Der Verkehr war bisher kaum ein Teil der Energiepolitik des Bundes. Dabei gehört der Güterverkehr zu den wachstumsstärksten Verkehrsmärkten, zugleich ist der Transportsektor fast vollständig vom Erdöl abhängig. Diese Abhängigkeit vom Erdöl und die Kraftstoffverfügbarkeit finden bisher kaum Erwähnung in der derzeitigen energiepolitischen Debatte. Im Energiekonzept der Bundesregierung wurde zwar das klimapolitische Ziel gesetzt, den Gesamtverbrauch im Verkehr bis 2050 um 40 Prozent zu senken. Dies geschah allerdings unter der Annahme einer rechtzeitigen Verfügbarkeit von noch zu entwickelnden Kraftstoffalternativen. Zu fragen ist, ob wir uns der wachsenden Herausforderung der Kraftstoffverfügbarkeit in Wechselwirkung mit den Klimaschutzzielen bewusst sind.
Der absehbare und unabänderliche Förderrückgang beim Öl, sowie das ökologisch und wirtschaftlich riskante Ausweichen in Ölsande und Tiefseebohrungen, werden spürbare Preissteigerungen für Transporte zur Folge haben. Die bisher global ausgelegten Produktionsketten und individuelle Lebensstile stehen damit zur Disposition und sind gegenwärtig eher verdrängte Gestaltungsaufgaben im Übergang von der fossilen zur postfossilen Gesellschaft.
Welche Herausforderungen bestehen für die Transportwirtschaft? Ohne Erdöl als Basis für Dieselkraftstoff ist aktuell im Straßengüterfernverkehr (SGFV) nicht viel zu bewegen, im Gegensatz zum zukünftigen Energiemix für den PKW ist gegenwärtig noch keine Kraftstoffalternative zum Dieselöl erkennbar. Viele unterschiedliche Interessengruppen der Logistikkette müssen bei dem Versuch, ein .Transportmodell. der Zukunft zu entwerfen, einbezogen werden. Güterverkehr ist zudem eine abgeleitete Nachfragegröße. Sie hat ihre Entstehung in unserem hochkomplexen, weltweit entgrenzten und verflochtenen Wachstums- und Wirtschaftssystem, das ohne das derzeitige Billigöl (Easy Oil) sich nicht entwickeln konnte. Welche Handlungsstrategien sind vor diesem Hintergrund von Preissteigerungen und knapper werdendem Erdöl zu entwickeln, wie stellen sich die Logistikunternehmen den zu erwartenden EU Forderungen der CO2. Reduzierung, wie sehen die Alternativen zum Diesel mit welchen Realisierungszeiträumen aus? Die zukünftige Größenordnung der Nachfrage nach Verkehrsleistungen berührt ein Kernthema unserer Wachstumsgesellschaft: Zur Energiewende gehört die Verkehrswende. Vor diesem Hintergrund wollen wir mit Ihnen die Chancen für postfossile zukunftstaugliche Logistikstrukturen, sowie die herausfordernden Perspektiven für die Transportwirtschaft diskutieren.
Dazu laden wir Sie herzlich auf die Wannseeinsel Schwanenwerder ein.
Dr. Michael Hartmann
Evangelische Akademie zu Berlin
Eckhard Kuhla
Mobilitätsinitiative „moin“, Syke
Diese Tagung ist bei der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen gemäß § 11 Berliner Bildungsurlaubsgesetzes (BiurlG) vom 24.10.1990 als Bildungsveranstaltung anerkannt.
Gefördert durch die
Bundeszentrale für politische Bildung
http://www.bpb.de/
Freitag, den 8. März 2013
9.00 Uhr Anmeldung (Begrüßungskaffee)
10.00 Uhr Eröffnung
Dr. Michael Hartmann; Evangelische Akademie zu Berlin
10.15 Uhr Einführung: Anlass der Tagung, Einordnung des Themas „Übergang“
Eckhard Kuhla, Mobilitätsinitiative „moin“ , Syke
10.45 Uhr Impulsvortrag:
Wachstum, Wirtschaft, Gesellschaft und das Erdöl („Easy Oil“)
Prof. Dr. Harald Welzer, FUTURZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit, Berlin
11.30 Uhr Güterverkehr aus Sicht des Klimaschutzes
Dr. Axel Friedrich, Berlin
12.00 Uhr Globale Logistik in der Nachölzeit
Andreas J. Hübscher, Projektleiter, Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik, Bremen
12.30 Uhr Zur Energiewende gehört die Verkehrswende
Jörg Schindler, ASPO Deutschland e. V., Mobilitätsinitative „moin“ , Neubiberg
13.00 Uhr Mittagspause
14.00 Uhr ÜBERGÄNGE – DIE GESTALTUNGSAUFGABEN IN EINZELNEN BEREICHEN
Perspektiven aus Sicht der Raumentwicklung
Gerd Würdemann, Mobilitätsinitative “moin“, ehem. Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Niederkassel
Der LKW: unsere Zukunft?
Karl Michael Fischer, Geschäftsführer, LKZ Prien GmbH (Logistik Kompetenz Zentrum),
Prien am Chiemsee
Der Diesel: ein Knappheits- und Preisproblem
Dr. Steffen Bukold, energycomment, Hamburg
16.00 Uhr Kaffeepause
16.30 Uhr Politisches Handeln: „Bleibt alles anders?“
Energiewende und Kraftstoffverfügbarkeit
Ministerialrat Frank Bonaldo, Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Berlin
17.30 Uhr Die Reaktion von Logistiksystemen auf steigende Treibstoffkosten
Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Bretzke, Barkawi Management Consultants, München
18.30 Uhr Abendessen
Samstag, den 9. März 2013
9.00 Uhr Nationales Entwicklungsprogramm LKW-Verkehr
Vorstellung der Thesen
Eckhard Kuhla, Mobilitätsinitative “moin“
9.45 Uhr Pause
10.15 Uhr Der LKW im Spannungsfeld zwischen ökologischen und ökonomischen Herausforderungen
Prof. Dr. Karlheinz Schmidt, Geschäftsführendes Präsidialmitglied,
Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung e. V, Frankfurt am Main
11.00 Uhr Streitgespräch
Zukunft ohne Öl? – Greenwashing oder nachhaltigen Wandel einleiten?
Prof. Dr. Karlheinz Schmidt, Geschäftsführendes Präsidialmitglied, Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung e. V, Frankfurt am Main
Jörg Schindler, ASPO Deutschland e. V., “moin“, Neubiberg
12.00 Uhr Wie geht es weiter?
Resümee eines Tagungsbeobachters
12.30 Uhr Mittagessen und Ende der Tagung