Marktwirtschaft, Freiheit und Demokratie verhalten sich komplementär zueinander. Das ist Teil der ordoliberalen Erzählung von der Sozialen Marktwirtschaft. Aufstiegschancen und Teilhabe am gesellschaftlichen Miteinander sowie am politischen Wettbewerb gehören zusammen. Gleichzeitig ist die Kritik an einem allzu expansiven und für soziale Verwerfungen unempfindlichen Markt deutlicher denn je. Selbst der Internationale Währungsfonds warnt vor wachsender Ungleichheit auf der Welt. Zwei Autoren und ihre populären Bücher erzählen die Geschichte vom Gift der Ungleichheit. Marktwirtschaft schade letztlich der Demokratie. Der Markt erzeuge Ungleichheiten, die auch westlich geprägte Gesellschaften geradewegs zurück in eine feudale Zukunft führten. Die Rede ist von Papst Franziskus und Thomas Piketty, einem französischen Ökonomen. Beide treffen in diesen Tagen auf eine begeisterte Zustimmung in Kirche und Politik, aber auch in der Ökonomenzunft. Wir fragen, ob Gesellschaft und Kirche dem Markt nichts mehr zutrauen. Lässt sich das Modell der Sozialen Marktwirtschaft in dieser Situation noch vertreten?