Finanz- und Wirtschaftskrise, Futtermittelskandale und Umweltkatastrophen der letzten Zeit lassen die Diskussion um die Frage wiederaufleben, wie viel an Eigenverantwortung der Staat einfordern, was er den Unternehmen als bürgerschaftlich verantwortlichen Akteuren überlassen sollte und was Gegenstand gesetzlicher Regulierungen zu sein hat. Bieten Wirtschaftsethik und Konsumentenbewusstsein ausreichend Anreize für verantwortungsvolles Unternehmenshandeln - oder bedarf es rechtlicher Regeln, um ökologische und soziale Kosten wirtschaftlichen Handelns nicht nur der Allgemeinheit aufzubürden?
„Die soziale Verantwortung der Wirtschaft ist es, ihre Profite zu vergrößern“, schrieb der liberale Ökonom Milton Friedman im September 1970. Während nach traditioneller Auffassung eine Unternehmung die Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden zum Kern ihres Strebens macht, hat der Staat dafür zu sorgen, dass sich diese Bedürfnisse artikulieren können, ohne das Marktbeeinflussungen und Machtverzerrungen die Möglichkeiten der Nachfrager einschränken. Dass alle Akteure dabei fair agieren, ist ebenfalls Ziel der gesetzlichen Rahmenordnung, zu der auch gehört, die unternehmensinterne Governance mit zu gestalten.
Was spricht aus Sicht der Wirtschaft für ein Mehr an gesellschaftlicher Verantwortung? Ein „level playing field“ macht verantwortungsvolles Unternehmenshandeln wettbewerbsfähiger. Inzwischen sind eine Vielzahl von freiwilligen Berichts- und Sektorstandards und politische Initiativen zur Förderung freiwilliger Unternehmensverantwortung entstanden.
Wie effektiv sind diese Instrumente? Mit Multi-Stakeholder-Initiativen werden dem gewählten Parlament gesellschaftliche Steuerungskompetenzen entzogen und Verantwortungs- und Haftungs- zusammenhänge aufgelöst und ersetzt. Wie sind solche Formen privater Governancen also legitimiert?
Freiwillig oder verbindlich? Die Tagung versteht sich als pointierter, sachlich fundierter Beitrag zur Debatte um Unternehmensverantwortung und richtet sich an Fachleute und Interessierte verschiedener Arbeitsgebiete aus Unternehmen, Politik, Bürgergesellschaft. Sie greift Erfahrungen mit freiwilligen Berichtsinstrumenten und Codes of Conduct auf, beleuchtet den Stand aktueller politischer Prozesse zu CSR und bietet neben namhaften Vertretern beider Positionen auch den Teilnehmenden Raum für diese notwendige Diskussion. Wir laden herzlich dazu ein.
Heinz Fuchs
Ev. Entwicklungsdienst, Bonn
Marianne Henkel
BUND, Greifswald
Dr. Michael Hartmann
Ev. Akademie zu Berlin
Volkmar Lübke
CorA, Berlin
Freitag, 01. April 2011
8.30 Uhr Anmeldung
9.00 Uhr Begrüßung
9.30 Uhr Instrumente der Unternehmensverantwortung – Möglichkeiten und Grenzen
ISO 26000, Reporting- und Branchenstandards, Global Compact, OECD-Guidelines:
Bei welchen Produkten, in welchen Sektoren, unter welchen Bedingungen funktionieren sie?
Prof. Werner Wild, Georg-Ohm-Hochschule, Nürnberg
Zum Vortrag von Prof. Wild klicken Sie bitte den folgenden Link http://www.eaberlin.de/550EF0EE93804467B1BA172E753BCBBF.php
10.15 Uhr Diskussion
10.45 Uhr Kaffeepause
11.15 Uhr Der EU Prozess zum Thema CSR – Entwicklung und Perspektiven
Iris Kröning, EU Kommission/ DG Enterprise, Brüssel
12.00 Uhr Kurzkommentar zum EU-Prozess aus der Sicht der deutschen Bundesregierung
Jörg Trautner, Referatsleiter im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Berlin
Kurzkommentar zum EU-Prozess aus der Sicht von NGOs
Cornelia Heydenreich, Germanwatch, Berlin
12.20 Uhr Diskussion
13.00 Uhr Mittagspause
14.00 Uhr Plädoyers für Freiwilligkeit
Ministerialrat Joachim Steffens, Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie,
Abteilung Auslandsinvestitionen, Berlin
Renate Hornung-Draus, Geschäftsführerin Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitsgeberverbände (BDA), Abteilungsleiterin Europäische Union und Internationale Sozialpolitik, Berlin
15.00 Uhr Plädoyers für Verbindlichkeit
Dr. Miriam Saage-Maasz, ECCHR zu Menschenrechtsverletzungen; Berlin
Dr. Gisela Burckardt, Clean Clothes Campaign zu Sozialstandards und Berichtspflichten, Siegburg
Tina Löffelbein, Greenpeace zu internationalen Umweltstandards, Berlin
16.00 Uhr Kaffeepause
16.30 Uhr „Unternehmensverantwortung: Pflicht oder Kür?“
Podiumsdiskussion
u.a. mit Jens Martens, Global Policy Forum, Bonn
Moderation: Dr. Michael Hartmann
17.30 Uhr Zusammenfassung und Verabschiedung-