Der 17. Juni 1953 - Symbol für gebrochenen Widerstand

Abendforum

Der 17. Juni 1953 - Symbol für gebrochenen Widerstand

Tagungsnr.
18/2013
Von: 17.06.2013 18:30
Bis: 17.06.2013 21:15
Französische Friedrichstadtkirche

Zwei Generationen von Oppositionellen haben in 40 Jahren DDR den Staat infrage gestellt und entscheidend dazu beigetragen, die Macht der SED schließlich zu brechen. Die Widerständler der 50er Jahre unterschieden sich erheblich von den Bürgerrechtlern der späten 80er Jahre. Ihr Verhältnis zueinander blieb lange ambivalent. Die einen kämpften mit der Erfahrung von Krieg und NS-Diktatur für die Wiederherstellung der deutschen Einheit und gegen sowjetische Vorherrschaft. Die Opposition unter dem Dach der Kirche versuchte in den 80er Jahren mehrheitlich die DDR zu reformieren, trat gegen Atomwaffen und für eine Öffnung gen Westen ein. Wir bringen beide Gruppen miteinander ins Gespräch.

Inhalt

Zwei Generationen von Oppositionellen haben in 40 Jahren DDR den Staat infrage gestellt und entscheidend dazu beigetragen, die Macht der SED schließlich zu brechen. Sowohl in der frühen DDR wie auch zum Ende waren Christen an den Protesten beteiligt, insgesamt aber unterschieden sich die Widerständler der 50er Jahre erheblich von den Bürgerrechtlern der späten 80er Jahre, die sich ihrerseits nicht auf die frühen SED-Gegner bezogen. Das Verhältnis der Generationen blieb lange ambivalent – zu unterschiedlich waren Lebensgeschichte und politische Prägung. Die einen hatten gegen die sowjetische Vorherrschaft mit der Erfahrung von Krieg und Nationalsozialismus gekämpft. Ihr erklärtes Ziel war die Wiederherstellung der deutschen Einheit. In den 80er Jahren dagegen versuchte die Opposition „unter dem Dach der evangelischen Kirche“ mehrheitlich die DDR zu reformieren, trat gegen die Stationierung von Atomwaffen ein, kämpfte für das Ende der starren Abgrenzung beider Blöcke und forderte Freiheitsrechte für die Bürger der DDR. Wir beleuchten den Widerstand der 50er Jahre, der seinen symbolträchtigen Höhepunkt am 17. Juni vor sechzig Jahren fand.


Welches Bild von den Widerständlern der 50er Jahre und vom niedergeschlagenen Volksaufstand, den die SED-Propaganda verteufelte, hatten Oppositionelle der jüngeren Generation in den 80er Jahren? Wir fragen nach christlichen Motiven für das Aufbegehren gegen die Diktatur – und stellen das Beispiel von Mitgliedern der Jungen Gemeinde in Brandenburg an der Havel vor. Wie sich in den Wochen vor dem 17. Juni 1953 im dortigen evangelischen Gymnasium die Situation für die Mitglieder der Jungen Gemeinde verschärfte, haben Schüler des Domgymnasiums heute gefragt. Sie haben gemeinsam mit dem CVJM an der Havel recherchiert, mit Zeitzeugen von einst Interviews geführt und eine professionelle Tondokumentation erarbeitet: „Von der Schule geflogen. Wie die SED 1952/53 gegen die Junge Gemeinde vorgeht.“ – ein Projekt, das uns Gelegenheit gibt, mit Jugendlichen von heute über Widerstandsgeist und die Erinnerung an den 17. Juni zu sprechen.


Dr. Jacqueline Boysen

Evangelische Akademie zu Berlin


Dr. Marie Anne Subklew

Stellvertreterin der Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur


Programm

Montag, den 17. Juni 2013


18.00 Uhr Einlass


18.30 Uhr Begrüßung

Dr. Jacqueline Boysen, Evangelische Akademie zu Berlin

Dr. Marie Anne Subklew, LAkD Brandenburg


18.35 Uhr Aufständische Christen?

Die Beteiligung der Kirchen an den Protesten vor 60 Jahren

Ein Rückblick auf den 17. Juni 1953

PD Dr. Burghard Ciesla, Historiker, Universität Potsdam


19.15 Uhr Schüler begehren auf

Die Junge Gemeinde in Brandenburg an der Havel in den 50er Jahren – eine Dokumentation von

Schülern des Evangelischen Gymnasiums am Dom zu Brandenburg und dem CVJM an der Havel e.V. aus dem Jahr 2009


Hörprobe und Gespräch mit Josefine Wolter, Miriam Barthels, Maria Kanthack und Rahel Strupp über ihr Projekt „Von der Schule geflogen. Wie die SED 1952/53 gegen die Junge Gemeinde vorgeht.“


Moderation: Dr. Marie Anne Subklew


Kurze Pause


20.15 Uhr Podiumsdiskussion mit Zeitzeugen

Zwei Generationen Aufständischer – zwei Widerstandstraditionen?

Motive für das Aufbegehren in den 1950er und1980er Jahren


Marianne Birthler, Jugendreferentin im Berliner Stadtjugendpfarramt, aktiv in oppositionellen Gruppen wie dem Arbeitskreis Solidarische Kirche, der Initiative Frieden und Menschenrechte, ehem. MdL und Bildungsministerin des Landes Brandenburg, Bundesbeauftragte für die Unterlagen der

Staatssicherheit 2000-2011, Berlin


Pfarrer Günter Kuhn, Vertrauensstudent der Ev. Studentengemeinde an der Humboldt-Universität Berlin, Gründer der AG Soziologie und Theologie der Unierten Kirche der DDR, Moderator des Runden Tisches Fürstenwalde, Superintendent i.R., Fürstenwalde


Pfarrer Markus Meckel, aktiv in verschiedenen kirchlichen Friedens- und Menschenrechtsgruppen, Mitgründer der oppositionellen SDP, letzter Außenminister der DDR, MdB 1990-2009, Berlin


Moderation: Dr. Jacqueline Boysen


anschließend Diskussion mit dem Publikum


21.15 Uhr Ende der Veranstaltung

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Leitung

Dr. Jacqueline Boysen

Projektstudienleitung Ost-Westeuropäisches Gedenkstättentreffen Kreisau

Telefon (030) 203 55 - 506 (Sekretariat Akademieleitung)

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