Als der Arbeitskreis Stadtpolitik der Evangelischen Akademie die Stadt Luckau im Jahr 2000 besuchte, waren wir begeistert, welchen Schub die Stadtsanierung durch die Landesgartenschau erfahren hatte. Ausgeschlossen von dieser Entwicklung war jedoch ein mit Mauern und Stacheldraht umgebenes Areal in der Nähe des Marktplatzes: Die Justizvollzugsanstalt – ein scheinbar unüberwindliches Hindernis für die weitere Sanierung der Altstadt. Hier wurde in den letzten Jahren eine überraschende Lösung gefunden, die neben einem Stadtrundgang und einem Besuch der Nikolaikirche im Fokus unserer Exkursion stehen wird.
Die Stadt Luckau wird 1230 erstmals urkundlich erwähnt. 1291 wurde in der Nähe des Marktplatzes ein Dominikanerkloster gegründet. In demselben Jahr rief der Bischof von Naumburg zu einer Spende für die Errichtung der Nikolaikirche auf. Bis zu deren Fertigstellung diente die Georgenkapelle auf dem Markt als Stadtpfarrkirche. Die mit Mauer und Graben umgebene Stadt entwickelte sich zu einer der reichsten Städte der unter böhmischer Lehnshoheit stehenden Lausitz. Im Zuge der Reformation musste das Kloster 1546 aufgegeben werden.
Während des 30-jährigen Krieges erhielt der sächsische Kurfürst 1635 die Markgraftümer der Lausitz als Lehen. Luckau erlitt starke Zerstörungen, bis 1645 zwischen Schweden und Sachsen Waffenruhe eintrat. Das ausgebrannte Innere der Nikolaikirche wurde um 1670 in barockem Stil erneuert. Das heutige Bild des Marktplatzes wird von den um 1700 reich stuckierten Renaissancegiebeln einer Reihe von Wohnhäusern geprägt. Die seit 200 Jahren ’wüste’ Klosterkirche erhielt erst 1747 eine neue Nutzung als Zuchthaus.
Als Resultat des Wiener Kongresses fiel die Niederlausitz 1815 der preußischen Provinz Brandenburg zu. Das in gotischer Zeit auf dem Marktplatz errichtete Rathaus wurde in klassizistischem Stil überformt, das Zuchthaus um einen zweiten Zellenbau erweitert. Als prominentester Häftling saß Karl Liebknecht 1916-18 hier ein. In der NS-Zeit war ein großer Teil der Gefangenen ebenfalls aus politischen Gründen inhaftiert, darunter Adolf Grimme, Günther Weisenborn und Robert Uhrig.
2005 endlich konnte die Justizvollzugsanstalt in einen Neubau vor den Toren der Stadt umziehen. Die Kommune erwarb das Areal und baute die Gebäude für öffentliche Nutzungen um: Die Stadtbibliothek, das Niederlausitz-Museum, das Kreisarchiv und eine Kindertagesstätte mit einem Spielhaus. Als Abschluss des Projektes wird demnächst eine Wohnzeile fertiggestellt.
Dr. Rüdiger Sachau
Evangelische Akademie zu Berlin
Hans Tödtmann
Arbeitskreis Stadtpolitik
Samstag, den 20. Oktober 2012
Hinreise nach Luckau
RE 2 (37375) Richtung Cottbus
Treffpunkt in den vorderen beiden Wagen
08.19 Uhr ab Berlin Spandau
08.28 Uhr ab Berlin Zoologischer Garten
08.34 Uhr ab Berlin Hauptbahnhof (Gleis 12)
08.37 Uhr ab Berlin Friedrichstrasse
08.40 Uhr ab Berlin Alexanderplatz
08.44 Uhr ab Berlin Ostbahnhof
09.31 Uhr an Lübben Hauptbahnhof
09.44 Uhr ab Lübben Hauptbahnhof (Bus 472)
10.03 Uhr an Luckau Busbahnhof
10.15 Uhr Stadtrundgang
Treffpunkt Hausmannsturm
Erläuterungen zur Stadtgeschichte und Stadtsanierung
Dora Grünke, Stadtführerin
Michael Krüger, Bauamtsleiter
12.45 Uhr Mittagspause
Konversionsprojekt Dominikanerkloster-JVA-’Kulturkirche’
14.15 Uhr Führung über das Areal, Erläuterung der Teilprojekte
Michael Krüger, Bauamtsleiter
15.15 Uhr Einführung Niederlausitz-Museum
Helga Tucek, Museumsleiterin
Besichtigung der Ausstellungen
Im Knast. Strafvollzug und Haftalltag in Luckau 1747 - 2005
Luckauer Hausgeschichte(n) – Eine Spurensuche
16.15 Uhr Kaffeepause
17.00 Uhr Evangelische Kirchengemeinde
Treffpunkt St. Nikolaikirche
Besichtigung der Kirche, Orgelvorführung,
Informationen zur Gemeinde
Kerstin Strauch, Gemeindepfarrerin
Joachim Klebe, Kantor
Rückreise nach Berlin
18.55 Uhr ab Luckau Busbahnhof (Bus 472)
19.18 Uhr an Lübben Hauptbahnhof
19.29 Uhr ab Lübben Hauptbahnhof (RE 2, Gleis 1 Richtung Wismar)
20.24 Uhr an Berlin Hauptbahnhof