Akteure unterschiedlicher Art und Herkunft gründen Initiativen, um Rechtsextremismus entgegenzutreten. Um Wirkungskraft zu entfalten, brauchen sie Aktionsformen, Kontakte und Zusammenarbeit mit unterschiedlichsten Milieus, Organisationen und staatlichen Organen. Erreicht die Zusammenarbeit festere Formen, entsteht ein Netzwerk. Dadurch erweitern sich Handlungsraum und Zahl der Mitwirkenden. Schwierigkeiten bereiten umfangreiche Abstimmungsprozesse, weltanschauliche Differenzen und die Notwendigkeit inhaltlicher Kompromisse.
Eine Grunderkenntnis in der Arbeit gegen Rechtsextremismus besteht in der Feststellung, dass ihre Verstetigung eine gesicherte Finanzierung, Beratung von Akteuren und Opfern sowie wissenschaftliche Erfolgskontrolle verlangt, unabhängig davon, ob sie von Netzwerken oder Initiativen getragen wird.
Die Fachtagung untersucht die Sinnhaftigkeit von Netzwerken, erörtert ihre Realität in unterschiedlichen Regionen, blickt auf Herausforderungen im städtischen und ländlichen Bereich, thematisiert inhaltliche Konfliktfelder, fragt nach sinnvollen Kooperationen über Grenzen hinweg, fokussiert die Relevanz von abgestimmten Konzepten und solider Finanzierung und entfaltet Visionen für eine erfolgreiche Zukunft. In ihrem Rahmen diskutieren Vertreterinnen und Vertreter aus Praxis, Politik und Wissenschaft Notwendigkeit und Grenzen von Vernetzung.
Dazu laden wir herzlich ein!
Hanne Wurzel
Leiterin Fachbereich Extremismus
Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn
Heinz-Joachim Lohmann
Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche
im ländlichen Raum an der Evangelischen Akademie zu Berlin
In Kooperation mit
Evangelische Akademien in Deutschland
Bundeszentrale für politische Bildung
Fachhochschule Düsseldorf
Freitag, den 06. Dezember 2013
9.45 Uhr Anreise und Stehimbiss
10.45 Uhr Begrüßung
Hanne Wurzel, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn
Heinz-Joachim Lohmann, Evangelische Akademie zu Berlin
Die Veranstalter begrüßen, führen in das Programm der Tagung ein und beschreiben als Ziel, Perspektiven und Grenzen erfolgreicher Netzwerkarbeit zu benennen.
11.00 Uhr Organisierte Netzwerke gegen Rechtsextremismus:
Kraftquelle oder Energievernichter?
Beobachtungen aus der Arbeit von Netzwerken in der Bundesrepublik
Vortrag mit anschließender Diskussion
PD Dr. Rainer Strobl, Hannover
Netzwerke gegen Rechtsextremismus vereinigen unterschiedlichste Akteure zu einem gemeinsamen Ziel. Sie sollen Reichweite, Einzugsgebiet und Teilnehmerzahl vergrößern. Sie zu organisieren kostet allerdings Zeit und Ressourcen, manchmal entstehen in ihnen Interessen- und Weltanschauungskonflikte sowie Konkurrenzsituationen. PD Dr. Rainer Strobl, der als Forscher über die Effizienz von Netzwerken arbeitet, bewertet die Validität unterschiedlicher Netzwerke aus dem ganzen Bundesgebiet und erläutert Kriterien für Erfolg und Misserfolg.
12.15 Uhr Mittagessen
13.00 Uhr Weites Land und Ballungsraum
Lokales Handeln gegen Rechtsextremismus in der Stadt und auf dem Land
Input im Plenum: Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Bundesprogramm
Lan Böhm, Bundeszentrale für politische Bildung, Regiestelle Zusammenhalt durch Teilhabe, Berlin
Hamburg
Katharina Höfel, Arbeit und Leben
Antje Möller, Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft
Moderation: Lisa Hempel, Lidicehaus Bremen
München
Dr. Andreas Bieberbach, München ist bunt e. V.
Moderation: Dr. Barbara Manthe, IDA e. V.
Bad Nenndorf
Steffen Holz, DGB Niedersachsen, Hannover
Moderation: Dominik Clemens, Volkshochschule Aachen
Lausitz
Martin Kuder, M's Marketing+Kommunikation GmbH, Berlin
Ursula Kühn, Ortsvorsteherin, Klein Gaglow
Moderation: Gereon Flümann, Bundeszentrale für poltische Bildung
Städtische und ländliche Bereiche stellen unterschiedliche Anforderungen an die Arbeit von Initiativen und Netzwerken. Chancen und Grenzen beider Aktionsräume in Zusammenarbeit mit Handelnden aus der Politik kommen zur Sprache.
14.40 Uhr Pause
15.00 Uhr Der Zweck und die Mittel
Podiumsdiskussion: Grundrechte in der Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus
Lothar König, Stadtjugendpfarrer, Jena
Winfriede Schreiber, ehemalige Leiterin der Abteilung Verfassungsschutz im Brandenburger Innenministerium, Potsdam
Moderation: Gudula Geuther, Korrespondentin für Innen- und Rechtspolitik, Deuschlandfunk
Bei der Konfrontation des Rechtsextremismus sind Blockaden die umstrittenste Aktionsform. Die einen sehen in ihnen das einzig erfolgreiche Mittel, die anderen einen eklatante Aufhebung von Grundrechten. Auch andere Formen der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus stehen in einem Spannungsverhältnis mit grundlegenden politischen Freiheitsrechten. Im Streitgespräch sollen Differenzen und Annäherungsmöglichkeiten eruiert werden.
