ersetzt.
Die Altstadt übersteht den 2. Weltkrieg ohne größere Zerstörungen. Der Oberbürgermeister übergibt die Stadt kampflos an die amerikanischen Truppen. Die 70er und 80er Jahre des 20. Jahrhunderts sind geprägt durch die Auseinandersetzung um Abriss oder Erhalt der Altstadt. Ab 1971 werden das Wohngebiet Stadtsee und ab 1985 das Wohngebiet Stendal-Süd errichtet. Die Stadt wächst besonders wegen der nahe gelegenen Großbaustelle eines Kernkraftwerkes um etwa 15.000 Einwohner und erreicht 1989 eine Größe von über 50.000 Einwohnern. 1985 versucht die Bürgeraktion ’Rettet die Altstadt’ Leerzug, Verfall und Abriss der Altstadt aufzuhalten.
Infolge des Einigungsvertrages wird der Bau des Kernkraftwerkes gestoppt. Die Altmark und ihre Hauptstadt schrumpfen. Heute hat Stendal noch etwa 35.000 Einwohner.
Die Stadtplanung folgt ab 1990 dem Motto ’Zurück in die Mitte’. Das Neubaugebiet Stendal-Süd wird vollständig beseitigt. Die Altstadt wird konsequent revitalisiert, zum einen durch Instandsetzung der erhaltenen Altbauten, zum anderen durch Neubebauung der vielen innerstädtischen Brachen, die durch Verfall und Abriss entstanden sind. Bei dem neuen Konzept findet die Stadt Unterstützung durch die IBA Sachsen-Anhalt 2010, die Stendal in regionaler Arbeitsteilung als Zentrum der Altmark vielfältige infrastrukturelle Aufgaben zuweist und so zur Belebung der Stadt beiträgt.
Dr. Rüdiger Sachau
Evangelische Akademie zu Berlin
Hans Tödtmann
Arbeitskreis Stadtpolitik
Exkursionsablauf
Samstag, 27. August 2011
7.47 Uhr Abfahrt Berlin Ostbahnhof mit RE 2
(Treffpunkt in den ersten beiden Wagen des Zuges)
7.51 Uhr Alexanderplatz
7.54 Uhr Friedrichstraße
7.58 Uhr Hauptbahnhof
8.04 Uhr Zoolog. Garten
8.13 Uhr Spandau
8.53 Uhr an Rathenow
9.06 Uhr ab Rathenow
9.30 Uhr an Stendal
Rundgang zur Stadtgeschichte
9.45 Uhr Altmärkisches Museum im Katharinenkloster
Einführung in die Stadtgeschichte am Stadtmodell
Gabriele Bark, Leiterin des Altmärkischen Museums
10.30 Uhr Treffpunkt: Dom St. Nikolaus
Stadtführung historische Altstadt
einschl. St. Nikolaus, Rathaus und St. Jakobi
Gisela Hübner, Stadtführerin
12.30 Uhr Mittagspause
(Empfehlung: individueller Blick in die Marienkirche)
Rundgang zur Stadtsanierung und zum Stadtumbau
14.00 Uhr Treffpunkt: Rathaus, Markt 1, vor ’Kaffeekult’
Georg-Wilhelm Westrum, Leiter des Amtes für Stadtsanierung
17.00 Uhr Zeit zur freien Verfügung
18.35 Uhr Abfahrt Stendal
19.00 Uhr an Rathenow
19.06 Uhr ab Rathenow
20.02 Uhr Ankunft Berlin Hauptbahnhof