Spekulation

Tagung

Spekulation

Die Moral des Risikos

Tagungsnr.
42/2011
Von: 09.11.2011 10:30
Bis: 09.11.2011 17:15
Deutscher Sparkassen- und Giroverband, Berlin-Mitte

Ob Spekulation ein Problem darstellt, ist unter Experten umstritten. Sie kann Marktungleichgewichte anzeigen und zukünftige Krisen vermeiden oder deren Folgen mindern. Spekulation verschärft jedoch häufig Unsicherheit, ist mitunter allein auf dieses Ziel hin angelegt. Versorgungsengpässe oder systemische Krisen werden dann in Kauf genommen, weil mit drastischen Preisausschlägen Gewinne erwirtschaftet werden. Wann werden spekulative Geschäfte moralisch fragwürdig? Wo sollten wir das Risiko kommender Krisen als den Preis der Freiheit annehmen und wo muss spekulatives Handeln auf Märkten begrenzt werden?


XXIV. Wirtschaftsethisches Forum

Inhalt

Die Finanzkrise hat in den Augen vieler Menschen ihre zentrale Ursache in der Spekulation von gierigen Finanzinvestoren. Rettungsschirme in Höhe von vielen hundert Milliarden Euro für hochverschuldete Euroländern und Banken verstärken den Eindruck, dass sich Spekulanten auf Kosten der Steuerzahler sanieren und ihre Verluste so minimieren.

In der öffentlichen Diskussion bleibt oft unklar, ob das Spekulieren per se für destruktiv gehalten wird oder nur das Spekulieren auf Kosten Dritter. In der Wirtschaftsethik ist es umstritten, ob Spekulation per se verwerflich ist. Bei gleichen Zugangsmöglichkeiten der Akteure zu Informationen kann Spekulation Marktungleichgewichte anzeigen, zukünftige Krisen vermeiden oder deren Folgen mindern helfen und auf langfristige Knappheiten von Ressourcen aufmerksam machen. Werden spekulative Geschäfte also erst dann moralisch fragwürdig, wenn Informationsasymmetrien hinzutreten, also etwa Insiderhandel vorliegt? Oder sind Preissteigerungen, Versorgungsengpässe oder systemische Krisen gute Gründe, um Spekulation moralisch abzulehnen?

Auf der Tagung wollen wir fragen: Was unterscheidet Spekulation von nicht-spekulativen Geschäften auf (Kapital-)Märkten? Ist die Spekulation ein unverzichtbares Instrument zur Absicherung gegen Preis- und Kursschwankungen in der Zukunft? Gibt es Märkte – etwa für Lebensmittel – auf denen Spekulation beschnitten werden müsste? Sind wir nicht alle Spekulanten, wenn wir auf Preissenkungen im Schlussverkauf spekulieren oder das Geld auf Tagesgeldkonten parken in der Hoffnung auf steigende Zinsen? Wo liegen die Unterschieden zwischen der alltäglichen und der professionellen Spekulation, die eine andere moralische Bewertung legitimieren?

Wir freuen uns auf die Diskussion dieser Fragen mit Ihnen.


Dr. Rüdiger Sachau

Direktor der Evangelischen Akademie zu Berlin


Joachim Hake

Direktor der Katholischen Akademie in Berlin


Prof. Dr. Michael Hüther

Direktor des Instituts

der deutschen Wirtschaft Köln

Programm

10.30 Uhr Anmeldung

11.30 Uhr Eröffnung und Begrüßung

V.Prof. Dr. Dominik Enste

Kompetenzfeldleiter Institutionenökonomik, Institut der deutschen Wirtschaft Köln


Forum I:

Wozu Spekulation?

Vortrag:

Spekulation wozu? Die ethische Seite des Bankgeschäfts

Heinrich Haasis,

Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Berlin


12.00 Uhr

Vortrag:

Spekulation und Systemische Risiken

Prof. Michael Hüther,

Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln


Podiums- und Plenumsdiskussion mit den Vortragenden


13.00 Uhr Imbiss


14.00 Uhr

Forum II:

Lebensmittel als Spekulationsobjekt?


Kurzvortrag:

Was bedeutet Spekulation in Agrarrohstoffmärkten

für Hersteller und Kunden?


N.N.

Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Berlin


14.20 Uhr Kurzvortrag:

Nahrungsmittelspekulation, Lebensmittelpreise und Welternährung – Was haben Ernährungssicherheit und Termingeschäfte miteinander zu tun?

Michael Windfuhr

Stellv. Direktor des Deutschen Instituts für Menschenrechte, Berlin


14:40 Uhr Podiums- und Plenumsdiskussion mit den Vortragenden


15.15 Uhr Kaffeepause


15.45 Uhr

Forum III

Spekulanten - Böcke oder Gärtner im Finanzmarkt?

Statement:

Dr. Volker Wissing

MdB, Stellv. Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion, Berlin


Podiumsdiskussion:

Dr. Volker Wissing

MdB, Stellv. Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion

Dr. Manfred Jäger-Ambrozewicz,

Senior Economist,

Institut der deutschen Wirtschaft Köln

Prof. Dr. Joachim Wiemeyer

Lehrstuhl für Christliche Gesellschaftslehre, Universität Bochum


17.00 Uhr Zusammenfassung der Ergebnisse


17.15 Uhr Ende der Veranstaltung


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Leitung

Dr. Michael Hartmann

Studienleiter Wirtschaft und Nachhaltigkeit

Telefon (030) 203 55 - 504

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