Deutschland war geteilt – wie erging es der evangelischen Kirche? Nach der doppelten Staatsgründung hielten die Protestanten zunächst an ihrer Einheit fest – erst 1969 trennten sich die Kirchen und spiegelten die Zweistaatlichkeit ihrerseits im Nebeneinander von EKD und Bund der Evangelischen Kirchen der DDR wieder.
Wie entwickelten sich die Kirchen in Ost und West? Welche Rolle spielten sie in der jeweiligen Gesellschaft, der staatlich gelenkten und antiklerikalen der DDR und der libertär-säkularen der Bundesrepublik? In unterschiedlicher Form boten die Kirchen in den 80er Jahren Querdenkern Raum. Zudem öffneten viele Gemeinden in der staatlich gelenkten und kontrollierten DDR-Öffentlichkeit Schutzräume für Nonkonformisten. Wie verhielten sich die Kirchen in West-Berlin? Welche Konflikte und Eigenheiten trugen die Gemeinden und Ihre Mitglieder aus – wie viel Interesse wuchs wechselseitig, wie viel Ignoranz hält bis heute an? Wie kann die Kirche heute Mutige würdigen und wie gehen Gemeinden mit Schuld oder Desinteresse um?
Wir fragen nach dem Stand der Aufarbeitung der Geschichte der evangelischen Kirche in der DDR, in West-Berlin und der Bundesrepublik zur Zeit der Teilung. Was haben Geschichtswissenschaft, Kirche und Journalisten in den vergangenen zwanzig Jahren untersucht und beschrieben – was lag außerhalb des Blickwinkels von Wissenschaft und Öffentlichkeit?
Wie wirkt die Teilung der evangelischen Kirche in Berlin und Brandenburg bis heute nach? Wie hat die Kirche nach 1990 die Widerstandstradition der DDR-Opposition aufgenommen und entwickelt, wie hat sie Obrigkeitsnähe oder Sozialismusaffinität auch im Westen hinterfragt? Welche Position bezieht die Kirche gegenüber der Diktatur, wie stehen Protestanten heute zu ihrer eigenen Verantwortung?
Unser Ziel ist, den Dialog über die Vergangenheit innerhalb der Kirche, mit außerkirchlichen Welten und Historikern in Ost und West zu befördern.
An den drei Abenden nehmen wir jeweils unterschiedliche Themenkomplexe in den Blick: Flucht, Ausreise und Neubeginn, das Verhältnis der Kirche zum Staat sowie die kirchliche Friedensbewegung. Wir hören die Einführung aus geschichtswissenschaftlicher Sicht, treten dann in die Diskussion mit einem weiteren Historiker und mit Zeitzeugen aus Ost und West ein und fragen in einer Abschlussrunde, wie die Geschichte der Teilung in den Gemeinden in Berlin und Brandenburg sowie der schlesischen Oberlausitz bis heute nachwirkt und wie mit guten und bösen Erfahrungen aus der Vergangenheit heute umgegangen wird.
Sie sind herzlich eingeladen, sich an unseren Runden zu beteiligen.
Dr. Jacqueline Boysen, Evangelische Akademie zu Berlin
Dr. Marianne Subklew, Stellvertreterin der Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur
III. Kirche und Gewalt
in der Heilig-Kreuz-Kirche, Potsdam
Einlass ab 16.30 Uhr
17.00 Uhr Begrüßung
Dr. Marianne Subklew
17.10 Uhr Impuls
PD Dr. Claudia Lepp, Leiterin der Forschungsstelle für kirchliche Zeitgeschichte, München
17:30 Uhr Podium 1
Dr. Claudia Lepp,
Dr. Christian Halbrock, Abteilung Forschung beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen der Staatssicherheit der ehemaligen DDR, Berlin
Dr. Hans Jürgen Misselwitz, Theologe, Berlin
Dr. Claus-Dieter Schulze, Pfarrer i.R., Kommunität Grimnitz
Martin-Michael Passauer, Pfarrer i.R., Berlin
Moderation: Dr. Jacqueline Boysen
18.30 Uhr Pause
19.00 Uhr Podium 2
Ulrich Schwarz, Journalist, Berlin
Heilgard Asmus, Generalsuperintendentin, Potsdam
Claas Henningsen, Pfarrer, Bad Belzig
Malte Koopmann, Pfarrer, Königs Wusterhausen
Moderation: Dr. Marianne Subklew
20.00 Uhr Schlusswort
Bischof Dr. Markus Dröge