"Jedes Volk hat sein eigenes 20. Jahrhundert"

Fachtagung

"Jedes Volk hat sein eigenes 20. Jahrhundert"

Narrative über Geschichte in Europa

Tagungsnr.
11/2012
Von: 21.03.2012 17:00
Bis: 24.03.2012 11:00
Internationale Begegnungsstätte Kreisau / Polen

Auf dem 10. ost-westeuropäischen Gedenkstättenseminar Kreisau werden die Geschichtserzählungen in den europäischen Ländern untersucht und verglichen. Worauf wird in der jeweiligen historischen Darstellung besonders viel Wert gelegt, was prägt die Erinnerungskultur der verschiedenen Nationen und welche Perspektiven ergeben sich daraus für die historisch-politische Bildungsarbeit in Europa? Das Seminar versteht sich als Forum für Historiker, Museumspädagogen und Mitarbeiter von Gedenkstätten.


10. Kreisauer Gedenkstättenseminar

Inhalt

10. Ost-westeuropäisches Gedenkstättenseminar Kreisau


Das ost-westeuropäische Gedenkstättenseminar wird im Jahr 2012 zum 10. Mal stattfinden. Dies ist vor allem der regen Unterstützung und dem Interesse der Partner aus den unterschiedlichen europäischen Ländern zu verdanken. Leitendes Motiv aller bisherigen Zusammentreffen ist die Frage mehrfacher Diktatur- und Unrechtserfahrung in Europa und deren Folgen. Dies wurde anhand unterschiedlicher Themen oder Länderbeispiele diskutiert.


Das anstehende kleine Jubiläum des ost-westeuropäischen Gedenkstättenseminars fragt nach den vorherrschenden Narrativen über europäische Geschichte bzw. des eigenen Landes innerhalb Europas. Es fragt damit nach den Perspektiven, die hinter den Aufarbeitungsansätzen in den einzelnen Ländern stehen. Anlass, sich dieser Perspektive zu widmen, gab der Aufruf „Nationale Geschichtsbilder“ von Memorial Russland aus dem Jahr 2008: „Nationale Erinnerung verarbeitet die gemeinsame Erfahrung auf jeweils eigene Weise, verleiht ihr einen eigenen Sinn. So hat jedes Volk sein eigenes 20. Jahrhundert.“ Es ist nicht die theoretische Einsicht dessen, es ist das Wissen um die jeweilige Perspektive, die den Umgang mit europäischer Geschichte zunächst einmal verstehen lässt. Auf dieser Ebene lässt sich die Arbeit von Aufarbeitungsinitiativen in ihrem Versuch, die weißen Flecken der Geschichtsbetrachtung zu füllen, verstehen.


Das ost-westeuropäische Gedenkstättenseminar richtet sich an haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter/innen von Gedenkstätten oder Museen und Personen, die sich in Projektarbeit oder Schule und Hochschule mit der Geschichte von Nationalsozialismus, dem Völkermord an den Juden, Stalinismus und kommunistischer Diktatur sowie anderen Formen totalitärer Gewaltherrschaft und des Widerstandes dagegen auseinander setzen. Das Seminar versteht sich als Forum für einen gesamteuropäischen Erfahrungsaustausch von Vertretern aus der Praxis, die in der historisch-politischen Bildungsarbeit tätig sind sowie Wissenschaftlern.


Wir laden herzlich zur Teilnahme ein!


Dr. Jacqueline Boysen

Dr. Bernd Florath

Annemarie Franke

Dr. Andrea Genest

Dr. Anna Kaminsky

Dr. Burkhard Olschowsky

Programm

Programm


Mittwoch, 21. März 2012


nachmittags ab 17.00 Uhr Anreise – Zimmerbelegung, Kaffee


fakultativ: Rundgang durch die Begegnungs- und Gedenkstätte Krzyżowa (Kreisau)


18.30 Uhr Abendessen


19.30 Uhr Einführung in das Programm durch die Veranstalter, Vorstellungsrunde


anschließend

Eröffnung der Fotographie-Ausstellung von Olga Shonova, Memorial St. Petersburg

– Places of Residence – zum Weiterleben ehemaliger Lager des Gulag.


