Das Gutachten der fünf führenden deutschen Friedensforschungsinstitute widmet sich in diesem Jahr auch der Rolle von Religion in Konflikten. Nachdem der Westfälische Friede Religion in Europa weitgehend aus der Politik verbannt hatte, wird Glaubensfragen heute – angesichts der Globalisierung und ein Vierteljahrhundert nach dem Ende des Kalten Krieges – wieder zunehmend Bedeutung beigemessen. Dabei erweisen sich Religionen als durchaus ambivalent: Einerseits werden sie häufig mit Gewalt und Fanatismus in Verbindung gebracht, andererseits wird ihnen zugleich ein beträchtliches Friedenspotenzial zugesprochen.
Auf der Tagung fragen wir nach den Auswirkungen für die deutsche Außenpolitik – und wir nehmen einen Teilaspekt aus dem Friedensgutachten beispielhaft in den Blick: Im Fokus der Veranstaltung sollen die religiösen Spannungen zwischen Christen und Muslimen in Nigeria stehen. Die Scharia-Krise in den frühen 2000er Jahren, die Konflikte in Plateau State und die Rhetorik der Terrorgruppe Boko Haram legen die Vermutung nahe, dass religiöse Differenzen die Gewalt in Nordnigeria motivieren. Und in der Tat haben die Spannungen zwischen Christen und Muslimen seit dem Amtsantritt des damaligen Staatspräsidenten Olusegun Obasanjo 1999 in weiten Teilen des Landes zugenommen. Gleichwohl lässt sich zeigen, dass sich hinter der religiösen Gewaltrhetorik immer wieder handfeste politische und ökonomische Interessen verbergen.
In diesem Kontext stellt sich die Frage an die deutsche Außenpolitik, wie mit religiös konnotierten Konflikten umzugehen sei. „Religion matters“ – inwieweit gilt dies auch für die deutsche Außenpolitik? Was bedeutet der religiöse Faktor in der Interaktion mit anderen Staaten – zumal in Krisenregionen? Und welche religionspolitischen Optionen und Erfordernisse ergeben sich daraus für die Bundesrepublik?
PD Dr. Ines-Jacqueline Werkner
Forschungsstätte der Ev. Studiengemeinschaft e.V. (FEST)
und Mitherausgeberin des Friedensgutachtens
Dr. Jacqueline Boysen
Evangelische Akademie zu Berlin
in Zusammenarbeit mit:
der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e.V. (FEST)
Institut für Entwicklung und Forschung (INEF)
Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH)
Bonn International Center für Conversion (BICC)
Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (PRIF/HSFK)
Unter Beteiligung von Women in International Security (WIIS)
Das Friedensgutachten wird gefördert von der Deutschen Stiftung Friedensforschung (DSF)
Das Friedensgutachten 2014 erscheint wie in den vergangenen Jahren im LIT-Verlag, Münster/Berlin: www.lit-verlag.de. Am Büchertisch können Sie das Friedensgutachten erwerben.
Mittwoch, den 4. Juni 2014
Ab
17.30 Uhr Anreise und Anmeldung
18.00 Uhr Begrüßung
Dr. Jacqueline Boysen
Evangelische Akademie zu Berlin
Einführung in das Friedensgutachten 2014
PD Dr. Ines-Jacqueline Werkner
FEST, Mitherausgeberin des Friedensgutachtens, Heidelberg
18.20 Uhr Nigeria – Gewaltursache Religion?
Prof. Dr. Andreas Hasenclever
Professor für Friedensforschung und Internationale Politik, Universität Tübingen
18.40 Uhr Impulsvortrag
Wieviel Vorsicht – wieviel Mut?
Deutsche Außenpolitik im Umgang mit religiös konnotierten Konflikten
Christoph Strässer MdB
Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe im Auswärtigen Amt, Berlin
19.00 Uhr Zwiegespräch und Diskussion mit dem Publikum
Das Friedenspotenzial der Religionen nutzen
Christoph Strässer MdB und Prof. Dr. Andreas Hasenclever
19.50 Uhr Schlusswort
Dr. Martin Dutzmann
Bevollmächtigter der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union, Berlin
Ende gegen 20.00 Uhr
„Diese Veranstaltung ist Teil des gemeinsamen Diskursprojektes“… dem Frieden der Welt zu dienen…“ der Evangelischen Akademie in Deutschland (EAD e.V.), gefördert mit Mitteln der Arbeitsgemeinschaft Ethische Bildung in den Streitkräften (AEBIS) der Evangelischen Militärseelsorge.“