Literatur über Völkermord bewegt sich entlang der Grenzen des Mitteilbaren. Umso bemerkenswerter ist die Vielfalt der möglichen literarischen Annäherungs- und Deutungsversuche von Massengewalt, Erniedrigung, Leid, Anklage, Sinnzweifeln und Identitätsverlust. Die Bandbreite der Erzählperspektiven reicht von der authentisch-chronistischen Prosa der Überlebenden bis zu den vielfältigen Genres fiktionalen Erzählens.
Der historische Schwerpunkt der Tagung „Das Unsagbare schreiben“ liegt auf den Genozidereignissen in der letzten Dekade osmanischer Herrschaft, bezieht aber deren Wahrnehmung durch jüdisch-deutschsprachige Autoren ebenso mit ein, wie den diachronen Vergleich mit polnischen Kurzgeschichten der unmittelbaren Nachkriegszeit.
In Vorträgen, Lesungen und Gesprächen sollen Absichten, Perspektiven und Mittel der Prosa über das Unsagbare in literaturwissenschaftlichen Vorträgen sowie in Lesungen (teilweise Autorenlesungen) vorgestellt und in Workshops vertieft werden. In einer Podiumsdiskussion armenischer und türkischer Autor/Innen sollen insbesondere die „brückenbauenden“, verbindenden Möglichkeiten der gegenwärtigen Erinnerungsprosa in der türkischen Literatur sowie der Prosa der armenischen Diaspora ausgelotet werden.
Wir laden Sie herzlich ein!
Dr. Erika Godel, Evangelische Akademie zu Berlin
Dr. Tessa Hofmann, Arbeitsgruppe Anerkennung – Gegen Genozid, für Völkerverständigung e. V. (AGA)
Dr. Raffi Kantian, Deutsch-Armenische Gesellschaft
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Gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung.
Freitag, den 11. Oktober 2013
14.30 Uhr Anmeldung und Kaffee
16.00 Uhr Begrüßung und Einführung
Dr. Erika Godel, Dr. Tessa Hofmann, Dr. Raffi Kantian
16.15 Uhr Elias Venezis: Erwachsenwerden unter Lebensgefahr
Dr. Michaela Prinzinger , Berlin
17.15 Uhr Lagerliteratur: Frühe polnische Beiträge
Prof. Dr. Magdalena Marszałek, Universität Potsdam
18.45 Uhr Abendessen
20.00 Uhr Lesungen
Elias Venezis: Nr. 31328: Leidensweg in Anatolien (dt. 1969)
Tadeusz Borowski: Die steinerne Welt (1948)
Zofia Nałkowska: Medaillons (1946)
Ende gegen 21:30 Uhr
Samstag, den 12. Oktober 2013
Ab 07.30 Uhr Frühstück für Übernachtungsgäste
09.00 Uhr Morgenandacht
Dr. Erika Godel
09.30 Uhr Zwischen Coming Out, Identitätsstiftung und Anklage: Die Literatur der Enkel
Dr. Tessa Hofmann, Freie Universität Berlin
10.30 Uhr Kaffeepause
11.00 Uhr Autorenlesungen und Gespräch
Peter Balakian: Die Hunde vom Ararat (1997)
Fethiye Çetin: Meine Großmutter (2004)
12.30 Uhr Mittagessen
14.30 Uhr Die jüngere Schwester der hebräischen Erde: Armenien und sein Schicksal im Werk von Franz Werfel und Edgar Hilsenrath
Dr. Bernhard Malkmus, Ohio State University, Department of Germanic Languages and Literatures
15.30 Uhr Kaffeepause
16.00 Uhr Workshop I
Wie reden? Wie schweigen? – Armenische Autoren zu 1915
Dr. Raffi Kantian (Kebabdjian), Hannover
Workshop II
Betroffen sein, sachlich bleiben: die Grenzen und Möglichkeiten literarischen Erzählens
Dogan Akhanli, Köln
Workshop III
Die Wut des Unbeteiligten
Wilfried Eggers, Drochtersen (Niedersachsen)
19.00 Uhr Abendessen
20.30 Uhr Lebenslied und Todesklage
Musik aus dem Pontos und Armenien mit Rezitationen armenischer Lyrik
Nelly Schmalenberg, Klavier
Pavlos Tsavdaridis, Pontosgriechischer Gesang mit Lyra
und andere
Ende gegen 22.00 Uhr
Sonntag, den 13. Oktober 2013
ab 08.00 Uhr Frühstück für Übernachtungsgäste
09.30 Uhr Morgenandacht
Dr. Erika Godel
10.00 Uhr Podiumsdiskussion
mit
Fethiye Çetin, Istanbul
Peter Balakian, New York
Dogan Akhanli, Köln
Moderation Dr. Raffi Kantian
11.30 Uhr Kaffeepause
12.00 Uhr Rückblick , Ausblick und Verabschiedung
Dr. Tessa Hofmann, Dr. Raffi Kantian, Dr. Erika Godel
12.30 Uhr Mittagessen
Gegen 14.00 Uhr Ende der Veranstaltung