Als Peter Sloterdijk vor sieben Jahren den „Weltinnenraum des Kapitals“ beschrieb, behauptete er mit offenkundiger Gewissheit: „Die Wahrheit ist, dass sich das Geld längst als operativ erfolgreiche Alternative zu Gott bewährt hat. Dieses tut für den Zusammenhalt der Dinge mehr, als es ein Schöpfer des Himmels und der Erde leisten könnte.“
Inzwischen dürften da auch dem marktgläubigsten Menschen Zweifel gekommen sein. Mag sein, dass das blinde Vertrauen, das die globalisierte Welt in die Vernunft der Geldkreisläufe gesetzt hat, dazu führt, dass bald gar nichts mehr zusammenhält. Mag sein, dass die Bibel schließlich wieder einmal recht behält, wenn sie davor warnt, dem Mammon zu dienen.
Ganz unrecht hat Peter Sloterdijk allerdings nicht, wenn er im gleichen Zusammenhang schreibt, Juden, Christen und Muslime huldigten heute allenfalls noch einem Teilzeit-Monotheismus. Es ist wohl wahr, dass auch das Leben der gläubigen Menschen am Gelde hängt und zum Gelde drängt. Die Angst vor dem Niedergang des Euro ist manifester als die Angst vor dem Schaden, den die Seele unter den gegebenen Verhältnissen möglicherweise schon genommen hat.
Und stimmt es denn überhaupt, dass Geld und Güte sich nicht miteinander vertragen? Sind wir als Christinnen und Christen im Wohlstand nicht eigentlich Beispiele dafür, dass die Reichen doch durchs Nadelöhr passen?
Wie sich Geld und Glaube zueinander verhalten, das wollen wir im interreligiösen Gespräch miteinander ausloten – angeregt von vier preisgekrönten Filmen, die uns von den Slums in Mumbai bis in die Chefetagen der Wall Street führen.
Dr. Erika Godel, Evangelische Akademie zu Berlin
Angelika Obert, Rundfunkbeauftragte der EKBO
Programm
Freitag, den 27. Januar 2012
17.30 Uhr Anreise und Anmeldung
18.30 Uhr Abendessen
19.30 Uhr Begrüßung
Dr. Erika Godel
19.45 Uhr Einführung des ersten Films
Stefan Förner, Filmbeauftragter des Erzbischöflichen Ordinariats, Berlin
20.15 Uhr Wallstreet (Regie: Oliver Stone)
USA 1987 (122 Minuten)
Ende gegen 22.20 Uhr
Samstag, den 28. Januar 2012
Ab 7.30 Uhr Frühstück (für Übernachtungsgäste)
09.00 Uhr Morgenandacht
09.30 Uhr Glaube und Geld in Kirche und Kino
Werner Schneider-Quindeau, Frankfurt
10.30 Uhr Kaffeepause
11.00 Uhr Match Point (Regie: Woody Allen)
Großbritannien, 2005 (124 Minuten)
und Gespräch
13.30 Uhr Mittagessen
15.00 Uhr Gott und Geld
Prof. Dr. Rainer Kessler, Philipps-Universität, Marburg
16.00 Uhr Kaffeepause
16.30 Uhr Einführung des dritten Films
Werner Schneider-Quindeau
Anschl. Der grosse Crash (Regie: J.C. Chandor)
USA 2011 (110 Minuten)
und Gespräch
19.00 Uhr Abendessen
20.30 Uhr Einführung des vierten Films
Angelika Obert, Filmbeauftragte der EKBO, Berlin
20.45 Uhr Slumdog Millionär (Regie: Danny Boyle)
England 2008 (120 Minuten)
Ende gegen 22.45 Uhr
Sonntag, den 29. Januar 2012
7.30 Uhr Frühstück (für Übernachtungsgäste)
9.00 Uhr Morgenandacht
9.30 Uhr Geld im Film – Fiktion oder Wirklichkeit?
Ein Gespräch mit
Prof. Dr. Micha Brumlik, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt/Main
Prof. Dr. Rainer Kessler
Alfred Burkhart, Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken BVR, Berlin
11.00 Uhr Kaffeepause
11.30 Uhr Kleingeld (Regie: Marc-Andreas Bochert)
Deutschland 1999 (15 Minuten)
11.45 Uhr Gespräch
12.30 Uhr Mittagessen
Ende der Tagung gegen 13.30 Uhr
Gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung.