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Mehr als 1,6 Millionen Pflegebedürftige werden zu Hause von ihren Angehörigen versorgt, die überwiegend berufstätig sind. Eine nahestehende Person neben dem Beruf zu pflegen, ist eine große Herausforderung.
Im Januar 2012 ist das Familienpflegezeitgesetz in Kraft getreten. Es soll dazu beitragen, Pflege und Erwerbstätigkeit besser zu vereinbaren: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können ihre Arbeitszeit auf bis auf 15 Stunden pro Woche verringern, wobei während der reduzierten Arbeitszeit das Gehalt nur prozentual gesenkt wird. Sie beziehen eine Art Lohnvorschuss, der nach Beendigung der Familienpflegezeit durch weiterhin reduziertes Gehalt bei voller Arbeitszeit ausgeglichen wird.
Was hat das Familienpflegezeitgesetz für die Betroffenen gebracht? Schon vor Verabschiedung des Gesetzes wurde unter anderem kritisiert, dass Beschäftigte keinen Rechtsanspruch auf die Familienpflegezeit haben. Bemängelt wurde auch, dass das Pflegerisiko weiter privatisiert wird und die pflegebedingten finanziellen Einbußen für viele Pflegende nicht zu verkraften sind. Auch schaffe das Gesetz keinerlei Anreize, die Gleichstellung zwischen Männern und Frauen voranzubringen.
Ein Jahr nach Inkrafttreten des Gesetzes wollen wir eine vorläufige Bilanz ziehen, inwiefern bisherige politische Maßnahmen wie das Familienpflegezeitgesetz die Rahmenbedingungen für pflegende Angehörige verbessert haben. Andere Modelle für eine gelingende Vereinbarkeit von Pflege und Beruf werden in Politik und Wissenschaft diskutiert. Ausführlich stellen wir auf der Tagung das Konzept „Pflegesensible Arbeitszeiten“ vor und diskutieren, wie berufstätige Angehörige künftig noch besser entlastet werden können.
Die Veranstaltung wendet sich an Personalverantwortliche, Arbeitnehmervertretungen, Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Krankenkassen, Public Health und Sozialverbänden, pflegende Angehörige und sonstige Interessierte.
Wir laden Sie herzlich ein!
Simone Ehm, Evangelische Akademie zu Berlin
Dr. Jürgen P. Rinderspacher, Institut für Ethik und angrenzende Sozialwissenschaften (IfES), Universität Münster
Dr. Claudia Bogedan, Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf
Montag, 21. Januar 2013
ab
10.00 Uhr Anmeldung und Begrüßungskaffee
11.15 Uhr Begrüßung und Einführung
Simone Ehm, Evangelische Akademie zu Berlin
Dr. Jürgen P. Rinderspacher, IfES, Universität Münster
11.30 Uhr Pflege zwischen Familie, Markt und Staat – eine sozialethische Orientierung
Prof. Dr. Ute Gerhard, Ehrenpräsidentin der Evangelischen Aktionsgemeinschaft für Familienfragen e.V., Berlin
12.15 Uhr Das Familienpflegezeitgesetz – ein Schritt in die richtige Richtung?
Dr. H. Werner Kammann, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin
13.00 Uhr Mittagessen
14.00 Uhr Lassen sich Pflege und Beruf heute vereinbaren? Aus dem Alltag von Pflegebedürftigen und Pflegenden
Kurzstatements:
Pflege neben der Freiberuflichkeit
Gudrun Pannier, Theologin und freiberufliche EDV-Dozentin, Berlin
Pflege - Vereinbarung mit dem Arbeitgeber nach dem Familienpflegezeitgesetz
Wilfried Brandebusemeyer, Georgsmarienhütte GmbH
Pflege und prekäre Beschäftigungsverhältnisse
VertreterIn ver.di
14.45 Uhr Das Konzept „Pflegesensible Arbeitszeiten“
– neue Perspektiven für die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf
Dipl.- Soz. Stefan Reuyß, Sowitra Berlin
Dr. Jürgen P. Rinderspacher, IfES, Universität Münster
anschließend Diskussion
16.00 Uhr Kaffeepause
16.30 Uhr Herausforderung Pflege - wie lassen sich Beruf und Pflege künftig vereinbaren?
Streitgespräch:
Claudia Dunst, Wert.Arbeit, Berlin
Prof. Dr. Ute Gerhard, Ehrenpräsidentin der Evangelischen Aktionsgemeinschaft für Familienfragen e.V., Berlin
Sabine Pöggel, Personalabteilung, Diversity, Berliner Stadtreinigungsbetriebe, Berlin
Martin Weiß, Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie, Hannover
Ende gegen 17.30 Uhr