Eine tragende Idee für Europa?
Die europäische Einigung ist – nach den beiden verheerenden Weltkriegen – als Friedensprojekt gestartet und versprach den Mitgliedsländern Demokratie und Wohlstand. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und mit dem Beitritt der Staaten Ostmittel- und Südosteuropas erfüllte sich eine Vision. Inzwischen aber scheint sich die Europäische Union selbst zu blockieren. Was hält den Verbund von inzwischen 28 Staaten gedanklich zusammen? Wo sind Ideen für ein demokratisches Europa der Zukunft?
Der Kontinent gibt heute kein glückliches Bild ab: Die zwischenstaatlichen Finanzströme und Rettungspakete für die Volkswirtschaften der Staaten im Euro-Raum bestimmen die Schlagzeilen. Von einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik, von allgemeingültigen Standards in der Sozialpolitik sind die Mitgliedsstaaten noch weit entfernt. Und die Brüsseler Institutionen scheinen derzeit nicht dazu angetan, das Image Europas aufzuhellen. Beschämend sind vor allem die Bilder von Flüchtlingen, denen es nicht gelingt, die vermeintlich rettenden europäischen Küsten zu erreichen, oder die unter unwürdigen Umständen in Lagern ausharren – Bilder, die Folgen einer gemeinsamen europäischen Haltung zum Asyl illustrieren.
Wie schlägt heute das Herz Europas? Hat die Finanz- und Wirtschaftskrise den Rückfall in nationale Egoismen schon besiegelt, weil die Rettungsversuche für den Euro und das Bankensystem die Zahlungsfähigkeit der Retter überstrapazieren? Wie kann sich der Staatenbund politisch neu definieren? Allenthalben wird nach weiteren Volksabstimmungen und Reformen des Verfassungsvertrags gerufen, mehr Mitsprache gefordert. Welche Nationalstaaten sind bereit, weitere Souveränitätsrechte an supranationale Institutionen abzugeben – und wie lässt sich das mit den Verfassungen der Mitgliedsstaaten vereinbaren? Liegt die Lösung in bilateralen Einigungen, findet sich ein Kerneuropa zur weiteren Einigung bereit? Oder ist die EU an ihren Institutionen erstickt, während die Debatte um Verpflichtungen innerhalb der Europäischen Währungsunion alles andere an den Rand drängt?
Im EKD-Themenjahr „Reformation und Politik“ fragen wir nach Visionen für das politische Zusammenwachsen und die Stabilisierung des Kontinents. Mit unserer Diskussion möchten wir einen Beitrag leisten zu der Suche nach dem vielzitierten neuen Narrativ, eine konstruktive Debatte über die Zukunft Europas befördern und – nicht zuletzt – der sinkenden Beteiligung an Wahlen zum Europäischen Parlament vorbeugen.
Sie sind herzlich eingeladen, sich mit uns und unseren Podiumsgästen über einen neuen Begründungszusammenhang für ein friedliches, demokratisches und wirtschaftlich stabiles Europa auszutauschen. Wir freuen uns auf Ihr Kommen.
Dr. Jacqueline Boysen
Evangelische Akademie zu Berlin
ab 18.00 Uhr Anmeldung
18.30 Uhr Begrüßung und Vorstellung
Dr. Jacqueline Boysen
Evangelische Akademie zu Berlin
18.35 Uhr Europäische Demokratie – eine Utopie?
Denkanstoß und Eingangsimpuls
Dr. Ulrike Guérot, Politikwissenschaftlerin und Publizistin,
Open Society Initiative for Europe, Barcelona/Berlin
anschließend Reaktionen
Joachim Zeller, Mitglied der Fraktion der Europäischen Volkspartei im Europäischen Parlament, Brüssel/Straßburg/Berlin
Michael Vollprecht, Economic and financial counsellor, Politische Abteilung der
Europäischen Kommission, Vertretung in Deutschland, Berlin
Diskussion mit Dr. Ulrike Guérot, Joachim Zeller, Michael Vollprecht
moderiert von Dr. Jacqueline Boysen
Ende gegen 20.00 Uhr