Pfarramt, Pfarrhaus und Kirchengemeinde unterliegen seit längerer Zeit großen Veränderungen. Diese resultieren nicht allein aus der Reduktion der Pfarrämter durch demographische Entwicklungen und Vergrößerung der Dienstbereiche. Grundlagen des Zusammenlebens ordnen sich neu, Beziehungen stehen auf anderen Grundlagen, Partner und Partnerinnen beeinflussen die Ortswahl durch eigene Lebensentscheidungen. Traditionelle Rollenbilder erodieren nicht erst seit gestern. Hinzu tritt die steigende Bedeutung des Ehrenamtes in vielen Bereichen und die Notwendigkeit, Kompetenzen und Aufgaben klarer zu beschreiben. Auch bei kleiner werdenden Kirchengemeinden behält das Pfarramt eine gesamtgesellschaftliche Funktion.
In zwei Tagungen beleuchten wir die Situation des Pfarramtes.
„Im Pfarrhaus brennt kein Licht“ widmet sich einer Bestandsaufnahme der Entwicklungen bis heute. Pfarrerinnen und Pfarrer, Gemeindekirchenräte, Ehrenamtliche, aber auch Mitglieder von Bürgerinitiativen, Gemeindevertretungen und Bürgermeister sind eingeladen, in Workshops die Gegenwart zu analysieren.
Jeder Workshop erhält eine kurze Einführung, um dann in die Diskussion überzugehen. Zum Auftakt der Veranstaltung führt OKR Dr. Martin Richter in die rechtlichen Veränderungen ein, die die Stellung des Pfarrers/der Pfarrerin in der Kirchengemeinde in den letzten Jahrzehnten durchlief. Die Workshops sollen als Impulsgeber dienen, um die unterschiedlichen Standpunkte entweder im Plenum oder in Arbeitsgruppen zu diskutieren. Am Ende der Workshops stehen Thesen, die kontrovers, ja widersprüchlich sein können.
Diese Thesen werden an die Referentinnen und Referenten der zweiten Tagung „Pfarrhaus im Wandel“ weitergeleitet, um aus ihnen streitbare Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln, die in der Veranstaltung vom 3.-5. März 2014 als Grundlage der Diskussion dienen sollen.
In beiden Veranstaltungen gemeinsam wird an kirchlichen und gesellschaftlichen Visionen für die Zukunft des Pfarramtes gearbeitet. Die Zahl der Teilnehmenden ist auf 25 beschränkt, Pfarrerinnen und Pfarrer, Gemeindekirchenräte, Ehrenamtliche und Vertreter und Vertreterinnen der Zivilgesellschaft.
Heinz-Joachim Lohmann
Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche im ländlichen Raum
Freitag, den 8. November 2013
14.00 Uhr Besuch der Ausstellung im Deutschen Historischen Museum mit Führung (fakultativ)
ab 17.00 Uhr Anreise und Anmeldung
18.00 Uhr Begrüßung und Imbiss
Heinz-Joachim Lohmann
Dr. Rüdiger Sachau
Im Pfarrhaus brennt kein Licht
Die gesellschaftliche Bedeutung des Pfarramtes in der Region
19.00 Uhr Vom Wächter zur stellvertretenden Vorsitzenden
Die rechtliche Egalisierung des Pfarramtes
OKR Dr. Martin Richter, Berlin
Dr. Richter stellt die Veränderungen im rechtlichen Status des Pfarramtes in der Grundordnung und anderen relevanten Kirchengesetzen seit 1950 dar.
21.00 Uhr Tagesausklang mit der Gelegenheit zum Gespräch
Samstag, den 9. November 2013
ab 07.30 Uhr Frühstück (für Übernachtungsgäste)
8.30 Uhr Andacht
9.00 Uhr Funktion des Pfarramtes
Gegenwärtige Aufgaben der Pfarrerinnen und Pfarrer
Pfarrerinnen und Pfarrer sind Prediger, Schriftgelehrte, Universalisten. Die Erwartungen an den Berufsstand sind vielfältig und werden selten klar formuliert. Die Perspektivpapiere sprechen vom Schlüsselberuf. Wie verhalten sich Erwartungen und Realität zueinander? Bleibt es beim Generalistentum oder findet heute schon Spezialisierung statt?
10.30 Uhr Kaffeepause
11.00 Uhr Leitung von Gemeinde und Kirche
Das Pfarramt im Zusammenhang der haupt- und ehrenamtlichen Dienste und seine Rolle in den kirchlichen Gremien
Im Verkündigungsdienst werden neben dem Pfarrdienst vor allem pädagogische und kirchenmusikalische Dienste hauptamtlich versehen. Aus Freude am Engagement und wegen der Reduktion hauptamtlicher Stellen gibt es heute in nahezu allen Bereichen Ehrenamtliche oder Menschen vom zweiten Arbeitsmarkt, die in vielen Bereichen der Kirchengemeinde tätig sind. Wie gestaltet sich dadurch das Gesamtgefüge einer Kirchengemeinde? Wie entwickeln sich die Dienste? Welche Angebote werden gebraucht? Welcher Einfluss besteht auf die Gremien?
12.30 Uhr Mittagessen
13.30 Uhr Kaffee
14.00 Uhr Lebensform Pfarrhaus
Das Pfarrhaus als exemplarische und umstrittene Lebensform
Das klassische Modell einer Pfarrfamilie mit vielen Kindern und ohne eigenen Beruf in der Gemeinde engagiertem Partner ist selten geworden. Viele leben allein, andere in gleichgeschlechtlichen Lebensformen. Die Häuser entsprechen oft nicht den Bedürfnissen ihrer Bewohner, Dienstwohnungs- und Residenzpflicht sind umstritten. Sich verändernde Gemeinde braucht geeignete Räume für ihre Aktivität. Welche Pfarr- und Gemeindehäuser werden gebraucht? Wie verbinden sich Dienst und Leben?
15.30 Uhr Kaffeepause
16.00 Uhr Gesellschaftliches Engagement
Der Auftrag der Kirche in der Welt
Pfarrerinnen und Pfarrer beteiligen an den gesellschaftlichen Anforderungen ihres Umfeldes, Kirchengemeinden tragen Bürgerinitiativen und stellen ihnen Infrastruktur zur Verfügung. Diakonische Träger sind flächendeckend vertreten. Wie gestaltet sich das Verhältnis von Kirche und Welt? Welches Engagement bleibt notwendig?
18.00 Uhr Abendessen
19.00 Uhr Stadt und Land
Die Anforderungen des Raumes
Müsste in der Mitte Berlins ein/e Pfarrer/in 3.000 Menschen besuchen, um seine Gemeindemitglieder einzeln kennenzulernen, so müsste er/sie dafür in einigen ländlichen Räumen 3.000 Kilometer fahren. Vor welchen Aufgaben steht die Kirche in der Stadt, vor welchen im ländlichen Raum? Entwickeln sich die Anforderungen an den Pfarrdienst in Stadt und Land verschieden? Oder sind die Gemeinsamkeiten größer als die Unterschiede?
21.00 Uhr Tagesausklang mit der Gelegenheit zum Gespräch
Sonntag, den 10. November 2013
ab 8.00 Uhr Frühstück (für Übernachtungsgäste)
9.00 Uhr Andacht
9.30 Uhr Ende der Tagung und Abreise bzw. bis 11.00 die Möglichkeit, an nicht besprochenen Fragen weiter zu arbeiten.