Das 11. ost-westeuropäische Gedenkstättenseminar in Kreisau widmet sich Ereignissen der europäischen Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und ihrer Wirkungsgeschichte in den unterschiedlichen Ländern Mittel- und Osteuropas. Wie werden in Gedenkstätten, Ausstellungen oder Veranstaltungen jeweils die Perspektiven der beteiligten und benachbarten Gesellschaften aufgenommen? Wie stellte sich die Entwicklung der Politik in den einzelnen Ländern dar? Was trennt die Wahrnehmungen und was verbindet sie?
So markieren beispielsweise die Jahre 1918 und 1938 Beginn und Ende der so genannten Zwischenkriegszeit. Das Ende des Ersten Weltkrieges hat aber sehr unterschiedliche Bedeutungen in den Geschichtserzählungen einzelner Länder. 1938 markiert zudem das Münchener Abkommen sowie die Besetzung der Tschechoslowakei durch Nazi-Deutschland. Wie werden diese wichtigen Zäsuren am Vorabend des von Deutschland verursachten Zweiten Weltkrieges mit seinen unvorstellbaren Verbrechen und dem Holocaust in den Geschichtsnarrativen der unterschiedlichen Länder und ihrer Museen betrachtet? Auch der Zweite Weltkrieg stellt zwar für ganz Europa eine der einschneidensten Zäsuren dar, doch wird er unterschiedlich durch die politische Neuordnung nach dem Krieg und den Beginn des Kalten Krieges 1948 gedeutet. Mittlerweile erfährt der Kalte Krieg selbst eine Historisierung in entstehenden Museen und Projekten mit europäischer Perspektive. Die exemplarisch hier aufgegriffenen Schlüsseldaten sind nicht als geschlossene Ereignisse zu betrachten, sondern nur in ihrer Kontextualisierung zu verstehen. Wie wird diese dargestellt, wo beginnt jeweils die Erzählung, wie ist der jeweilige internationale Kontext zu beschreiben?
Das ost-westeuropäische Gedenkstättenseminar richtet sich an Mitarbeiter/innen von Gedenkstätten oder Museen und Personen, die sich in Projektarbeiten, an Schulen oder Hochschulen mit der Geschichte von Nationalsozialismus, dem Völkermord an den europäischen Juden, Stalinismus und kommunistischer Diktatur sowie anderen Formen totalitärer Gewaltherrschaft und des Widerstandes dagegen auseinander setzen. Das Seminar versteht sich als Forum für einen gesamteuropäischen Erfahrungsaustausch von Vertretern aus der Praxis, die in der historisch-politischen Bildungsarbeit tätig sind, sowie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.
Wir laden herzlich zur Teilnahme ein!
Dr. Jacqueline Boysen
Dr. Andrea Genest
Dr. Anna Kaminsky
Dominik Kretschmann
Dr. Burkhard Olschowsky
Kooperationspartner sind:
Gedenkstätte Stiftung Kreisau
Evangelische Akademie zu Berlin
Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Europäisches Netzwerk Erinnerung und Solidarität
in Verbindung mit der Kreisau-Initiative Berlin e.V.
Mittwoch, 20. März 2013
nachmittags ab 17.00 Uhr Anreise und Zimmerbelegung
anschließend Kaffeetrinken
fakultativ: Rundgang durch die Begegnungs- und Gedenkstätte Krzyzowa (Kreisau)
18.30–19.00 Uhr Abendessen
19.30 Uhr Einführung in das Programm durch die Veranstalter, Vorstellungsrunde
anschließend geselliger Abend zum Kennenlernen und Austauschen
Donnerstag, 21. März 2013
9.30–12.30 Uhr Einführungsvorträge: Europäische Übergänge – drei Perspektiven
Das Jahr 1938 in seiner Bedeutung für die Ukraine mit Seitenblicken auf Ungarn und die Slowakei
Dr. Oleksandr Zajcev, Lemberg
Österreich als erstes Opfer des Nationalsozialismus
Heidemarie Uhl, Wien
Wegmarken der europäischen Integration
Prof. Andreas Wilkens, Metz
dazwischen Kaffeepause
12.30–14.30 Uhr Mittagspause
14.30-17.30 Uhr Fortsetzung Vorträge
Die polnisch-tschechischen Beziehungen in der Zwischenkriegszeit
Grzegorz Gąsior, Warschau
Der Weg aus Krieg und Besatzung: Frankreich 1944/45
Prof. Ulrich Pfeil, Metz
„Unsere Deutschen“ – eine Ausstellung zur Geschichte der Deutschen in den böhmischen Ländern
Jan Sicha, Usti nad Labem
dazwischen Kaffeepause
17.30 - 19.00 Uhr Abendessen
anschließend Abendprogramm
Freitag, 22. März 2013
Zwischenkriegszeit – Übergänge – Neuanfänge: Zäsuren und ihre Darstellung in Museen und Ausstellungen
9. 30 Uhr Das Haus der Europäischen Geschichte
Dr. Zofia Woycicka, Warschau/Brüssel (angefragt)
10.45–11.15 Uhr Kaffeepause
11.15–12:45 Uhr Stepan Bandera in Lwiw
Wilfried Jilge, Leipzig (angefragt)
Piłsudski in der polnischen Erinnerung nach 1945
Przemysław Wywial (Krakau)
13.00–14.00 Uhr Mittagspause
14.30 Uhr Abfahrt nach Breslau
15.30–17.00 Uhr Stadtrundgang
17.30 Uhr Abendimbiss
18.00 Uhr Katyn im Gedächtnis der Nationen
Die „Katyn Rides“ und die Erinnerung an das Massaker in Polen
Leszek Rysak, Warschau
Buchvorstellung „Erinnerungsorte für die Opfer von Katyn“
Dr. Anna Kaminsky, Berlin
Zur Ikonographie von Katyń
Dr. Andrea Genest, Sandbostel
Samstag, 23. März 2013
9.00-11.00 Uhr Forum historisch-politische Bildung: Projektpräsentationen
Die neue Dauerausstellung der Gedenkstätte Ravensbrück
Dr. Insa Eschebach, Fürstenberg
Der GULaG – Bilder und Erinnerung
Tomasz Kizny, Breslau
11:00 – 12.00 Uhr Auswertungsrunde und Ideen für ein nächstes Mal
anschließend Kaffee und Abschied
Stand: 24.01.2013 / Änderungen vorbehalten