Die Luisenstadt

Exkursion

Die Luisenstadt

Ein gespaltener Stadtteil in Berlin

Tagungsnr.
33/2012
Von: 26.09.2012 16:00
Bis: 26.09.2012 20:00
Berlin

Die Lebensader des unter König Friedrich-Wilhelm IV. einheitlich gestalteten neuen Stadtteils bildete der Luisenstädtische Kanal, das Herz war der Oranienplatz. Die Aufteilung der Luisenstadt von 1920 auf die Bezirke Mitte und Kreuzberg führt nach dem II. Weltkrieg durch Sektorengrenze und Mauerbau zu einer Spaltung des Stadtteils und zum Vergessen des gemeinsamen Lebensraums. Klaus Duntze, ehemals Pfarrer in Kreuzberg und Mitbegründer des Bürgervereins Luisenstadt, begleitet uns durch die Vergangenheit des Stadtteils und fragt nach dessen Zukunft.


Berlin-Brandenburgische Stadtexkursionen

Inhalt

33 Exkursion – Luisenstadt

Die Luisenstadt - ein gespaltener Stadtteil in Berlin

Mit einer Skizze des architekturvernarrten preussischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm IV. fing alles an. Er zeichnete in den Plan des Köpenicker Feldes eine hakenförmige Wasserstraße als Lebensader der zum urbanen Stadtteil expandierenden Luisenstadt. Der Luisenstädtische Kanal sollte nicht nur die Bautätigkeit und den Handel fördern, sondern vor allem zur Verschönerung der Residenzstadt Berlin beitragen. Lenné arbeitete die königliche Skizze zu einem umsetzbaren Bebauungsplan für die Luisenstadt aus.

Nach dem Baubeginn 1845 und mit Notstandsarbeiten im Revolutionsjahr 1848 konnte der Kanal 1852 den Betrieb aufnehmen. Mit seinen baumbestandenen Uferpromenaden, Einfassungsmauern, Wasserbecken, Brücken, Schiffsliege- und Marktplätzen wurde er zur Aorta der sich in der Gründerzeit rasant verdichtenden Luisenstadt mit ihrer typischen Mischung von Wohnen und Gewerbe. Noch während sich jedoch vor dem I. Weltkrieg der Oranienplatz als Herz der Luisenstadt mit einer neuen Kanalbrücke und Kandelabern im schönsten Jugendstil herausputzte, begann die wirtschaftliche Bedeutung des Kanals schon wieder zu verlöschen. In den Jahren 1926–32 wurde der Kanal nach Plänen von Barth zu einem muldenförmigen Grünzug umgestaltet, der sich in seiner abwechslungsreichen gärtnerischen Gestaltung - mit dem Engelbecken als Angelpunkt - bei den Luisenstädtern größter Beliebtheit erfreute.

Die schon 1920 erfolgte Aufteilung der Luisenstadt auf die Berliner Bezirke Mitte und Kreuzberg führte nach dem II. Weltkrieg durch Sektorengrenze und Mauerbau zu einer Spaltung des Stadtteils und zum Vergessen des gemeinsamen Lebensraumes. Die evangelische und katholische Kirche nutzten die nach dem Fall der Mauer bestehende Chance einer Reorganisation ihrer Gemeinden schlecht: Zentralisierungsentscheidungen führten zu einer Verödung der Seelsorge. Der 1991 gegründete Bürgerverein Luisenstadt erreichte zusammen mit der Gartendenkmalpflege und dem Bezirk Mitte die Wiederherstellung des unter dem Mauerstreifen verborgenen bogenförmigen Kanalabschnitts als Grünzug. Das Engelbecken wurde unter lebhafter Beteiligung der Bevölkerung als Wasserfläche rekonstruiert. Die nicht unberechtigte Angst der Kreuzberger Szene vor der Gentrifizierung ihres Kiezes verhindert jedoch aktuell die denkmalgerechte Herrichtung auch des Kreuzberger Teils des Grünzugs.

Klaus Duntze initiierte als Kreuzberger Pfarrer 1977 die ’Strategien für Kreuzberg’, durch die die behutsame Stadterneuerung vorgezeichnet wurde, und moderierte als Leiter des Stadtteilausschusses SO 36 die aus der Stadtsanierung entstehenden gesellschaftlichen Konflikte. Als Mitgründer des Bürgervereins Luisenstadt engagiert er sich nach dem Motto ’Ohne Gegenwart der Vergangenheit keine Zukunft’ für die identitätsstiftende Erweckung der Luisenstadt. Damit zusammenwächst, was zusammen gehört.


Dr. Rüdiger Sachau

Evangelische Akademie zu Berlin


Hans Tödtmann

Arbeitskreis Stadtpolitik

Programm

Mittwoch, den 26. September 2012


16.00 Uhr Treffpunkt in Berlin-Mitte am Michaelkirchplatz:

Plattform über dem Café am Engelbecken


Bus 147 Hauptbahnhof – Ostbahnhof (20-Minutentakt),

Haltestelle Heinrich-Heine-Platz oder

U 8 Haltestelle Moritzplatz bzw. Heinrich-Heine-Str.

mit je 10 Minuten Fußweg


Spaziergang entlang des ehemaligen Luisenstädtischen Kanals

mit

Dr. Klaus Duntze, Bürgerverein Luisenstadt


Immergrüner Garten

Waldpflanzengarten

Blütensträuchergarten

Schillingbrücke

St. Thomas

Mariannenplatz

Bethanien

St. Michael

Exerzierhaus

Engelbecken

Rosengarten

Waldemarbrücke

Oranienplatz


18.30 Uhr Café am Engelbecken

Bilddokumentation und Diskussion

Gelegenheit zum Imbiss


20.00 Uhr Ende der Veranstaltung



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Leitung

Dr. Rüdiger Sachau

Akademiedirektor

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