„Ist es nicht seltsam, dass keines meiner religiösen Bilder in einer Kirche seinen Platz fand? ... Die mächtigen grossräumigen Bauwerke der Kirchen stehen steinern stolz auf schönsten Plätzen. In ihren Hallen sitzen vornehme Menschen ordnungsmässig alle Sonntage. Wo aber sind die Schwachen und Beladenen, die Sünder und Zöllner, die tausenden, hungernden, frierenden Obdachlosen und die Armen, die Christus alle so liebte? Sie halten Gottesdienst ihrer Art in Kaschemmen und Baracken.“ So fragte sich Emil Nolde in einem Brief an seinen Freund Hans Fehr aus dem Jahr 1930 (zitiert im Ausstellungskatalog, Emil Nolde. Die religiösen Bilder, DuMont 2011, S. 107).
Warum stießen die religiösen Bilder von Emil Nolde bei seinen Zeitgenossen auf Befremden, Ablehnung und nur auf wenig Zustimmung und Begeisterung? Waren sie theologisch oder (kirchen-)politisch nicht korrekt? Wie werden sie heute gesehen und interpretiert von Kunsthistorikern und Theologen?
Sie sind herzlich eingeladen zur fachkundig geführten Besichtigung der Ausstellung „Emil Nolde. Die religiösen Bilder“, die bis zum 15. April 2012 im Nolde Museum Berlin am Gendarmenmarkt gezeigt wird. Höhepunkt der Ausstellung ist das neunteilige Werk „Das Leben Christi“, das 1938 im Mittelpunkt der Ausstellung „Entartete Kunst“ in Berlin stand und nach über 70 Jahren wieder in Berlin gezeigt wird.
Referenten sind der Direktor der Nolde Stiftung Seebüll Manfred Reuther und der Theologe Wilhelm Gräb. Religionspädagogische Aspekte wird Eckhart Marggraf beitragen, der seit vielen Jahren für die Reihe „Kunst und Kirche“ in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe verantwortlich ist und die „Gottesdienste im Museum“ im Karlsruher „Zentrum für Kunst und Medientechnologie“ (ZKM) ins Leben gerufen hat.
Nachmittags können die Eindrücke in Arbeitsgruppen reflektiert und diskutiert werden. Eine der Arbeitsgruppen richtet sich besonders an Pädagoginnen und Pädagogen und will methodische und inhaltliche Elemente einer Begegnung für Kinder und Jugendliche (Grundschulkinder, Schüler der Sekundarstufen, Konfirmanden) mit den Bildern Noldes bedenken.
Am frühen Abend geht es um ein Gespräch zwischen Kunst und Religion. Ausgehend von dem Zyklus „Das Leben Christi“ und dem Triptychon „Martyrium“ werden Professor Reuther, Professor Gräb und Pfarrer i. R. Marggraf ihre Deutungen der religiösen Bilder Noldes vorstellen
Die Evangelische Akademie zu Berlin und die Nolde Stiftung Seebüll, Dependance Berlin freuen sich auf Sie!
Dr. Erika Godel, Evangelische Akademie zu Berlin
Victoria Vollbrecht, Nolde Stiftung Seebüll
Cornelia Oswald, Amt für kirchliche Dienste in der EKBO
Samstag, den 24. März 2012
Ab
10.30 Uhr Anmeldung
11.00 Uhr Begrüßung und Einführung
Dr. Erika Godel, Ev. Akademie zu Berlin
Eckhart Marggraf, Internationaler Verband Ev. Erzieher
11.15 Uhr Führung durch die Ausstellung
Noldes „biblische und Legendenbilder“ - aus kunsthistorischer Sicht
Prof. Dr. Manfred Reuther, Nolde Stiftung Seebüll
12.30 Uhr Kleiner Imbiss
13.30 Uhr Noldes religiöse Bilder – aus theologischer Sicht
Prof. Dr. Wilhelm Gräb, Humboldt-Universität zu Berlin
14.45 Uhr Gesprächsgruppen
I. Die religiösen Bilder in Noldes Werk
Prof. Dr. Manfred Reuther
II. Kunst und Religion
Prof. Dr. Wilhelm Gräb
III. Mit Kindern und Jugendlichen Noldes religiöse Bilder entdecken
Eckhart Marggraf
15.30 Uhr Kaffeepause
16.30 Uhr Noldes Triptychon „Martyrium“
Versuch einer Deutung im Gespräch zwischen Kunst und Theologie
Prof. Dr. Wilhelm Gräb
Prof. Dr. Manfred Reuther
Pfr. i. R. Eckhart Marggraf
Ende gegen 18.00 Uhr