Evangelische Kommunitäten und geistliche Gemeinschaften erfahren anhaltende Aufmerksamkeit. Europaweit entstehen kleine Gemeinschaften in und neben den Kirchen. „Klöster auf Zeit“, „Stille Zeiten“ und Angebote für Einkehrtage boomen.
Auch unter Protestantinnen und Protestanten gibt es seit Jahren eine spürbare Sehnsucht nach neuen kommunitären Strukturen. Menschen suchen das Miteinander – vielleicht weil sie spüren, dass die individuelle Selbstverwirklichung an Grenzen stößt. Kommunitäten und geistliche Gemeinschaften scheinen dem Bedürfnis nach sinnerfülltem Zusammenleben zu entsprechen. Vielfältige neue Modelle entstehen, in denen die Spannung zwischen Freiheit und Verbindlichkeit ausgehandelt wird. Das gemeinsame Leben bleibt hier wie in traditionellen Gemeinschaften eine Herausforderung, es setzt Verzicht und Selbstbeschränkung voraus und ist darum manchmal mehr Wunsch als Wirklichkeit.
Was fasziniert so viele Menschen an Klöstern und Kommunitäten? Mit unserer Abendreihe wollen wir einer protestantischen Entwicklung nachgehen, ihren Motiven und ihrer Geschichte. Wir fragen, wie individuelle Freiheit und verbindliche Gemeinschaft zusammen kommen können und wir wollen darüber hinaus diskutieren, wie Klöster und Kommunitäten in die Gesellschaft hineinwirken. Wie gestaltet sich ein Leben zwischen Spiritualität und Engagement? „Beten allein genügt nicht“ – aus diesem Empfinden haben viele Gemeinschaften ein diakonisches, politisches oder soziales Profil entwickelt. Der Glaube soll im Handeln konkret werden.
Verbindlich zu leben scheint in Städten besonders schwer zu sein und die Stimme des Gebetes wirkt leise im Lärm der Metropolen. Wie kann Spiritualität auch in der Großstadt lebendig werden? Dieser Frage wollen wir in der Evangelischen Akademie zu Berlin unsere besondere Aufmerksamkeit schenken. Angesichts der demographischen Entwicklung können neue geistliche Stadtgemeinschaften einen wichtigen Impuls für die Kirche der Zukunft geben.
Die Evangelische Kirche hat es sich mit ihren Gemeinschaften meist schwer gemacht. Die Kritik der Reformatoren an einem missverstandenen „besseren“ Klosterleben saß und sitzt tief. In dem Maße, in dem in der Kirche selber der Zweifel an der Tiefe der eigenen Spiritualität aufkeimte, wuchs auch die Hoffnung, die in neue Gemeinschaften gesetzt wurde. Inwieweit bergen Kommunitäten und geistliche Gemeinschaften ein wichtiges kirchenkritisches und damit reformatorisches Potential? Was können Kommunitäten in Stadt und Land ihrer Kirche heute zeigen?
Wir laden herzlich zum Gespräch und zur Begegnung ein.
Dr. Rüdiger Sachau, Direktor
Simone Ehm, Studienleiterin
„Kirche wird nicht ‚gemacht‘ in großen Gemeinschaftserlebnissen,
nicht nur historisch, sondern auch glaubensmäßig findet sich jeder
immer schon in der Kirche vor,
wenn er zum Bewusstsein dessen kommt.
Die verschüttete Erkenntnis,
dass jeder, der vom Geist bewegt ist,
in der Kirche steht als Gabe und Aufgabe,
gilt es lebendig zu machen (…)“
Dietrich Bonhoeffer
18.30 Uhr Begrüßung und Einführung in den Abend
18.45 Uhr Verbindliches Leben zwischen Spiritualität und gesellschaftlichem Engagement
Dörte Massow,
Ökumenisches Forum HafenCity, Hamburg
19.15 Uhr Verbindlich, fromm & politisch – was die Kommunitäten ihrer Kirche zeigen können
Gespräch mit:
Ilona Gaus, Basisgemeinschaft Brot und Rosen, Hamburg
Pfarrerin Andrea Richter, Beauftragte für Spiritualität in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Berlin
Oberkonistorialrätin Friederike Schwarz, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Berlin (angefragt)
Dörte Massow, Ökumenisches Forum HafenCity, Hamburg
Christian Ulandowski, Jesus-Bruderschaft Gnadenthal
Moderation: Simone Ehm / Dr. Rüdiger Sachau
Anschließend Gespräch mit dem Publikum
20.30 Uhr Tischgespräche
20.55 Uhr Segen
Ende gegen 21 Uhr