„Jeder Mensch muss „unvertretbar“ sterben und ist „zum Tode“ (Odo Marquard). Jeder Mensch braucht einen Platz nach seinem Tod: Eine Ruhestätte für sich selbst, einen Ort der Erinnerung für die Angehörigen, eine Stelle des Gedenkens für die Gemeinschaft.
Die Stätte der letzten irdischen Ruhe bildete über Jahrhunderte die christliche Hoffnung auf Auferstehung ab. Nicht erst seit gestern unterzieht sich diese Auffassung einem grundsätzlichen Wandel. Seit dem 18. Jahrhundert übernehmen auch Kommunen die Friedhofsträgerschaft. Die Gestaltung der Anlagen ändert sich durch die gegenläufigen Tendenzen von Individualisierung und Anonymisierung sowie die steigende Bedeutung von Feuerbestattung und naturnahen Ruheformen.
Kirchengemeinden und Kommunen befinden sich in einem Prozess des Nachdenkens über den künftigen Umgang mit ihren Friedhöfen. Rechtliche Notwendigkeiten, Finanzentwicklung und begrenzte Arbeitskraft rufen nach einer intensiven Auseinandersetzung und Friedhofsentwicklungsplanung.
Im Rahmen der Fachtagung wird nach dem Sachstand gefragt, der Sinn kirchlicher Friedhofsträgerschaft erörtert und über Perspektiven nachgedacht. Gegenseitige Erwartungen bei der Friedhofsnutzung kommen zur Sprache. Einen besonderen Schwerpunkt bilden Überlegungen zum Friedhof als Ort der Gemeinschaft unterschiedlicher Erwartungen über die Grenze irdischen Lebens hinaus.
Heinz-Joachim Lohmann
Evangelische Akademie zu Berlin
Donnerstag, den 18. April 2013
14.30 Uhr Begrüßung
Heinz-Joachim Lohmann
14.40 Uhr Friedhofsbestand und Flächenbedarf
Möglichkeiten und Grenzen kommunaler Friedhofsentwicklungsplanung und Friedhofsbewirtschaftung
Vortrag und Nachfragen
Susanne Dorn, Amtsdirektorin Amt Temnitz, Walsleben
Thomas Zylla, 1. Beigeordneter und Dezernent, Stadt Falkensee
15.30 Uhr Gedächtnislandschaft oder Gottesacker
Die Evangelische Kirche und ihre Verantwortung als Friedhofsträgerin
Dr. Reinhart Müller-Zetzsche, Superintendent Kirchenkreis Uckermark
Tilmann Kuhn, amtierender Superintendent Kirchenkreis Perleberg-Wittenberge
16.00 Uhr Der Blick des Adlers
Friedhofsentwicklungsplanung aus der Perspektive zentraler kirchlicher und kommunaler Beratung
Dr. Arne Ziekow, Referatsleiter Friedhöfe, Konsistorium der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
Brigitte Scheiper, Innenministerium Brandenburg, Potsdam
16.45 Uhr Pause
17.15 Uhr Postmoderner Ort des Weiterwirkens, multireligiöses Jenseits im Diesseits oder Warteraum der Auferstehung
Gedanken zum Friedhof als Ort der Versammlung unterschiedlicher Erwartungen nach dem Tod
Vortrag und Nachfragen
Prof. Dr. Jan Hermelink, Universität Göttingen
18.15 Uhr Quo Vadis, Friedhof in Brandenburg?
Gemeinsame Überlegungen kirchlicher und kommunaler Träger zur Entwicklung der Friedhöfe
Dialog der Teilnehmenden mit den Referenten
Moderation: Heinz-Joachim Lohmann
Ende gegen 19.15 Uhr