Während die atomare Katastrophe in Fukushima die ganze Welt in Atem hält, und die Folgen für Menschen und Umwelt noch nicht abzusehen sind, werden die Erinnerungen wieder wach an die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, die sich am 26. April 2011 zum 25. Mal jährt. Die grenzüberschreitenden Folgen der Explosion im Atomkraftwerk in Tschernobyl waren damals europaweit zu spüren. Die gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen sind für die über fünf Millionen Menschen in den am stärksten betroffenen Gebieten wie auch für die noch lebenden Liquidatoren, die damals unmittelbar am Reaktor im Einsatz waren, nach wie vor Realität.
Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl hat jedoch auch eine einmalige europaweite Solidaritätsbewegung hervorgebracht, die sich mit dem Ende des Ost-West-Konfliktes in vielen Ländern entwickelt hat. Allein in Deutschland gibt es noch heute über 500 Organisationen, die mit ihren humanitären, sozialen und ökologischen Projekten ein wichtiges Fundament für die Entstehung eines europäischen Hauses bilden.
Zum Jahrestag wollen wir an die Katastrophe und ihre Folgen erinnern und angesichts der Ereignisse in Japan fragen, welche Konsequenzen und Lerneffekte wir hieraus für die Politik und jeden Einzelnen im heutigen Europa ziehen können. Vor diesem Hintergrund haben in den letzten Monaten junge europäische Stipendiaten des Geschichts-Netzwerkes EUSTORY europaweit die Kultur des Erinnerns an Tschernobyl untersucht und werden ihre Ergebnisse am 25. Jahrestag der Katastrophe präsentieren.
Gemeinsam mit europäischen Partnern laden wir Akteure aus Zivilgesellschaft, Politik und Interessierte ein, mit uns zu diskutieren, welche Aufgaben sich vor dem Hintergrund von Tschernobyl für die Zukunft stellen.
Peter Junge-Wentrup, Geschäftsführer, Internationales Bildungs- und Begegnungswerk gGmbH (IBB), Dortmund
Ulrike Kind, Studienleiterin, Evangelische Akademie zu Berlin
Dr. Bernhard Lorentz, Geschäftsführer, Stiftung Mercator, Essen
Dr. Astrid Sahm, Leiterin, Internationale Bildungs- und Begegnungsstätte „Johannes Rau“ (IBB), Minsk
Gabriele Woidelko, Leiterin, EUSTORY - History Network for Young Europeans, Hamburg
Unter folgendem Link können Sie Beiträge zur Tagung abrufen:
http://www.eaberlin.de/4E2FAAB2A24F49838EFCD049D430E7E5.php
Die Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch.
13.00 Uhr Anmeldung und Begrüßungskaffee
14.30 Uhr Begrüßung
Ulrike Kind, Studienleiterin, Evangelische Akademie zu Berlin
Michael Schwarz, Leiter, Kompetenzzentrum Internationale Verständigung, Stiftung Mercator, Essen
14.45 Uhr Umdenken nach Tschernobyl und Fukushima
Mensch und Atomenergie im 21. Jahrhundert
Wolfram König, Präsident, Bundesamt für Strahlenschutz, Salzgitter
15.15 Uhr Tschernobyl! Und nun?
Eine szenische Kollage junger Europäer zum 25. Jahrestag der Katastrophe
Stipendiaten vom Geschichtsnetzwerk EUSTORY
15.45 Uhr Kurze Pause
16.00 Uhr Tschernobyl
Umweltkatastrophe - Europäisches Netzwerk - Mahnung für die Zukunft?
Dr. Winfried Eisenberg, IPPNW, Herford
Lorenz Hilfiker, Geschichtsnetzwerk EUSTORY, Belp, Schweiz
Svetlana Margolina, Hoffnung für die Zukunft, Minsk, Belarus
Geert Metselaar, Stichting Rusland Kinderhulp, Zwolle, Niederlande
Dr. Astrid Sahm, IBB .Johannes Rau., Minsk, Belarus
Moderation:
Ulrike Kind, Evangelische Akademie zu Berlin
17.00 Uhr Empfang
im Großen Saal im Haus der EKD (Charlottenstr. 53/54, gegenüber der Kirche)
Gefördert von
Stiftung Mercator und
vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aus den Mitteln des Kinder- und Jugendplans (KJP) des Bundes
Weitere Tschernobyl-Veranstaltungen am 26.4.2011 in Berlin
Die verletzte Schöpfung. 25 Jahre nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl.
Gemeinsames Gedenken der Evangelischen, Katholischen und Russisch-orthodoxen Kirche 11.00 Uhr: Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, Breitscheidplatz, 10798 Berlin-Charlottenburg
1000 Stimmen gegen das Verdrängen.
Benefizkonzert zugunsten der „Kinder von Tschernobyl-Stiftung des Landes Niedersachsen“ und „Heim-statt Tschernobyl e.V.“
19.00 Uhr: Einführungsveranstaltung mit der Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch
20.00 Uhr: Konzert - Schostakowitsch, Tschaikowsky und traditionelle russische Chormusik, Nachgespräch im Foyer bei Wasser, Wein und Brot
Adresse: Philharmonie, Herbert-von-Karajan-Str. 1, 10785 Berlin
Veranstalter: Stiftung Berliner Philharmoniker, Staatskapelle Berlin, IPPNW-Concerts
Karten sind über die Philharmonie zu beziehen.
Zusätzliche Informationen
In dem Projekt „25 Jahre Tschernobyl - Wege einer transnationalen Erinnerungskultur“ arbeiten die Partner EUSTORY (Hamburg), Evangelische Akademie zu Berlin, Heim-statt Tschernobyl (Bünde), IBB Dortmund, IBB „Johannes Rau“ (Minsk) zusammen. Das Projekt wird gefördert von der Stiftung Mercator (Essen).
Es beinhaltet folgende weitere Projekte und Veranstaltungen:
In einer Studienfahrt und einem internationalen Internetseminar recherchieren junge Europäer aus 19 Ländern, wie die Tschernobyl-Katastrophe bei ihnen vor Ort wahrgenommen wurde.
In der Ausstellung „25 Jahre Tschernobyl: Menschen - Orte – Solidarität“ stehen die Schicksale der Liquidatoren und der Umsiedler im Mittelpunkt und die europäische Solidaritätsbewegung wird beschrieben. Die Ausstellung wird in über 30 Städten gezeigt und von Zeitzeugen begleitet.
Erstmals können zu der Partnerschaftskonferenz, die vom 17. bis 20. April 2011 in Minsk stattfindet, Partner aus verschiedenen europäischen Ländern eingeladen werden.
Vom IBB Dortmund werden aus Anlass des 25. Jahrestags von Tschernobyl folgende Bücher veröffentlicht: „Gebrochene Biographien - vergessene Orte“, Rüdiger Lubricht, Bildband, Dortmund, 2011, „Tschernobyl und die Europäische Solidarität“, Dr. Isolde Baumgärtner, Dortmund, 2011.