Die Ambivalenz religiöser Identitäten in politischen Konflikten ist auf vielfältige Weise beschrieben worden: Zum einen können Gläubige und deren religiöse Überzeugungen Vermittlung, Dialog und Versöhnung voranbringen. Zum anderen können religiös begründete Wahrheitsansprüche in Intoleranz münden und Identitätsmuster religiöser Prägung Aggression verstärken. Diese Zusammenhänge gewinnen nicht nur in der Internationalen Politik und in Anbetracht aktueller Krisen an Bedeutung, sondern auch in innenpolitischen Kontexten. Dabei sind Ursachen, Implikationen und Schlussfolgerungen bei der Debatte um Gewalt- und Friedenspotenziale von Religionen in der Forschung nach wie vor umstritten.
Vor diesem Hintergrund fragt die Tagung nach Stand und Perspektiven der politikwissenschaftlichen Forschung zu religiösen Identitäten in politischen Konflikten. Hierzu gab es einen call for papers, zu dem zahlreiche hervorragende und hochaktuelle Arbeiten eingereicht wurden. Die Beiträge zu dieser Tagung sind als Auswahl aus diesen hervorgegangen.
In drei Panels werden dabei folgende Aspekte verhandelt:
I. Was ist religiöse Identitätsbildung und wie findet sie statt? Welche theoretischen Zugänge im Themenfeld Religion und Identität tragen zur Klärung dieser Grundlagen bei und wie wirken sich aktuelle Debatten und neue Perspektiven der Identitätsforschung aus?
II. Unter welchen Voraussetzungen entfalten Religionen gewaltfördernde oder gewalthemmende Potenziale? Was kann dazu beitragen, dass die Vielfalt religiöser Identitäten in Freund-Feind-Schematisierungen durch gegenseitige Abgrenzungen mündet?
III. Wie können politische Instrumentalisierungen und Bedrohungswahrnehmungen wissenschaftlich untersucht? Welche Fallbeispiele geben Impulse für die Theorieentwicklung und weisen auf aktuelle Entwicklungen hin?
Wir laden Sie herzlich ein, diese Fragen zu diskutieren!
Dr. Claudia Schäfer für die Evangelische Akademie zu Berlin
PD Dr. Ines-Jacqueline Werkner für den Arbeitskreis „Politik und Religion“ der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft und den Forschungsverbund „Religion und Konflikt“
PD Dr. Oliver Hidalgo für den Arbeitskreis "Politik und Religion" der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft
Freitag, den 21. November 2014
12.30 – 13.30 Uhr Shuttleservice vom S-Bahnhof Nikolassee zur Tagungsstätte
13.30 Uhr Ankommen bei Kaffee und Tee
14.00 Uhr Begrüßung und Einführung
Dr. Claudia Schäfer, Ev. Akademie Berlin
PD Dr. Ines-Jacqueline Werkner, Goethe-Universität Frankfurt/FEST Heidelberg
Panel I. Religiöse Identitätsbildung
Moderation: PD Dr. Ines-Jacqueline Werkner
14.30 Uhr Was heißt „religiöse Identität“?
Prof. Dr. Heinrich W. Schäfer, Universität Bielefeld
15.15 Uhr Moralische Integrität als Schnittstelle zwischen individueller und kollektiver Ethik
Dr. des. Kirstin Bunge, ITHF Hamburg
16.00 Uhr Religiöse Identitäten und politische Kultur in demokratischen politischen Systemen. Konzepte und Messprobleme
Prof. Dr. Antonius Liedhegener, Universität Luzern
16.45 Uhr Kaffeepause
Panel II. Die Ambivalenz des Religiösen
Moderation: PD Dr. Oliver Hidalgo, Universität Regensburg
17.15 Uhr Mehr Hydra als Janus. Politikwissenschaftliche Auseinandersetzung mit Religion
Dr. Jodok Troy, Universität Innsbruck
18.00 Uhr Wann ist das Distinktionspotenzial religiöser Identitäten anfällig für eine Eskalation zur Freund-Feind-Schematisierung?
Prof. Dr. Wolfgang Bergem, Universität Siegen
18.45 Uhr Abendessen
20.30 Uhr Mitgliederversammlung des Arbeitskreises und des Forschungsverbundes
Samstag, 22. November 2014
ab 07.00 Uhr Frühstück für Übernachtungsgäste
08.30 Uhr Morgenandacht in der Kapelle
09.00 Uhr Bedingungen der politischen Instrumentalisierung von Religion. Konzeptionelle Überlegungen und empirische Befunde
Dr. Anja Hennig und Dr. Madalena Resende, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt O.
09.45 Uhr Religiöse Pluralität als Bedrohung oder kulturelle Bereicherung? – Ergebnisse des Bertelsmann Religionsmonitors 2013 zur Bedrohungswahrnehmung von Religion im Ländervergleich
Yvonne Jaeckel, Prof. Dr. Gert Pickel und Alexander Yendell, Universität Leipzig
10.30 Uhr Kaffeepause
Panel III. Religiöse Identitätsstrukturen in politischen Konflikten – Fallbeispiele
Moderation: Prof. Dr. Jörg Calließ, TU Braunschweig
11.00 Uhr Zwischen eschatologischer Erregung und Enttäuschung. Die religiöse Siedlerbewegung in Israel
Dr. Steffen Hagemann, TU Kaiserslautern
11.45 Uhr Religiöse Identität, politische Mobilisierung und externe Sponsoren. Libanesische Maroniten, Sunniten und Schiiten im Vergleich
Dr. Thomas Scheffler, Orient-Institut Beirut
12.30 Uhr Die Rolle religiöser Identitäten in religionsbezogenen Gewaltkonflikten in Jos/Nigeria
Mathias Tanner, Universität Basel
13.15 Uhr Abschlussrunde
13.30 Uhr Mittagessen
14.30 Uhr Tagungsende und Abreise, Shuttle zum S-Bahnhof