Wir bringen Autoren, die der DDR nach dem Mauerbau den Rücken gekehrt haben, die ausgebürgert oder deren Ausreiseersuchen angenommen wurden, mit Kollegen ins Gespräch, die in der DDR geblieben sind, an Reformen glaubten oder sich mit dem Leben hinter der Mauer arrangiert hatten.
Welche Folgen haben Übersiedlung und Heimatverlust? Wie prägte der Neuanfang die Flüchtlinge – zumal jene, die sich künstlerisch mit der Suche nach Identität auseinandersetzen? Und welchen Einfluss hat der Exodus auf die anderen, die zurückbleiben, die DDR verteidigen und Reformen anstreben?
Schriftsteller und Musiker aus unterschiedlichen Generationen diskutieren über Freiheit und Unfreiheit, über Entfremdungen diesseits und jenseits der Mauer. Sie berichten über DDR-spezifische Prägungen, die Erwartung an den Neustart und die Realität in der Bundesrepublik vor und nach der Wiedervereinigung.
Dazu lade ich Sie herzlich ein.
Dr. Jacqueline Boysen
Evangelische Akademie zu Berlin
Den Bericht über diese Veranstaltung finden Sie unter folgendem Link http://www.eaberlin.de/F0E18F932ED240FDAB6DF23AB22267B0.php
Mittwoch, 15. Juni 2011
Am 15. Juni diskutiert die 1984 nach West-Berlin ausgereiste Schriftstellerin Katja Lange-Müller mit Rolf Schneider, ihrem in Leipzig aufgewachsenen, in der DDR gebliebenen und gleichfalls in Berlin lebenden Kollegen.
Katja Lange-Müller, 1951 geboren, lernte den Beruf der Schriftsetzerin, arbeitete als Hilfsschwester, Pflegerin und Therapeutin in der Psychiatrie und studierte schließlich am Institut für Literatur „Johannes R. Becher“ in Leipzig. Vor ihrer Ausreise nach West-Berlin arbeitete sie in einer Teppichfabrik in der Mongolei. Katja Lange-Müller wurde 1986 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis für ihr literarisches Werk geehrt, sie ist Mitglied der Akademie der Künste in Berlin, des P.E.N. und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Rolf Schneider, geboren in Chemnitz 1932, studierte Germanistik und Pädagogik an der Universität Halle-Wittenberg und arbeitete als Redakteur der Zeitschrift „Aufbau“ in Berlin. Ab 1958 verfasste er als freier Autor Erzählungen, Hörspiele und Theaterstücke. Rolf Schneider durfte ins „nicht-sozialistische Ausland“ reisen und er nahm an einem Treffen der Gruppe 47 in West-Berlin teil. Im November 1976 unterzeichnete auch Rolf Schneider die Protestresolution gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns. Drei Jahre später wurde aus dem Schriftstellerverband der DDR ausgeschlossen. Rolf Schneider ist Mitglied im P.E.N. 1962 erhielt er den Lessing-Preis des Ministeriums für Kultur der DDR und 1966 wurde er in München mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet.
Ekkehard Maaß wird die Gesprächsrunde ergänzen und musikalisch begleiten. Der Musiker und Autor wurde 1951 in Naumburg geboren, studierte Theologie und Philosophie und machte sich einen Namen als Sänger von Liedern des russischen Chansonniers Bulat Okudshawa.
Schreiben in der „entwickelten sozialistischen Gesellschaft“?
Erfahrungen aus den Jahrzehnten nach dem Mauerbau
18.00 Uhr Einlass
19.00 Uhr Begrüßung und Vorstellung
Dr. Jacqueline Boysen
19.10 Uhr Musik von Ekkehard Maaß. Gespräch zwischen Katja Lange-Müller und Rolf Schneider mit einem Blick auf ihre Biographien - und auf die Situation nach dem Mauerbau, nach der Ausbürgerung
Wolf Biermanns und frühen achtziger Jahren in der DDR.
20.30 Uhr Pause für ein erfrischendes Getränk
20.45 Uhr Musik von Ekkehard Maaß. Diskussion zwischen Katja Lange-Müller, Rolf Schneider und Ekkehard Maaß über die Bedeutung der Teilung für ihre künstlerische Arbeit.
22.00 Uhr Ende der Veranstaltung und Ausklang bei einem Glas Wein.