Wer von der Elbbrücke bei Mühlberg auf die hohen Deiche des begradigten Stromes schaut, glaubt kaum, dass sich hier im Mittelalter eine Furt befand. Eine Burg schützte die rechts der Elbe gelegene Stadt und den Elbübergang. Das Zisterzienser-Nonnenkloster Marienstern wurde 1228 in unmittelbarer Nähe des Altstädter Marktes gegründet. 1346 vereinigten sich die durch einen Elbarm getrennten Stadtteile Altstadt und Neustadt zu einer Stadt. Der mittelalterliche Stadtgrundriss der Doppelstadt hat sich bis heute erhalten. Die 1994 begonnene Sanierung des historischen Stadtkerns ist weit fortgeschritten. Unser Stadtrundgang führt uns zu sehenswerten Gebäuden der späten Gotik (Kloster, Propstei, Schloss, Rathaus und Frauenkirche) sowie Bürgerhäusern der Barockzeit.
Die historische Elb-Furt ist auch der Grund, warum sich der Krieg zwischen dem protestantischen Schmalkaldischen Bund und Kaiser Karl V als dem Repräsentanten des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation 1547 an eben diesem Ort in der Schlacht bei Mühlberg entschied: Es gelang dem kaiserlichen Herr, den Fluss von Westen her zu durchqueren und die überraschten protestantischen Truppen vernichtend zu schlagen.
Das Kloster wurde im Zuge der Reformation 1539 aufgelöst. Die bis 1990 andauernde Nutzung des Klostergeländes als landwirtschaftlicher Betrieb bewahrte den großen Teil des Gebäudeensembles vor dem Verfall. Seit 2000 leben Patres des Claretiner-Ordens in Mühlberg und füllen in Zusammenarbeit mit der evangelischen Gemeinde die Schritt für Schritt baulich restaurierten Klostergebäude mit neuem Leben.
Während des II. Weltkrieges bestand in der Nähe der Stadt ein großes Kriegsgefangenenlager der Deutschen Wehrmacht (Stalag IV B). Das Lager wurde von insgesamt etwa 300.000 Gefangenen aus über 40 Nationen durchlaufen. Das Gräberbuch verzeichnet mehr als 3.000 im Lager ums Leben gekommene Soldaten, überwiegend Rotarmisten. Ab Herbst 1945 richtete der sowjetische NKWD hier für 3 Jahre sein Speziallager Nr. 1 ein. Eingewiesen wurden Angehörige der Funktionselite des NS-Herrschaftssystems und der Deutschen Wehrmacht, NSDAP-Mitglieder sowie ’Klassenfeinde’, d.h. Menschen, die sich der kommunistischen Umgestaltung der sowjetischen Besatzungszone widersetzten. Fast 22.000 Männer und Frauen durchliefen das Speziallager. Es herrschten katastrophale Haftbedingungen. Verhöre fanden generell unter Folter statt. Mehr als 6.700 Häftlinge kamen im Lager ums Leben, rund 4.000 Häftlinge wurden nach in der Sowjetunion gelegenen Straflagern abtransportiert, etwa 150 Häftlinge wurden durch russische Militärtribunale abgeurteilt. Im Sommer 1948 wurde das Lager aufgelöst.
Heinz-Joachim Lohmann
Evangelische Akademie zu Berlin
Hans Tödtmann
Arbeitskreis Stadtpolitik
6.30 Uhr Abfahrt mit Reisebus Bahnhof Berlin-Südkreuz
Ausgang Schöneberg, Hildegard-Knef-Platz
Ankunft Mühlberg / Elbe, Altstädter Markt
9.30 Uhr Stadtrundgang zur Stadtgeschichte und Stadtsanierung
Rosemarie Bauer, Stadtführerin
11.30 Uhr Besuch der evangelischen Frauenkirche
Kerstin Höpner-Miech, Pfarrerin
12.15 Uhr Fußweg zum Hafen
12.30 Uhr Mittagessen in der Pension Seeblick, Am Hafen 1
13.30 Uhr Fußweg zum Kloster
13.45 Uhr Führung durch das Kloster Marienstern
mit Klosterkirche, Refektorium, Äbtissinnenhaus
Gespräch beim Kaffee im Juttasaal über die Konzeption des Klosters
Monika Both, Förderverein Kloster Marienstern
15.30 Uhr Busfahrt zum ehemaligen Lager Mühlberg
15.45 Uhr Führung durch das ehemalige Lager Mühlberg
Eberhard Hoffmann, Zeitzeuge
Initiativgruppe ‚Lager Mühlberg e. V.‘
17.30 Uhr Rückfahrt mit Reisebus
20.30 Uhr Ankunft Bahnhof Berlin-Südkreuz