Schwanenwerder ist ein privilegierter Ort, ein Berliner Kleinod. In der von Menschen inszenierten Natur finden sich bis heute private Rückzugsräume und Beispiele für exklusive Wohnkultur. Die Historie der Insel spiegelt die Geschichte der Stadt: Schwanenwerder erzählt von Opulenz und Fortschrittserwartung der Gründerzeit, vom Wunsch des aufstrebenden Bürgertums, der königlichen Pfaueninsel ein Pendant entgegenzusetzen. Zugleich lassen sich hier auch die Folgen von Unmenschlichkeit und Rassenwahn im Nationalsozialismus nachverfolgen.
Dank des Denkmal-, Gewässer- und Naturschutzes sowie der Achtsamkeit seiner Bewohner ist das außergewöhnliche Ensemble am Ausgang des Großen Wannsees sorgsam bewahrt. Wir genießen es, mit der Akademie in der Evangelischen Bildungsstätte auf Schwanenwerder stadtnah und doch abgeschieden in einmaliger Atmosphäre tagen zu können. Mit dieser Veranstaltung erheben wir Schwanenwerder vom Tagungsort zum Thema einer Tagung – und antworten damit auf die vielen Fragen unserer Gäste und Tagungsteilnehmer.
Unmittelbar vor dem „Tag des offenen Denkmals“ erkunden wir die Geschichte des „Cladower Sandwerders“ – wie die Insel hieß, bevor sie im 19. Jahrhundert aufgeschüttet, zur üppigen Park- und Gartenlandschaft umgestaltet und mit stattlichen Villen und Wirtschaftsgebäuden bebaut wurde. Mit Experteninnen öffnen wir den Blick auf die Insel, zeigen Beispiele für glanzvolle Lebenskultur. Und wir erinnern an Unrecht und Herrenmenschentum in der Zeit des Nationalsozialismus, an Enteignung und Besitzerwechsel sowie die Nachkriegszeit.
Dankenswerterweise dürfen wir im Verlauf der Tagung zwei Grundstücke auf der Insel begehen und die Gärten genauer betrachten. Wir zeigen Schwanenwerder in historischen Filmausschnitten. Und nicht zuletzt möchten wir auf die wechselnden Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in der Evangelischen Bildungsstätte aufmerksam machen. Es sind die Werke des verstorbenen Christian Roehl sowie des Graphikers Thomas Werk, die derzeit neue Akzente in den Innenräumen und im Park des Ensembles setzen.
Dr. Jacqueline Boysen
Evangelische Akademie zu Berlin
Studienleiterin für Zeitgeschichte und Politik
Freitag, 6. September 2013
16.00 Uhr Anreise und Anmeldung
17.00 Uhr Begrüßung
Stefanie Jüngerkes, Geschäftsführerin Ev. Bildungsstätte auf Schwanenwerder
Dr. Jacqueline Boysen, Ev. Akademie zu Berlin
17.30 Uhr Respekt vor der Geschichte, aber kein Historismus
Die Berliner Repräsentanz der Würth-Gruppe in Berlin – ein geführter Besuch auf dem Grundstück Inselstraße 16
Inga Büscher-Arft, Würth-Gruppe, Berlin
19.00 Uhr Abendimbiss in der Evangelischen Bildungsstätte
Erzählte Geschichte und Funde aus Archiven
20.30 Uhr Ein historischer Rundblick
Die Bebauungsgeschichte von den Anfängen bis zur Nachkriegsnutzung, Schwanenwerder in ausgewählten Filmausschnitten und ein Interview mit dem Anwohner und Chronisten Georg Schertz, Polizeipräsident a.D.
Dr. Christine Fischer-Defoy, Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V
Dr. Jacqueline Boysen, Ev. Akademie zu Berlin
Samstag, 7. September 2013
09.00 Uhr Morgenandacht
09.30 Uhr Ein besonderes Haus – die Villa Waltrud
Die Familie Sobernheim und ihr Architekt Bruno Paul
Heike Stange, Kulturamt Steglitz-Zehlendorf
Die Zerstörung einer Idylle – Schwanenwerder zwischen 1920 und 1945
Die Anwesen der Familien Salomonsohn und Solmssen
Dr. Christine Fischer-Defoy, Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V
11.30 Uhr Kaffeepause
12.00 Uhr Geleitet von Infostelen – eigene Erkundung des Geschichtspfads
Individueller Spaziergang mit einem Besuch auf dem Grundstück Inselstraße 20-22,
Kinder- und Jugendgästehaus der Gesellschaft für berufsbildende Maßnahmen gGmbH
13.00 Uhr Mittagessen
Mehr als eine Insel – der Kunstraum Schwanenwerder
15.00 Uhr Zum Innehalten der Plastik im Raum
Die Skulpturen des verstorbenen Künstlers Christian Roehl – ein Beispiel für die Arbeit der Stiftung St. Matthäus, Kulturstiftung der EKBO
Anne-Catherine Jüdes, Kulturwissenschaftlerin, Stiftung St. Matthäus, Berlin
16.00 Uhr Kaffeepause
16.30 Uhr Einfachheit und Stille
Rundgang durch die Ausstellung mit dem Künstler
Thomas Werk, Berlin
Ende der Veranstaltung gegen 17.30 Uhr