16.30 Pause
17.00 Regionale und überregionale Netzwerke
Erfahrungsaustausch in Arbeitsgruppen
AG Nord (Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein)
Ute Schmidt, Landeszentrale für politische Bildung, Mecklenburg-Vorpommern
Dr. Marc Coester, Landespräventionsrat Niedersachsen
Moderation: Barbara Menke, Arbeit und Leben
AG Ost (Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen)
Grit Hanneforth, Kulturbüro Sachsen
Katja Fiebiger, Mobiles Beratungsteam, Thüringen
Moderation: Sebastian Reißig, Aktion Zivilcourage
AG Süd-West (Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland)
Ellen Esen, Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus, Baden-Württemberg (angefragt)
Kirsten Neumann, Mobiles Beratungsteam Hessen
Sabine Reissberg, Handlungskonzept gegen Rechtsextremismus und Rassismus, Landeskoordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus Nordrhein-Westfalen
Moderation: Kai Venohr, DGB-Bildungswerk
Die Unterscheidung in Nord, Ost und Süd-West wird gewählt, um sowohl heterogene Horizonte abzubilden als auch eine räumliche Überschaubarkeit zu gewährleisten. Die Teilnehmenden tauschen sich über die Erfahrung im Engagement gegen Rechtsextremismus in ihrer Region aus, berichten Gelungenes und Fehlgeschlagenes, diskutieren das Berichtete, beraten mögliche Formen der Zusammenarbeit. Kurze Erfahrungsberichte aus ausgewählten Regionen eröffnen die Arbeitsgruppeneinheit. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen werden durch die Methode des Graphic Recording für die übrigen Teilnehmenden aufgearbeitet.
18.30 Uhr Reflexion der Prozessbeobachtung
Claudia Dehn, ARTSET, Hannover
Prof. Dr. Heinz Lynen von Berg, Hochschule Bremen
Die Aufgabe der Prozessbeobachtung ist es, ihre Eindrücke aus der Diskussion und dem bisher Gesagten zu schildern und auf prägnante Knackpunkte bzw. Defizite hinzuweisen. Die Prozessbeobachter sind WissenschaftlerInnen mit Erfahrungen in der Evaluation von Netzwerken.
19.15 Uhr Abendessen
ab 20.00 Uhr Informelle Gespräche in der Lounge
Samstag, den 07. Dezember 2013
08.00 Uhr Frühstück
9.00 Erfolg durch Vielfalt
Bausteine des Handlungskonzeptes Tolerantes Brandenburg
Podiumsgespräch und Diskussion
Angelika Thiel-Vigh, Landeskoordinierungsstelle „Tolerantes Brandenburg“
im Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, Potsdam (angefragt)
Jonas Frykman, Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit, Potsdam
Dirk Wilking, Mobiles Beratungsteam, Potsdam
Marcus Reinert, Opferperspektive, Potsdam
Moderation: Jo Goll, Rundfunk Berlin-Brandenburg
Umgang mit Rechtsextremismus, Bewältigung seiner Folgen und Prävention bedürfen ausgebildeter Strukturen, die gemeinsame Zielvorstellungen zur Voraussetzung haben. Im Handlungskonzept Tolerantes Brandenburg sind mobile Beratung, Opferhilfe und Unterstützung lokaler und landesweiter Strukturen aufeinander abgestimmt.
10.15 Pause
10.45 Wünschenswerte Wirklichkeit
Schlussfolgerungen für Netzwerkarbeit, Politik und Gesellschaft
Arbeitsgruppen:
AG Nord (Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein)
Hartmut Gutsche, Evangelische Akademie der Nordkirche, Stralsund
AG Ost (Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen)
Prof. Dr. Michael Haspel, Evangelische Akademie Thüringen, Neudietendorf
AG Süd-West (Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen. Rheinland-Pfalz, Saarland)
Tobias Rosin, Evangelische Landesjugendakademie Altenkirchen
In der ersten Arbeitsgruppeneinheit zu Nord, Ost und Süd-West wurde die Realität beschrieben, in der zweiten sollen Schlussfolgerungen gezogen werden, die die Netzwerkarbeit verbessern können und auf die politische und gesellschaftliche Agenda gesetzt werden sollen.
12.15 Das wollen wir erreichen!
Bündelung der Arbeitsgruppenergebnisse, Ergebnisse der Prozessbeobachtung, und Bestimmung der Adressaten
Claudia Dehn
Prof. Dr. Heinz Lynen von Berg
Moderation: Hanne Wurzel, Heinz-Joachim Lohmann
Zum Schluss sollen die Ergebnisse der Prozessbeobachtung und Arbeitsgruppen gebündelt werden. Die Moderatoren der AG-Phase „Wünschenswerte Wirklichkeit“ und die Prozessbeobachtenden schildern ihre Eindrücke und präsentieren mögliche Handlungsempfehlungen.
13.00 Uhr Mittagsimbiss und Tagungsende