Der Staat schützt das Individuum in seiner Religionsausübung, wohl wissend, dass es Aspekte gibt, die Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften in Konfrontation mit dem Staat bringen können. Alle Staatsbürger – egal ob sie bewusste Mitglieder oder Nichtmitglieder einer Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaft sind – nehmen auch eine Position gegenüber Fragen der Religion ein. Der religiöse oder weltanschauliche Sinngehalt der jeweiligen Lehre von diesen Gemeinschaften und ein sich damit verbindender Absolutheitsanspruch lassen sich nicht ohne Weiteres in eine neutrale
staatliche Verfassungsordnung einfügen. Religiöse Freiheit und staatliche Letztentscheidung kann zum Konflikt werden. Zwar müssen verfassungsrechtliche Garantien religiöser Freiheiten immer wieder den sich verändernden gesellschaftlichen Verhältnissen angepasst werden, aber sie sind nicht bedingungslos. Es ist Aufgabe des Staates, ein Ordnungsmodell zu schaffen, das allen gerecht wird: Christen, Juden, Muslimen und Atheisten.
Aber in einer multireligiösen Gesellschaft muss die vom demokratischen Rechtsstaat zu erwartende Toleranz gegenüber allen gläubigen Staatsbürgern auch mit der Toleranz der Gläubigen untereinander einhergehen. Die Unterstellung prinzipieller Intoleranz der Religionen ist dabei ebenso wenig hilfreich wie das Beharren auf Positionen, die geeignet sind, die Verfassungstreue von Angehörigen einer Religionsgemeinschaft in Frage zu stellen.
Wir haben Menschen aus Politik und Wissenschaft, Christen und Muslime, eingeladen, um über Toleranz und Fundamentalismus zu sprechen und laden sie herzlich zum Gespräch miteinander ein.
Dr. Erika Godel
Studienleiterin
Evangelische Akademie zu Berlin
Dr. Michael Parak
Geschäftsführer
Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V.
Dr. Rüdiger Sachau
Direktor
Evangelische Akademie zu Berlin
Mittwoch, den 08. Februar 2012
17.30 Uhr Einlass und Anmeldung
18.00 Uhr Begrüßung
Dr. Rüdiger Sachau, Direktor der Ev. Akademie zu Berlin
Dr. Michael Parak, Geschäftsführer, Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V.
18.10 Uhr Einführung
„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg 5, 29b)
Dr. Erika Godel, Ev. Akademie zu Berlin
18. 20 Uhr Der Staat und die Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften
Eine Verhältnisbestimmung aus juristischer Perspektive
Dr. Christoph Thiele, Leiter der Rechtsabteilung des Kirchenamtes der EKD, Hannover
19.00 Uhr Islam und Demokratie
Eine Standortbestimmung
Ertugrul Sahin, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Kultur und Religion des Islam,
Goethe-Universität Frankfurt am Main
19.30 Uhr Glaubt man Gläubigen ihre demokratische Gesinnung?
Podium:
Eberhard Diepgen, Regierender Bürgermeister von Berlin a.D.
Dr. Ehrhart Körting, Senator für Inneres und Sport a.D.
Ekin Deligöz MdB, Bündnis 90/die Grünen
Ende der Veranstaltung gegen 21.00 Uhr