Geselliger Abend zum Kennenlernen und Austauschen


Donnerstag, 22. März 2012


Das 20. Jahrhundert und seine Narrative – drei Perspektiven


9.30 Uhr Schweigen statt Aufarbeitung. Die sowjetische Erinnerung an den Stalinismus

Prof. Dr. Jörg Baberowski, Lehrstuhl für Geschichte Osteuropas, Humboldt Universität Berlin


Die Entwertung des Werts des menschlichen Lebens und der Freiheit als Grunderfahrung des 20. Jahrhunderts

Elena Zhemkowa, Gesellschaft „Memorial“ Moskau


10.30 Uhr Kaffeepause


11.00 Uhr Das polnische Narrativ zwischen nationaler Erinnerung und europäischer Identität

Prof. Jerzy Eisler, Direktor der Abteilung des Instituts des Nationalen Gedächtnisses (IPN) Warschau (angefragt)


12.30 Uhr Nachfragen und Diskussion der drei Vorträge


13.00 – 15.00 Uhr Mittagspause


„So hat jedes Volk sein eigenes XX. Jahrhundert“ - zwischen europäischer und nationaler Erinnerung


15.00 Uhr Frankreichs Meistererzählung vom „Land der Menschenrechte“

Prof. Dr. Ulrich Pfeil, Université Paul Verlaine, Metz


AT: Der Nationalsozialismus zwischen Forschung und Erinnerungskultur

Prof. Michael Wildt, Lehrstuhl Geschichte im 20. Jahrhundert, Schwerpunkt Nationalsozialismus, Humboldt Universität Berlin


16.30 Uhr Kaffeepause


17.00 Uhr Das tschechische Narrativ - Erfahrungen mit der Geschichtsaufarbeitung der letzten 20 Jahre

Ondrej Matejka, Geschäftsführer des Vereins „Antikomplex“ und Mitarbeiter beim Projekt „Zentrale für politische Bildung“ der Universität Brünn


18.00 Uhr Abendessen


19.30 Uhr Ludwig Mehlhorn (1950-2011) – Erinnerungen an einen Freund und Kollegen

Vorstellung des Buches „In der Wahrheit leben. Ludwig Mehlhorn“ herausgegeben von Stephan Bickhardt, Erscheinungsdatum: März 2012

Dokumentarfilm „Kinder der Revolution“ über 1989 in Mittel- und Osteuropa mit vielen O-Tönen Ludwig Mehlhorns


Freitag, 23. März 2012


Erinnerungsorte und Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer des Stalinismus


9. 30 Uhr Stolzes Gedenken und traumatisches Erinnern: Gedächtnisorte der Stalinzeit am Weißmeerkanal

Ekaterina Makhotina, Geschichte Osteuropas und Südosteuropas, Ludwig Maximilians Universität München


Deportationen in Russland und Polen im 20. Jahrhundert: "Krieg der Erinnerungen"?

Die Arbeit des Permer Jugendforums Memorial e.V.

Robert Latypow, Vorsitzender Memorial-Jugendforum und Maciej Was, polnischer Projektpartner, Europa-Universität Viadrina


10.45 Uhr Kaffeepause


Gedenkstätten und die Konstruktion von Erinnerung


11.15 Uhr Das Kriegsgefangenenlager Lamsdorf/Lambinowice. Dokumentarfilm der Gedenkstätte – Veränderungen der historischen Narration.

Dr. Renata Kobylarz, stellv. Direktorin der Gedenkstätte


Zum Narrativ des Lagers in Westeuropa. Das ehem. Kriegsgefangenenlagers Stalag X B Sandbostel und seine Nachkriegsgeschichte.

Dr. Andrea Genest, Gedenkstätte Sandbostel


13.00 –14.30 Uhr Mittagspause


14.30 Uhr Belarus - Die Diktaturen des 20. Jahrhunderts – Erinnerung und Erinnerungslosigkeit

Igor Kuznecov, Memorial Minsk

Andrij Kyshtymov, Institut für Parlamentarismus, Minsk

Prof. Swetlana Kul-Sylwestrowa, Universität Grodno / z.Zt. Bialystok


15.30 Uhr Kaffeepause


16.00 Uhr Forum historisch-politische Bildung

- Projektpräsentationen –


Präsentation der Ausstellung „Meine Heimat, wo bist du?“ über das Schicksal Rußlanddeutscher im Stalinismus und über die Schicksale deutscher Kriegsgefangener im Nordural

Jurij Kalmykow, Natalja Paelge, Autoren und Kuratoren aus Jekaterinburg


Darstellung der DDR-Geschichte in privaten Museen.

Dr. Irmgard Zündorf, Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam


18.00 Uhr Exkursion und gemeinsames Abendessen im Eulengebirge


Samstag, 24. März 2012


9.00 Uhr Forum historisch-politische Bildung

- Projektpräsentationen –


Das Europäische Netzwerk „Erinnerung und Solidarität“ - Aufgaben und Projekte

Dr. Burkhard Olschowsky


Die Synagoge in Rychbach/Reichenbach/Dzierzoniow – Projekte der Stiftung Betejnu-Chaj in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Kreisau

Dominik Kretschmann, Gedenkstätte Kreisau


10:00 Uhr Auswertungsrunde und Ideen für ein nächstes Mal


11.00 Uhr Kaffee und Abschied


Stand 25.01.2012 / Änderungen vorbehalten

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Leitung

Dr. Jacqueline Boysen

Projektstudienleitung Ost-Westeuropäisches Gedenkstättentreffen Kreisau

Telefon (030) 203 55 - 506 (Sekretariat Akademieleitung)

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