„Als Kirche wollen wir den Klimaschutz als Querschnittsaufgabe verstehen. Auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene müssen wir dafür Sorge tragen, dass das Klima konsequent geschützt wird. Dieses bedeutet vor allem eine Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen.“ Dies ist der erste der „Zehn Schritte zum schöpfungsgerechten Handeln“, die in die EKD-Denkschrift „Umkehr zum Leben“ von 2009 aufgenommen wurden. Wie jedoch diesem Anspruch auf europäischer Ebene gerecht werden? Welche Maßnahmen sind zu ergreifen, um Klimaziele zu erreichen und den hoffnungsbesetzten globalen Modellcharakter europäischer Lösungen nicht zu gefährden? Nicht zuletzt nach den beiden Abstimmungen im europäischen Parlament, das im Juli 2013 einem regulierenden Eingriff in den Zertifikatehandel schließlich zustimmte, ist es notwendig, in einer vielstimmigen Diskussion präzise abzuwägen, wie ein umfassender Auftrag zur Schöpfungsbewahrung und Verantwortung gegenüber denen, die unter Klimaveränderungen besonders zu leiden haben, wahrzunehmen ist.
Durch die grenzüberschreitende Natur, den Einfluss internationaler Abkommen und die Marktnähe des Komplexes Klima- und Energiepolitik, ist die europäische Ebene im besten subsidiären Sinne zuständig, wenn Klimaschutzmaßnahmen effektiv umgesetzt werden sollen. Der europäische Emissionshandel ist dabei das erste grenzüberschreitende und weltweit größte marktwirtschaftliche Instrument zur Begrenzung von Emissionen und ein Herzstück der europäischen Klimaschutzpolitik – ein Politikfeld, das geeignet ist, Vertrauen in die Problemlösungsfähigkeit der EU aufzubauen. Der massive Preisverfall bei CO2-Zertifikaten in der jüngeren Vergangenheit verhindert jedoch weitere Anreize für klimaschonende Investitionen. Die zeitweise Entnahme von Emissionsrechten aus dem Markt („backloading“) setzt wiederum die Marktmechanismen außer Kraft, auf denen das Emissionshandelssystem beruht.
Ziel der Veranstaltung ist es daher zu erörtern, ob der Zertifikate-Handel unter den genannten Bedingungen ein geeignetes Mittel zur Reduktion von Treibhausgasen darstellt, wie die aktuelle Entscheidungslage in den europäischen Institutionen zu bewerten ist und welche Prognosen am Ende eines turbulenten Jahres gestellt werden können.
Drei Perspektiven von ausgewiesenen Kennern der Thematik werden dies ermöglichen: Während Dr. Susanne Dröge die ökonomischen Grundideen und Funktionalitäten des Emissionshandels thematisiert, wird der Journalist Fritz Vorholz Einblicke in die entscheidenden Akteurskonstellationen und den Stellenwert des Emissionshandels in der europäischen Klimapolitik eröffnen, bevor der entwicklungspolitische Beauftragte von Brot für die Welt, Thomas Hirsch, die ethischen Implikationen des Themas vertieft und globale Sichtweisen einbringt.
Herzliche Einladung zur Diskussion!
Claudia Schäfer
Evangelische Akademie zu Berlin
17.30 Uhr Einlass
18.00 Uhr Begrüßung
Claudia Schäfer, Evangelische Akademie zu Berlin
IMPULSE
18.15 Uhr Die Idee des Emissionshandels
Dr. Susanne Dröge, SWP, Berlin
18.30 Uhr (E)mission impossible? Verhandlungen und Akteure beim EU-ETS
Fritz Vorholz, DIE ZEIT, Berlin
18.45 Uhr Globale Implikationen
Thomas Hirsch, Brot für die Welt, Berlin
19.00 Uhr Diskussion
Moderation: Claudia Schäfer, Evangelische Akademie zu Berlin
20.00 Uhr Ende der Veranstaltung