Viele Erkrankungen haben eine Ursache im spezifischen Umgang der Menschen mit Zeit. Die Beschleunigung und zeitliche Verdichtung der Lebenswelt durch Rationalisierungs- und Ökonomisierungsprozesse erzeugt zunehmend gesundheitliche Risiken, die die Individuen wie aber auch die Solidargemeinschaft belasten. Unter anderem die deutliche Zunahme psychogener Ursachen in der Behandlungs- und Verrentungsstatistik spricht dafür. Auch die Organisation des Gesundheitssystems selbst ist von enger Zeittaktung, Planbarkeit und Beschleunigung geprägt: Ärzte und Pflegepersonal arbeiten weit über der Belastungsgrenze; für die Patienten stellt der Zeitdruck in Krankenhaus und Arztpraxen inzwischen eine ernste Gefährdung ihrer Gesundheit dar.
Welche Zusammenhänge zwischen zeitlichen Belastungen in der Alltagswelt und gesundheitlichen Risiken gibt es? Wie sieht ein gesunder und gesundmachender Umgang mit Zeit aus? Welche Zeitregelung im Gesundheitssystem ist ökonomisch sinnvoll und dient Patienten und Mitarbeitenden?
Mehr denn je gilt heute die alte Volksweisheit, dass vorbeugen besser als heilen ist. Dafür bietet gerade ein gesundheitsbewusster Umgang mit der Zeit ein gutes Beispiel. Die Tagung will gesundheitliche Schäden durch zeitliche Überforderung der Individuen am Beispiel unterschiedlicher gesellschaftlicher Bereiche demonstrieren und Wege aufzeigen, wie diese jeweils zu vermeiden wären.
Wir laden Sie herzlich ein!
Simone Ehm, Evangelische Akademie zu Berlin
Dr. Jürgen P. Rinderspacher, Deutsche Gesellschaft für Zeitpolitik (DGfZP), Berlin
Eine Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Zeitpolitik (DGfZP).
Gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung.
Im Rahmen der „Registrierung beruflich Pflegender“ können für diese Tagung 10 Punkte angerechnet werden.
Freitag, 24. Oktober 2014
14.30 Uhr Anmeldung und Begrüßungskaffee
15.45 Uhr Begrüßung und Einführung
Simone Ehm, Evangelische Akademie zu Berlin
Prof. Dr. Ulrich Mückenberger, Vorsitzender Deutsche Gesellschaft für Zeitpolitik (DGfZP), Berlin
16.00 Uhr Ängste, Burn-Out, Depression – Wie macht unser Lebenstempo krank?
PD Dr. Frank Godemann, Chefarzt, St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee
Wie gestresst sind die Deutschen – und wovon? Ergebnisse einer repräsentativen Studie
Inga Laboga, M.A., Technikerkrankenkasse (TK), Hamburg
Kurzimpulse und Gespräch
17.30 Uhr Pause
17.45 Uhr Was hat die Zeit mit Gesundheit zu tun?
Dr. Jürgen P. Rinderspacher, Institut für Ethik und angrenzende Sozialwissenschaften (IfES), Universität Münster, DGfZP
18.30 Uhr Fishbowl: Wie bleiben wir gesund?
19.15 Uhr Abendessen
Ende gegen 20.30 Uhr
Samstag, 25. Oktober 2014
Gesunde Zeiten – Kranke Zeiten: Zeitliche Belastungen in der Alltagswelt
09.30 Uhr Leben im Takt der neuen Arbeitswelt: Herausforderungen an eine gesunde Lebensführung
Prof. Dr. Kerstin Jürgens, Fachbereich Mikrosoziologie, Universität Kassel
10.30 Uhr Kaffeepause
11.00 Uhr Ausschlafen?! – Hindernisse einer zeitgemäßen Lebensführung im „ganz normalen Wahnsinn“ des Familienalltags
Dr. Karin Jurcyk, Deutsches Jugendinstitut (DJI), München
12.30 Uhr Mittagspause
14.00 Uhr ADHS – die Zeitkrankheit der Kinder? Ursachen und Therapieansätze
Dr. Helmut Bonney, Arzt für Kinderheilkunde und Autor, Heidelberg
15.00 Uhr Kaffeepause
15.30 Uhr Arbeitsgruppen: Gesunde Zeiten – krankmachende Zeiten:
1. Arbeit
2. Familie
3. Kindliche Lebenswelt
Gesunde Zeiten – Kranke Zeiten: Herausforderungen an das Gesundheitssystem und die Gesellschaft
17.00 Uhr Keine Zeit mehr für Gesundheit? Krankenhausärzte im Stress. Ergebnisse des MB-Monitors 2013
Hans-Jörg Freese, Leiter Verbandskommunikation / Pressesprecher, Marburger Bund Bundesverband, Berlin
18.30 Uhr Abendessen
19.30 Uhr Gespräche bei Klaviermusik
Sonntag, 26. Oktober 2014
09.00 Uhr Andacht: „Ein Tag wie tausend Jahre“ (2. Petrus 3,8)
Dschin-u Oh, Vikar, Ev. Kirchengemeinde Dahlem, Berlin
09.30 Uhr Wie mehr Zeit für den Patienten Geld spart – Das Beispiel Delir
Dr. Simone Gurlit, Ärztliche Leiterin des Geriatrie-Teams, St. Franziskus-Hospital, Münster
10.15 Uhr PARO, Care-O-bot und der Operationsroboter DaVinci – Welche Zeitersparnis in der Pflege dient Pflegebedürftigen und Pflegenden?
PD Dr. Arne Manzeschke, Institut Technik-Theologie-Naturwissenschaften, Ludwig-Maximilians-Universität München
11.00 Uhr Kaffeepause
11.30 Uhr Zeiten von Pflegebedürftigen und Pflegenden – Wie bleiben Pflegende unter Zeitdruck gesund?
Karin Schroeder-Hartwig, stellvertretende Pflegedirektorin, Albertinen-Krankenhaus Hamburg
12.15 Uhr Diskussion: Vorbeugen und Heilen – Ansatzpunkte für gesündere Zeiten?
Prof. a.D. Dr. Christel Eckart, DGfZP, Frankfurt / Main
Dr. Helmut Bonney
PD. Dr. Arne Manzeschke
13.00 Uhr Mittagsimbiss und Ende der Tagung